Dichtungen Neue Gestaltungsmöglichkeiten für filigrane Dichtungsgeometrien

Redakteur: Jan Vollmuth

Mit einer Werkstoff-Neuentwicklung ist es jetzt Freudenberg Sealing Technologies gelungen, erstmals die Eigenschaften von hochbeständigem Festkautschuk und Flüssigsilikon mit einander zu kombinieren.

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Ein zinkphosphatiertes Blech für Dichtungsanwendungen im Motor mit beidseitig umspritzter Dichtungsspur und sehr dünnen Dichtlippen.
Ein zinkphosphatiertes Blech für Dichtungsanwendungen im Motor mit beidseitig umspritzter Dichtungsspur und sehr dünnen Dichtlippen.
(Bild: Freudenberg)

Bislang ließen sich Bauteilgeometrien mit filigranen Designs nur mit Flüssigsilikon (Liquid Silicone Rubber, LSR) realisieren. Dessen niedrige Viskosität ermöglicht eine effektive Fertigung bei komplexen Geometrien und auch bei langen Fließwegen im Werkzeug. Diese Vorteile lassen sich zudem für Zweikomponenten-Bauteile sehr gut nutzen.

Allerdings erfüllt Flüssigsilikon nicht alle Beständigkeitsanforderungen der Automobilindustrie. Insbesondere Getriebe-, aber auch Motoröle sind mit dem Werkstoff LSR wenig kompatibel, sodass bisher ein Einsatz von Silikonen in Motor oder Antriebsstrang ausgeschlossen oder zumindest stark eingeschränkt war.

Mit einer Werkstoff-Neuentwicklung ist es jetzt Freudenberg Sealing Technologies gelungen, erstmals die Eigenschaften von hochbeständigem Festkautschuk und Flüssigsilikon mit einander zu kombinieren. Das neue Flüssig-ACM (L-ACM) besitzt eine im Vergleich zu festem Standard-ACM stark verringerte Viskosität und kann somit wie Flüssigsilikon verarbeitet werden. Gleichzeitig verfügt der neue Dichtungswerkstoff über Medienbeständigkeiten und Quellverhalten, die mit denen von Standard-ACM vergleichbar sind.

Somit bietet L-ACM die herausragende Möglichkeit, völlig neue Dichtungsformen zu realisieren, die sich vor allem durch höchst filigrane Strukturen auszeichnen. Dieser neue Dichtungswerkstoff erlaubt es zudem, die system- und verfahrensbedingten Vorteile der Elastomerverarbeitung in Form von Mehrkomponententeilen noch besser auszuschöpfen.

Welche Vorteile das neue Flüssig-ACM bietet, verdeutlicht das abgebildete Prototypbauteil. Das zinkphosphatierte Blech wird in einem Motor eingesetzt und nimmt zusätzlich eine Dichtfunktion wahr. Die Flüssig-ACM-Dichtspur haftet beidseitig auf diesem Blech. Zu erkennen sind die Durchführungspunkte, durch die das Material auf die Blechrückseite fließen kann. Außerdem zeigt die Abbildung, wie präzise die dünn strukturierten Dichtspuren mit zirka 150 µm Höhe ausgebildet sind. (jv)

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