Additive Fertigung Wie es aktuell um die Branche steht
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In der industriellen Produktion nehmen additive Fertigungsverfahren eine immer wichtigere Rolle ein. So bleiben die Aussichten einer Umfrage zufolge trotz – oder auch wegen der angespannten allgemeinen Situation – gut.

Komplexe Geometrien fertigen zu können, schnelle Iterationen, individuelle Massenanfertigung bei reduzierter Durchlaufzeit, weniger Kosten, weniger Gewicht und vereinfachtes Lieferketten-Management: Dies sind einer Umfrage von Sculpteo aus dem Jahr 2021 mit mehr als 1900 Befragten aus 71 Ländern zufolge die Hauptvorteile der additiven Fertigung. Einen Schub hat die Technologie zuletzt noch erhalten aufgrund der Lieferengpässe – zunächst bedingt durch die Corona-Pandemie, anschließend weiter verstärkt durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.
Wachstum prognostiziert
So sahen sich viele Unternehmen dazu gezwungen, über den Tellerrand zu schauen und haben laut Stratasys-Manager Michael Eichmann auch die Potenziale der additiven Fertigung für eine schnelle, flexible und nachhaltige Produktion entdeckt. Auch das Beratungsunternehmen Ampower kommt in seiner 4. Auflage des jährlichen Marktreports für die industrielle Additive Fertigung zu dem Schluss, dass sich die Branche 2021 erholt hat. Der globale Markt für 3D-Druck wird im Jahr 2021 mit 8,33 Milliarden Euro angegeben, was einem Wachstum von mehr als 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Zudem prognostiziert Ampower für das Jahr 2026 ein Marktvolumen von 20 Milliarden Euro.
VDMA sieht positive Entwicklung
So sieht auch auch eine Konjunkturumfrage der Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing im VDMA, die im Mai dieses Jahres gegründet wurde, gute Geschäftsaussichten vorher. „Fast drei Viertel unserer Mitgliedsfirmen rechnen in den nächsten 24 Monaten mit einer steigenden Entwicklung ihrer Geschäfte in Deutschland“, berichtet Dr. Markus Heering, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing im VDMA. Zugleich melden in der aktuellen Herbstbefragung unter den rund 200 Mitgliedern 8 Prozent rückläufige Umsätze in den letzten 12 Monaten. „Vor dem Hintergrund der aktuell angespannten geopolitischen Lage und den weiterhin steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sind die Zahlen positiv und sie sind ein Beleg für die Relevanz von AM-Technologien“, sagt er.
Vor dem Hintergrund der aktuell angespannten geopolitischen Lage und den weiterhin steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sind die Zahlen positiv.
Die Antworten der aktuellen Mitgliederumfrage decken das gesamte Spektrum der additiven Prozesskette ab. AM-Anlagenhersteller und ihre Zulieferer sind in der Umfrage ebenso stark repräsentiert wie Anbieter von Materialien, Software oder Beratung sowie Forschungsinstitute und AM-Fertigungsdienstleister.
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Serienbauteile gleichauf mit Prototypen
Diese breite Basis der Mitgliederbefragung lässt den Schluss zu, dass die junge AM-Branche als Ganzes hohe Resilienz gegen die konjunkturellen Störeinflüsse entwickelt hat. „Mit ihren hochflexiblen Fertigungsverfahren, kurzen Lieferfristen und überlegenen Funktionalität beliebig komplex geformter AM-Bauteile finden unsere Mitglieder die richtigen Antworten auf die aktuellen Herausforderungen ihrer Zielmärkte“, erklärt Heering.
Als wichtigstes Einsatzfeld sehen 27 Prozent der Befragten den Maschinen- und Anlagenbau, dicht gefolgt von der Luftfahrt und Medizintechnik, die je 23 Prozent nennen. Jeweils acht Prozent geben den Automotive- und den Konsumgüterbereich als wichtige Anwenderbranchen an. Zu dieser gleichmäßigen Abnehmerstruktur gesellt sich ein weiterer Trend, der für die zunehmende Reife der Branche spricht. Additiv gefertigte Serienbauteile haben bei den Mitgliedern mit 35 Prozent fast die gleiche Relevanz wie Prototypen.
Stagnierendes Auslandsgeschäft
Im kommenden Halbjahr erwarten 48 Prozent stagnierendes Geschäft auf dem Binnenmarkt und nur 46 Prozent Zuwächse. Hingegen zeugt die Vorausschau auf die nächsten 24 Monate von Optimismus: 74 Prozent erwarten Wachstum, nur 20 Prozent Stagnation und ganze sechs Prozent rechnen mit einer rückläufigen Entwicklung. Ein ähnliches Bild vermitteln die Exporterwartungen: Auch hier ist der Optimismus kurzfristig gebremst. Fast 60 Prozent rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit stagnierenden Auslandsgeschäften; nur 40 Prozent erwarten Wachstum. Beim Blick auf die nächsten 24 Monate wendet sich das Blatt: 58 Prozent rechnen mit Zuwachs – 40 Prozent mit Stagnation.
Welche Verfahren wichtig werden
Der Markt für additive Fertigung ist vielfältig und umfasst nahezu 40 unterschiedliche Technologien. „Heute machen Laser-Pulverbett-Maschinen den Großteil des Umsatzes aus, aber in den kommenden fünf bis zehn Jahren versprechen neue Technologien erhebliche Produktivitätssteigerungen“, erklärt Dr. Maximilian Munsch, Co-Autor der Ampower-Studie und Gründungspartner bei Ampower. Für den Bereich Polymer erwarten die Experten erhebliche Produktivitätssteigerungen bei neuen disruptiven AM-Technologien basierend auf Pulver und UV-aushärtenden Werkstoffen. Dies habe das Potenzial, die Technologie in den nächsten zehn Jahren Massentauglich zu machen.
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