Porträt Tesla: Erfindergeist ohne Geschäftssinn
Vor 75 Jahren starb Nikola Tesla. Doch wer war der Mann, nach dem Elon Musk sein Unternehmen benannte?
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Nikola Tesla kam am 10. Juli 1856 in Smiljan zur Welt, das im Süden des österreichischen Kaiserreichs lag. Heute gehört die kleine Siedlung zu Kroatien. Im Alter von 19 Jahren begann er sein Vorstudium an der Kaiserlich-Königlichen Technischen Hochschule in Graz. Im Hauptstudium entschied er sich für Maschinenbau und beschäftigte sich unter anderem mit Gleichstromgeneratoren. Doch so groß die Faszination für die neue Technik auch war, nach anfänglich guten Noten brach der junge Student ein. Er soll die Kneipen dem Vorlesungssaal vorgezogen haben und verbrachte mehr Zeit mit Kartenspielen denn mit Lernen auf Prüfungen. Als er seine Studiengebühren nicht mehr bezahlte, wurde er 1879 exmatrikuliert. Womit er in den Jahren danach seinen Lebensunterhalt verdiente, lässt sich nicht lückenlos belegen. Müsste Tesla heute einer Bewerbung seinen Lebenslauf beilegen, würde er vielleicht Folgendes schreiben: 1879 bis 1884 wechselnde Tätigkeiten und Sammeln praktischer Erfahrung in technischen Berufen. Ob das heutige Personaler überzeugen würde, ist fraglich. Tesla gelang es jedoch, eine Anstellung in der französischen Niederlassung der „Edison Electric Light Company“ für Beleuchtungstechnik zu erlangen. Der Gründer und Chef dieses Unternehmens war kein Geringerer als Thomas Alva Edison.
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Tag der Erfinder
Warum Edison die Glühbirne nicht erfand
Zwischen den Fronten des Stromkrieges
Edison sollte bald Teslas größter Widersacher werden. Doch davon ahnte er noch nichts, als der junge Mann mittellos nach Amerika auswanderte, um für Edisons Unternehmen in New York zu arbeiten. Bereits ein halbes Jahr später kam es zum Zerwürfnis zwischen den beiden. Edison hatte für die Verbesserung eines Gleichstromgenerators eine Prämie ausgelobt. Tesla konnte den Generator verbessern, soll jedoch nicht dafür bezahlt worden sein. Daher verließ der mittellose Ingenieur das Unternehmen und machte sich selbstständig.
Als der Großindustrielle George Westinghouse auf Teslas mit mehrphasigem Wechselstrom betriebenen Elektromotoren aufmerksam wurde, kaufte er das Patent dazu auf und stellte den Ingenieur ein. Westinghouse befand sich zu diesem Zeitpunkt im sogenannten Stromkrieg mit Edison. Dabei ging es um nichts Geringeres als die Elektrifizierung der Welt. Edisons Gleichstrom versus Westinghouse' Wechselstrom.
Bekanntermaßen sollte sich der Wechselstrom durchsetzen, weil er transformiert und daher über weite Strecken transportiert werden kann. Deshalb konnten Edisons Gegenspieler den Wettstreit um den Auftrag für die Beleuchtung der Weltausstellung in Chicago für sich entscheiden. Es überwogen nicht nur die technischen, sondern auch die finanziellen Vorteile des Wechselstroms. Westinghouse und Tesla setzten auf das bessere System. Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungen (HGÜ) hingegen fanden erst ab den 1930er-Jahren erste praktische Anwendungen.
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AC vs. DC
Warum Gleichstrom eine echte Alternative ist
Zwischen Luxus und Armut
Tesla wird bisweilen als genialer Erfinder bezeichnet. Ein genialer Geschäftsmann war er nicht. Er lebte vor allem vom Verkauf seiner Patente, war aber nicht an Unternehmen beteiligt und verdiente auch nicht durch Lizenzgebühren. Dennoch bewegt er sich in diesen Jahren in der High Society zwischen Paris, London und New York. Immer wieder gelingt es ihm, Investoren von seinen großen Plänen zu überzeugen.
Doch Teslas Lebensabschnitte in Luxus oder Armut wechselten ebenso schnell wie die Polungen seines Stroms. Er lebte von Patent zu Patent, verbesserte Generatoren, Spulen und Turbinen. Zu Recht gilt er als Pionier der Elektrotechnik. Seine Experimente zur drahtlosen Übertragung von Energie legten den Grundstein für das Radio. Das Patent dafür wurde ihm jedoch erst nach seinem Tod zugesprochen.
Teslas Tod lässt Raum für Spekulationen und Verschwörungstheorien. In seinen letzten Lebensjahren soll der Erfinder an Waffen gearbeitet haben, die in der Lage sein sollten, „Todesstrahlen“ zu verschießen. Am Morgen des 8. Januars 1943 wird er tot in einem New Yorker Hotel aufgefunden. Die amerikanische Regierungsbehörde für das Eigentum feindlicher Ausländer beschlagnahmte Teslas Nachlass, obwohl er schon lange Bürger der Vereinigten Staaten war. Die brisanten Akten prüfte damals der Physiker John G. Trump, Onkel von Donald Trump.
Auch Elon Musk ist ein Systembildner. Er verkauft nicht nur elektrische Sportwagen, sondern auch die zugehörigen Ladestationen, Solarzellen und Software. Er baut das System rund um das Auto der Zukunft. Und jedes dieser Autos erinnert auf der Kühlerhaube an den Erfinder und die Erfindung, die Musks Techniken erst möglich machten: Tesla und seinen Elektromotor. Denn das große T im Firmenlogo steht nicht nur für Tesla, es symbolisiert auch den Anker, der sich im Inneren eines Elektromotors dreht.
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* Jonas Keck ist freier Journalist aus Würzburg
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