Dichten und schützen ohne Faltenbalg

Redakteur: Jan Vollmuth

Bei einem Tiefbohr-Fräszentrum des Maschinenbauers TBT kommt das Schutzabdeckungssystem Strapano von Arno Arnold zum Abdichten des Maschinenraums in X- und Y-Achse zum Einsatz.

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Das Schutzabdeckungssystem Strapano bietet alle Vorteile einer Abdeckung mit Teleskopblechen, verzichtet im Aufbau jedoch vollständig auf einen Faltenbalg.
Das Schutzabdeckungssystem Strapano bietet alle Vorteile einer Abdeckung mit Teleskopblechen, verzichtet im Aufbau jedoch vollständig auf einen Faltenbalg.
(Bild: Klaus Hennecke)

Das1966 in Dettingen an der Erms gegründete Familienunternehmen TBT gehört zur Nagel-Gruppe und positioniert sich mit 220 Mitarbeitern als marktführender Entwickler und Anbieter von Standardmaschinen und Sonderlösungen, Werkzeugen sowie Dienstleistungen für das Tiefbohren international erfolgreich. Jüngster Wurf ist die BW 200H, ein CNC-Zentrum für das Komplettzerspanen von Spritzgießwerkzeugen in einem Setup. Die Neuentwicklung ermöglicht dank zweier Werkzeugwechsler sowohl das vollautomatisierte Tiefbohren bei Durchmesser bis 40 mm bei Bohrungstiefen bis 1000 mm, das Gewindeschneiden als auch wirtschaftliches Präzisionsfräsen mit hohen Zerspanvolumina.

FEM-optimierte Maschinenkinematik

Im Vergleich zu ähnlich ambitionierten Wettbewerbsprodukten unterscheidet sich die TBT Entwicklung durch ihre FEM-optimierte Maschinenkinematik, mit der die widerstrebenden konstruktiven Anforderungen zwischen weiter Ausladung beim Tiefbohren und hoher Stabilität beim Fräsen gleichermaßen performant wie prozessstabil gelöst worden seien. Nach Aussage von Konstruktionsleiter Andreas Bernt hat TBT „bei jeder Entwicklung das primäre Ziel, qualitativ Vorne zu sein. Bei der BW 200H ist uns das wieder gelungen. Die Fräsleistungen und die Oberflächengüten sind vergleichbar mit einem hochwertigen Bearbeitungszentrum.“ Doch hochwertig bedeutet zumeist auch teuer in der Anschaffung – oder?

Wenngleich der monetäre und zeitliche Nutzen, im eigenen Haus über eine Maschine für das qualitativ hochwertige Komplettzerspanen inklusive Tiefbohren zu verfügen, von vielen Werkzeug- und Formenbauern gewünscht oder zumindest wahrgenommen wird, galt es für die TBT-Entwicklung angesichts der globalen Wettbewerbssituation, die Investitionskostenhürde möglichst niedrig zu halten. Eine kostensenkende Maßnahme ohne Qualitätsrisiko ist die Auswahl leistungsfähiger Komponentenzulieferer. Womit wir beim Thema Schutzabdeckungen und der Firma Arno Arnold aus Obertshausen sind.

Vielfältige Vorteile

Die Zusammenarbeit zwischen Arno Arnold und TBT hat sich seit 2007 zu einer Partnerschaft entwickelt, die nicht nur die termingerechte Zulieferung passgenauer Schutzabdeckungen umfasst, sondern bereits bei der Entwicklung von neuen Maschinen und kundenindividuellen Anlagen greift. Jürgen Konrad, Prokurist und Verkaufsleiter bei Arno Arnold: „Unsere Schutzabdeckungen sind unterm Strich nachweislich fast immer deutlich günstiger als kundenseitige Entwicklungen oder die Verwendung von Standardabdeckungen. Unsere Produkte bieten in Kombination mit dem Anwendungswissen unserer eigenen Konstrukteure technologische, logistische und monetäre Vorteile. Wir sind mittlerweile international bei über 30 Maschinenbauern als Entwicklungspartner und Systemlieferant an Bord. Und es werden ziemlich sicher noch mehr.“

Die TBT BW 200H war ein echter Benchmark. Beim Tiefbohren operiert die Maschine mit Kühlmitteldrücken bis 150 bar und die erzielbaren Spanvolumina beim Fräsen verlangen ein gleichermaßen flüssigkeitsdichtes wie beschussfestes Schutzsystem mit tadelloser Abstreifwirkung.

Jürgen Konrad: „Bei diesem Projekt freut uns ganz besonders, das wir zum ersten Mal eine große, komplette X-Y-Kinematik mit unserem recht jungen Schutzabdeckungssystem Strapano realisieren durften.“ Nach Aussage von Entwicklungsleiter Andreas Bernt hat die von Arno Arnold im Oktober 2012 erste große komplett einbaufertig gelieferte Fix&Finish-Lösung des Strapanosystems „ad hoc alle Anforderungen erfüllt. Die Schutzabdeckung kam pünktlich an, wurde von uns ausgepackt und war in Rekordzeit eingebaut. Sie hat perfekt gepasst und funktioniert seit den ersten Probebearbeitungen bestens.“

Verzicht auf einen Faltenbalg

Das markante an Strapano ist der Verzicht auf einen Faltenbalg. Hierdurch wird das Blockmass, also die Dicke der zusammengeschobenen Edelstahlbleche, um bis zu 30 % gegenüber konventionellen Faltenbälgen reduziert. Das verschafft Konstrukteuren Luft für die Anordnung anderer Maschinenkomponenten oder ermöglicht bei gleicher Stapeldicke mehr Verfahrweg. Für die Dichtigkeit der Edelstahllamellen sorgen ein rückseitig, flach aufbauendes Faltenmaterial in Kombination mit Funktionselementen aus extrem haltbaren Kunststoffen (thermoplastische Elastomere).

Diese Funktionselemente greifen die Bewegung des Faltenmaterials ab und übertragen ein definiertes Gegendrehmoment auf jedes einzelne Abdeckblech. Über die Anzahl und Anordnung der Funktionselemente lässt sich der Anpressdruck der Bleche und somit die Dichtigkeit des Blechverbundes für jede Anforderung optimal einstellen. Der definierte Anpressdruck sorgt in Kombination mit der Kantengeometrie der Lamellen nicht nur für ein gleichmäßiges Abstreifen von Spänen und Flüssigkeiten.

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