Arbeitsklima Wie wehrt man sich gegen toxische Führungskräfte?
Schlechte Vorgesetzte sind keine Seltenheit. Sie machen nicht nur ihren Mitarbeitern das Leben schwer, sondern verpesten auch die Unternehmenskultur. Wie groß das Problem ist und was Sie am besten dagegen tun.
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Es gibt diese Führungskräfte, die spielen Gott. Sie schimpfen, schreien und erniedrigen. Wer nicht selbst unter einer leidet (oder litt), kennt zumindest jemanden. Wie groß das Problem ist, haben jetzt Wissenschaftler der Uni Bielefeld herausgefunden: „In acht von zehn Unternehmen konnten wir toxisches Vorgesetztenverhalten nachweisen“, erzählt Wirtschaftswissenschaftlerin Christina Hoon. „Jeder fünfte Arbeitnehmer leidet darunter.“ Gemeinsam mit ihrem Team hat die Forscherin fast 40.000 Kununu-Bewertungen verwertet und über 3.700 Kommentare nach Anzeichen für toxische Führung untersucht.
Was bedeutet „toxisch“ überhaupt?
Als „toxisch“ bezeichnet die Wissenschaft Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter kränken, anschreien, ignorieren oder sie öffentlich bloßstellen. Doch damit nicht genug: Toxische Chefs sorgen nicht nur für Unruhe in ihrem direktem Umfeld, sondern sie vergiften die Arbeitskultur ihres kompletten Unternehmens.
Wie werden Vorgesetzte zu „toxischen“ Chefs?
Und so läuft es ab: Vorgesetzte aus niedrigeren Management-Ebenen ahmen das schlechte Verhalten ihrer Führungskräfte nach – und geben es dann nach unten weiter. „Wie beim Schneeball-Effekt verpestet eine einzige Person auf diese Weise ganze Betriebe“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Michael Graffius, der ebenfalls an der Kununu-Studie mitgearbeitet hat. Das kommt auch die Firmen teuer zu stehen. „Wir haben herausgefunden: Die Performance eines Unternehmens hängt direkt mit dem Arbeitsklima zusammen“, ergänzt Graffius. „Betriebe mit toxischen Führungskräften sind ineffizienter und weniger profitabel.“
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Toxische Führung
Was schlechte Chefs in Unternehmen anrichten
Was nun tun gegen toxische Vorgesetzte?
Angestellten rät Arbeitsrechtsanwalt Benjamin Onnis: „Sprechen Sie Probleme direkt an! Es klingt simpel, aber die meisten Rechtsstreitigkeiten eskalieren, weil die Leute nicht genug miteinander reden.“ Oft verhielten sich Führungskräfte zudem nicht bewusst negativ. Eine Grenze gebe es aber bei persönlichen Angriffen und Mobbing. „Schikaniert oder diskriminiert ein Vorgesetzter seinen Mitarbeiter, kann der Angestellte dagegen rechtlich vorgehen“, erklärt Onnis. „Der Arbeitgeber darf die Führungskraft dann abmahnen oder bei wiederholten oder schlimmen Fällen kündigen.“
Die Lösung: Eine offene und transparente Feedback-Kultur
„Kaum ein Faktor hat so großen Einfluss auf die Zufriedenheit am Arbeitsplatz wie das Verhältnis zur Führungskraft“, unterstreicht Yenia Zaba, Kommunikationsleiterin bei Kununu. An Arbeitgeber richtet sie deshalb einen klaren Appell: „Nur wenn Sie eine offene und transparente Feedback-Kultur in Ihrem Unternehmen ermöglichen, können Ihre Mitarbeiter Sie frühzeitig auf Missstände aufmerksam machen! Und davon profitiert die Performance Ihres gesamten Betriebs.“
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