Gesundheit am Arbeitsplatz Wie Kniestühle bewegtes Sitzen und Rückengesundheit fördern

Aktualisiert am 17.01.2023 Von Dipl.-Ing. (FH) Monika Zwettler

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Nein – auf einem Kniestuhl kniet man nicht. Vielmehr sitzt man rückengerecht auf der leicht nach vorne geneigten Sitzfläche und findet automatisch eine passende Position. Wir erklären die Vorteile von Kniestühlen und geben Tipps für ergonomisches Sitzen.

Das Design von Kniestühlen ermöglicht eine aufrechte Oberkörperposition - und bietet damit in ergonomischer Sicht viele Vorteile.
Das Design von Kniestühlen ermöglicht eine aufrechte Oberkörperposition - und bietet damit in ergonomischer Sicht viele Vorteile.
(Bild: Varier)

Zahlreiche Studien wurden in den letzten Monaten veröffentlicht, die die negativen Auswirkungen des Homeoffice untersuchten. Neben dem sogenannten Technostress, der durch die Digitalisierung unserer Arbeitswelt entsteht, sorgt in der Hauptsache ein nicht ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz für Probleme. Denn in deutschen Büros sind höhenverstellbare Schreibtische und ergonomische Sitzmöbel keine Seltenheit mehr; doch beim mobilen Arbeiten sieht die Situation anders aus.

Eine Lösung, die für mehr Ergonomie am heimischen Schreibtisch sorgen kann, sind die sogenannten Kniestühle oder Kniehocker. Die Begriffe können irreführend sein, weil sie fälschlicherweise suggerieren, dass die Knie die Funktion des Gesäßes übernehmen und den Großteil des Körpergewichts tragen. Dies ist natürlich nicht der Fall. Wie bei konventionellen Stühlen übernimmt der Po den Großteil des Gewichts. Das Kniepolster stützt dann die Schienbeine.

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Im Fokus: Bewegungsfreiheit

Der Original-Kniestuhl wurde erstmalig im Jahr 1979 auf der Skandinavischen Möbelmesse in Kopenhagen als einer der ersten Prototypen des Balans-Konzepts. Der norwegische Industriedesigner Peter Opsvik ließ sich von diesem Konzept inspirieren und entwickelte den Variable Balans, der heute von Varier produziert wird. Opsvik glaubt, im Gegensatz zu vielen anderen Ergonomen, dass unser Körper intuitiv die ideale Sitzhaltung sucht und immer wieder suchen sollte. „Die perfekte Sitzhaltung“ gibt es nicht – Bewegungsfreiheit und der Grundsatz „The next position is always the best“ definieren alle Designs von Opsvik und spielen bis heute eine wichtige Rolle für den Variable.

Wie das Balans-Konzept hinter den Kniestühlen entstand

Das Balans-Konzept ist das Resultat einer Studie von Hans Christian Mengshoel aus dem Jahr 1976, in der untersucht wurde, wie wir ausgewogener und ergonomischer sitzen können. Die Studie bestätigte die These, die für mehr Beweglichkeit sorgt und unerwünschten Druck beim Sitzen verringert. Die Idee der Schienbeinunterstützung kam auf, um zu verhindern, dass der Benutzer vom Sitz rutscht und gleichzeitig den offenen Hüftwinkel beibehält.

Mengshoel lud die Designer Oddvin Rykken, Peter Opsvik und Svein Gusrud dazu ein, Produkte auf Basis des neuen Balans-Konzept zu entwerfen. Diese Zusammenarbeit führte zu mehreren experimentellen Entwürfen, die die stereotypischen Gesichtspunkte des Sitzen nicht nur in Frage stellten, sondern aufhoben. Eine Sammlung von Balans-Prototypen wurde 1979 auf der Skandinavischen Möbelmesse in Kopenhagen ausgestellt, wo sie große Aufmerksamkeit erhielten. 1984 erhielten die drei Designer und Mengshoel den Jacob-Preis, die höchste Anerkennung für Designer, Architekten und Künstlern in Norwegen.

Was den Kniestuhl ergonomisch macht

In ergonomischer Hinsicht bieten Kniestühle deutlich mehr Möglichkeiten als konventionelle Stühle: Sie ermöglichen es dem Nutzer, seine natürliche Gleichgewichtslinie zu finden, die in einer Linie vom Ohr über die Schulter bis zu den Hüften und Knöcheln verläuft. Die Gleichgewichtslinie ermöglicht dem Körper, eine offene Haltung zu bilden. Auf einem normalen Stuhl sitzend bildet der Körper ein kleines „h“. Man sitzt in der Regel in einem geschlossenen Winkel von 90° oder darunter. Verglichen damit sorgt der Variable Balans für eine Position mit einem offenen Winkel von rund 110°.

