Supraleiter Supraleiter ermöglichen schwebendes Transportieren und Greifen

Redakteur: Jan Vollmuth

Drei neue Konzepte für den industriellen Einsatz der Supraleiter-Technologie zeigt Festo auf der Hannover Messe 2016. Supraleiter ermöglichen hier die berührungslose Übergabe von Trägerplatten in der Waagerechten und ihren Transport u. a. über eine Wasserfläche hinweg.

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Bei der Übergabe von einem Kryostat zum anderen zieht ein Elektromagnet die Trägerplatte in Wirkrichtung der Magnetschienen auf den nächsten Kryostaten.
Bei der Übergabe von einem Kryostat zum anderen zieht ein Elektromagnet die Trägerplatte in Wirkrichtung der Magnetschienen auf den nächsten Kryostaten.
(Bild: Festo)

Supraleiter sind Materialien, die unterhalb einer bestimmten Temperatur das Feld eines Permanentmagneten in einem definierten Abstand „einfrieren“ können und ihn so schweben lassen. Der entstehende Spalt bleibt in jeder Raumlage stabil. Auf diese Weise lassen sich Objekte ganz ohne Regelungstechnik berührungslos lagern und mit wenig Energieaufwand bewegen. Nach mehreren Jahren intensiver Forschungsarbeit und drei Jahren Messeerfahrung untersucht Festo nun konkret mit Partnern und Kunden deren Anwendungsideen.

Völlig neue Bewegungsformen

„Mit Supraleitern lassen sich völlig neue Bewegungsformen realisieren, die zuvor unmöglich schienen. Mittlerweile haben wir zwölf unterschiedliche Konzepte realisiert, die unseren Kunden bereits reichlich Inspiration für Anwendungen gegeben haben. Derzeit arbeiten wir daran, erste Pilotprojekte auf den Weg bringen“, sagt Georg Berner, Leiter Strategische Unternehmensentwicklung Konzern-Holding bei Festo und Projektkoordinator für die Supra-Motion-Konzepte.

Mit den drei aktuellen Exponaten zu SupraMotion erweitert Festo nochmals das Spektrum der bisher gezeigten Lagerungs- und Bewegungsformen und zeigt auf der Hannover Messe 2016 drei neue mögliche Applikationen. Alle drei Anwendungen verfügen dabei über elektrisch geregelte Kühler mit einer maximalen Leistung von 80 Watt. „Sobald wir unterhalb der Sprungtemperatur von etwa -180 °C sind, können wir die notwendige Kühltemperatur mit der Regelung je nach Systemanforderung genau festlegen – soll der Supraleiter mehr Last tragen, kühlen wir ihn beispielsweise auf niedrigere Temperaturen“, erklärt Georg Berner.

Horizontale Übergabe von schwebenden Trägerplatten

Mit Supra Junction zeigt Festo den berührungslosen Transport von Objekten über geschlossene Oberflächen hinweg und durch Schleusen hindurch. Zwei Trägerplatten schweben Dank an ihrer Unterseite angebrachten Magnetschienen über den Supraleitern. Sie transportieren kleine Glasbehälter auf einem Rundkurs, indem sie von einem Supraleiter-Element auf einem Transportsystem zum nächsten Element auf einem anderen Handlingsystem übergeben werden.

Bei der berührungslosen Übergabe von einem Kryostat zum anderen zieht ein Elektromagnet, der an einer elektrischen Achse befestigt ist, die Trägerplatte in Wirkrichtung der Magnetschienen auf den nächsten Kryostaten. Damit realisiert Festo erstmals die automatisierte Übergabe von einem System zu einem anderen in der Waagerechten und ermöglicht den schwebenden Transport in langen Prozessketten und über Systemgrenzen hinweg.

Während des gesamten Vorgangs schweben die Platten über einem flachen Wasserbecken. Trägersystem und Automatisierungstechnik sind damit komplett voneinander getrennt, was die Komponenten vor Verschmutzung schützt und eine sehr einfache Reinigung ermöglicht – ideal für eine Anwendung in der Verpackungsindustrie, der Laborautomation, Medizintechnik, Nahrungsmittel- oder der Pharmabranche.

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