Energieeffizienzwettbewerb Eco-Flitzer schafft 579,2 km mit einem Liter Benzin

Redakteur: Dipl.-Ing. (FH) Sandra Häuslein |

Ein Team aus Studenten der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft hat beim diesjährigen Shell-Eco-Marathon in London teilgenommen. Deren Eco-Flitzer Nemo landete in der Kategorie „Prototypen“ mit Benzinantrieb auf Platz 19 von 59 teilnehmenden Teams, denn auf 100 km hat er nur 0,17 l Benzin verbraucht.

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Das Bild zeigt das Fahrzeug Nemo des studentischen Teams High Efficiency der Hochschule Karlsruhe während des diesjährigen Shell Eco-Marathons in London.
Das Bild zeigt das Fahrzeug Nemo des studentischen Teams High Efficiency der Hochschule Karlsruhe während des diesjährigen Shell Eco-Marathons in London.
(Bild: Dominik Störkle)

Die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft hat am weltweit größten Energieeffizienzwettbewerb, dem Shell-Eco-Marathon, in London teilgenommen. An den Start ging das Team „High Efficiency Karlsruhe“ mit ca. 30 Studierenden aus dem Bachelor- bzw. Masterstudiengang Maschinenbau sowie dem Masterstudiengang Effiziente Mobilität in der Fahrzeugtechnologie sowie fünf Gaststudierenden von ausländischen Partnerhochschulen in der Kategorie „Prototypen“ mit Benzinantrieb. Am Ende der Rennwoche erreichten sie den 19. Rang von 59 Teams, von denen es 37 ins Ziel schafften. Mit nur einem Liter Benzin hatten die Karlsruher insgesamt 579,2 km zurückgelegt – das entspricht einem Verbrauch von ca. 0,17 Litern auf 100 km.

Gesiegt hat in dieser Kategorie das französische Team „Microjoule-La Joliverie“ aus Nantes, das mit seinem Erdgasfahrzeug hochgerechnet 2504 km schaffte, damit aber hinter das eigene Vorjahresergebnis von 2606 km zurückfiel.

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Strömungswiderstand senken

Im Vorfeld des Wettbewerbs hatte sich das Karlsruher Team in verschiedene Arbeitsgruppen aufgeteilt und ein vollständig neues Fahrzeug entwickelt und aufgebaut. Das bisherige Chassis wurde optimiert und neu gefertigt. So wurden beispielsweise die Räder wieder nach außen und somit frei gelegt, was dieses verkleinert und folglich den Strömungswiderstand senkt.

Auch ein neuer, leistungsstärkerer Motor mit optimiertem Antriebsstrang wurde verbaut. Durch eine starke Vereinfachung des Antriebsstrangs konnten die Studenten zahlreiche Fehlerquellen beheben. Aufgrund der Neuerungen am Chassis mussten auch die Vorderradaufhängung und das Lenksystem komplett überarbeitet werden. Die Strategie, das Fahrzeug durch eine Vereinfachung der Technik insgesamt zuverlässiger zu gestalten, hat sich dem Team zufolge bewährt. Mit ihrem rot-weiß lackierten und auf den Namen Nemo (New Efficienct Mobility Object) getauften Eco-Flitzer war das Team in London erfolgreich.

Neben dem Fahrzeug selbst, arbeiteten die Teilnehmer des Wettbewerbs auch an zahlreichen Prüfständen. Beispielsweise wurden Rollen-, Reifen-, Wälzlager- und ein Motorprüfstände neu aufgebaut bzw. weiterentwickelt, um verschiedene Tests an Komponenten des Fahrzeugs im Vorfeld durchführen zu können. Außerdem setzten die Studierenden eine numerische Fahrzeugsimulation ein, um eine optimale Fahrstrategie für den Wettbewerb zu finden. Das Team konnte so das Ergebnis beim Wettbewerb verbessern und einen praxisnahen Einblick in die Fahrzeugindustrie gewinnen.

Entstanden ist ein ultrasparsames Fahrzeug

Michael Birk, Student im dritten Semester des Masterstudiengangs Maschinenbau und Wettbewerbsteilnehmer, resümiert: „Ich bin total begeistert und stolz auf das, was wir als Team in London erreicht haben. Wir haben nicht nur gemeinsam die Aufgabe gemeistert ein ultrasparsames Fahrzeug zu bauen, das sich im Wettbewerb behaupten sollte, sondern auch den Grundstein für weitere Pläne und Optimierungen an unserem Fahrzeug gelegt.“ Nadja Hirsmüller, Studentin im zweiten Semester desselben Studiengangs und mitverantwortlich für den Antriebsstrang von Nemo, ergänzt: „Die schnelle teamübergreifende Zusammenarbeit, wie man sie auf diesem Event erleben durfte, war einmalig. Wir haben als eine gut abgestimmte Einheit funktioniert, die allen Herausforderungen mit unglaublichen Ideen und hoher Motivation entgegentrat.“

„Das Team High Efficiency Karlsruhe war in dieser Saison besonders stark motiviert und hat sich auch durch einige Rückschläge, wie sie bei einem solchen innovativen Entwicklungsprojekt gelegentlich auftreten, nicht beirren lassen. Mit sehr viel Engagement wurde in kürzester Zeit ein ganz neues Fahrzeug ‚auf die Räder‘ gestellt und erfolgreich im Wettbewerb eingesetzt“, sagt Prof. Dr.-Ing. Volker Hirsch, betreuender Professor des Teams an der Fakultät für Maschinenbau und Mechatronik. „Das Projekt vermittelt unseren Studierenden einen sehr realistischen Eindruck von der praktischen Ingenieurarbeit. Neben faktischen Randbedingungen wie dem verfügbaren Budget oder dem zeitlichen Limit durch den Wettbewerbstermin war die Entwicklung unseres Prototypenfahrzeugs durch viel Detailarbeit und Optimierungen gekennzeichnet. Sie nehmen also nicht nur den Erfolg beim Wettbewerb mit nach Hause, sondern auch die Erfahrung, dass das hierfür notwendige Projektmanagement ebenfalls sehr spannend sein kann.“

Größtmögliche Entfernung mit einem Liter Kraftstoff meistern

Der diesjährige Shell-Eco-Marathon fand vom 25. bis 28. Mai im Queen Elizabeth Olympic Parc in London statt. Dabei handelt es sich um den weltweit größten Energieeffizienzwettbewerb. Er wird jedes Jahr sowohl in Europa als auch in Singapur (Asien) und Detroit (USA) ausgetragen. Wettbewerbsaufgabe ist die Entwicklung und Konstruktion eines Fahrzeugs, das mit einem Liter Kraftstoff die größtmögliche Entfernung zurücklegt. Gestartet wird in zwei Kategorien, den „Prototypen“ mit nur wenigen konstruktiven Vorgaben und den „Urban-Concept“-Fahrzeugen, die für den öffentlichen Straßenverkehr geeignet sein müssen. Sowohl konventionelle Kraftstoffe als auch alternative Energiequellen sind für den Antrieb dieser Fahrzeuge zugelassen. Insgesamt waren 192 Teams aus 27 Ländern Europas und Afrikas am Start, darunter 15 aus Deutschland, vier aus Österreich und zwei aus der Schweiz. (sh)

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