In einem offenen Winkel auf einem Kniestuhl zu sitzen hat viele Vorteile:

  • Dies ist eine generell viel gesündere Körperhaltung, die dem Rücken und der Wirbelsäule erlaubt, ihre natürliche Krümmung beizubehalten.
  • Auf diese Weise wird die Kompression der Wirbelsäule gelöst, sodass Verspannungen im unteren Rückenbereich und der Beinmuskulatur reduziert werden.
  • Durch eine kniende Sitzposition kann sich auch das Zwerchfell effizienter bewegen und Atmung und der Blutkreislauf werden gefördert.
  • Die Kufen des Stuhls begünstigen mehr Dynamik beim Sitzen, da der Oberkörper stetig danach strebt, mit fast unmerkbaren Mikrobewegungen seine Balance zu finden. Dies führt dazu, dass die Rücken- und Bauchmuskulatur kontinuierlich gestärkt wird.
  • Das Ableiten des Körpergewichts über die Schienbeinpolster sorgen für Schonung des unteren Rückenbereichs, weil sich die einwirkende Kraft auf die Lendenwirbel mindert.
  • Der natürliche Bewegungsdrang wird im Vergleich zu anderen Sitzen weniger behindert.

Aktiv und bewegt sitzen

Der Kniestuhl Variable Balans fördert ständige Aktivität und Variation in Form von stufenlosen Übergängen zwischen verschiedenen, optimalen Sitzhaltungen – die kniende Sitzhaltung ist nur eine von vielen. Die Sitzhaltungen auf einem Kniestuhl sind fast unbegrenzt, wie Anton Betat, Marketing Manager bei Varier, erklärt. „Beim Variable gibt es kein Richtig oder Falsch. Einige drehen den Stuhl um 180 °, sitzen seitlich auf ihm, platzieren die Füße zwischen oder auf den Kniepolstern. Andere ziehen die klassische Sitzhaltung vor und entlasten die Schienbeine in der knienden Haltung. Die geschwungenen Läufer regen zu sanften Schaukelbewegungen an und nach einer kurzen Eingewöhnung finden wir auf natürliche Weise die für uns passende Haltung.“

Beim Belasten der Schienbeinpolster empfiehlt Varier, dass die Unterschenkel und nicht die Knie belastet werden. Auch sei es gut, die Beine immer wieder auszustrecken.

Der Variable wird viel für klassische Arbeit am Bildschirm genutzt, er ist aber auch ideal beim Zeichnen, Illustrieren, Malen – immer wenn fokussiert gearbeitet wird, kommt er uns zugute, weil er den Bewegungen unseres Körpers folgt.

Anton Betat, Marketing Manager bei Varier

Verschiedene Ausführungen der Kniestühle

  • Durch den Verzicht von Arm- und Rückenlehne bietet der Variable viel Bewegungsfreiheit für den Oberkörper. So wird die Rumpfmuskulatur aktiviert und der Körper bleibt den ganzen Tag über aktiv.
  • Einige weiterentwickelte Kniestühle sind mit einer Rückenlehne ausgestattet – etwa der Thatsit Balans von Varier. Diese Modelle eigen sich für Tätigkeiten, die länger andauern und können eine vollwertige Alternative zum ergonomischen Bürostuhl sein. Eine Lehne ist bei einem 8-stündigen Arbeitstag ein Muss, sagen Experten. Kniehocker mit Rückenlehne ermöglichen aktives, rückenschonendes Sitzen und bieten zudem die Möglichkeit, sich bei Bedarf zurückzulehnen und zu entspannen.
  • Kniestühle mit Rollen haben keine geschwungenen Kufen sondern stehen auf Rollen. Dadurch unterscheidet sich das Sitzgefühl und die beschriebenen Mikrobewegungen entfallen. Rollen ergeben dann Sinn, wenn häufig der Ort gewechselt werden muss. Kniestühle mit Rollen punkten also vor allem mit Mobilität.

Geeignet auch für das Homeoffice

Kniestühle sind nach kurzer Gewöhnung nicht nur recht einfach zu verwenden, sondern vergleichsweise platzsparend und leicht. Viele Modelle lassen sich gut von Ort zu Ort bewegen oder bei Nichtgebrauch zügig unter der Arbeitsfläche verstauen. Der Variable mit seinen 6,3 kg lässt sich nach getaner Arbeit perfekt an der Kante des Tisches aufhängen – platzsparend und fernab vom Boden.

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