Konstruktion & Entwicklung So macht Reverse Engineering alte Technik wieder fit
Dank aktueller Methoden des Reverse Engineering wie 3D-Scannen konnte ein defekter Filmprojektor mit neuem Schneckenrad ausgestattet werden – jetzt läuft er wieder und es heißt „Film ab“.
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Reparieren und Wiederverwenden liegen heute im Trend. Besonders wenn es um alte Produkte geht, für die keine Ersatzteile mehr verfügbar sind, bieten sich die Methoden des Reverse Engineering an. Ein Projekt der Vernetzungsplattform Creapolis der Hochschule Coburg hat kürzlich das Prinzip der Plattform „Connect, Create, Innovate“ demonstriert und wie gut es funktioniert. Als „Sahnehaube“ kommen Nachhaltigkeit und generationsübergreifende Zusammenarbeit dazu.
Connect: Kooperation mit Unternehmen
Kilian Käb und Johannes Mayer sind Azubis im zweiten Ausbildungsjahr beim Coburger Unternehmen Kapp Niles. Sie verbrachten einen Tag im Makerspace bei Creapolis, um bei einem Kooperationsprojekt dabei zu sein.
Bodo Neubert ist Werkstattmanager bei Creapolis und hat die „Connection“ hergestellt. Er brachte die Azubis mit Friedhold Göhring zusammen, der für einen 16-Millimeter Filmprojektor ein ganz bestimmtes Ersatzteil benötigte. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker ist von Beginn an im Creapolis-Repair-Café engagiert. Sein Steckenpferd sind 16-mm-Filmprojektoren. Er arbeitete bis 2016 im Medienzentrum Coburg, wo sich Schulen Bild-, Ton- und Videomaterial für den Unterricht ausleihen konnten.
Die 16-mm Filme sind mittlerweile durch digitale Medien ersetzt worden und die Schulen laden sich heute die Videos aus dem Internet. Die ausgemusterten Filmprojektoren sind dennoch beliebte Sammlerstücke. Der 70-Jährige kennt die Macken und Tücken der verschiedenen Modelle ganz genau.
Ärger mit dem Schneckenrad
Bei dem Treffen mit den Azubis hat Friedhold Göhring ein Gerät vom amerikanischen Hersteller Dell und Howell aus dem Jahr 1975 dabei und zeigt die Schwachstelle: „Das Schneckenrad ist das Problem, denn es besteht aus einer Verbindung von Metall und Kunststoff. Der Kunststoff geht irgendwann kaputt.“ Mittlerweile gibt es für diese Geräte keine Ersatzteile mehr. Darum sollen nun neue konstruiert und hergestellt werden.
Göhring erklärt den Azubis zunächst ganz genau, worauf es ankommt, damit der Projektor läuft: „Die Einkerbungen beim Schneckenrad müssen ganz präzise sein. In manchen Projektoren befindet sich auch noch ein Zahnrad mit 38 Zähnchen, welches, genau wie das Schneckenrad, aus zwei Materialien gefertigt ist. Das geht auch kaputt.“ Die Aufgabe für die Lehrwerkstatt von Kapp Niles: Ein neues Schneckenrad muss her.
Create und Innovate: Tüfteln am neuen Schneckenrad
Das Creapolis-Motto „Create“ übernimmt Bodo Neubert selbst. Er zeigte den Auszubildenden, wie 3D-Scan und 3D-Konstruktion funktionieren. An den vorläufigen Prototypen des Schneckenrads tüftelten die Auszubildenden weiter, ganz nach dem Motto „Innovate“.
Einige Wochen später waren die Ersatzteile fertig und wurden in den Filmprojektor eingebaut werden konnten. Um diese zu produzieren, haben die Auszubildenden ganz unterschiedliche Arbeitsbereiche kennen gelernt. „Es war sehr aufwändig, das Schneckenrad herzustellen. Wir mussten ein geeignetes Material finden, ganz präzise Messungen durchführen und haben sogar ein eigenes Werkzeug dafür konstruiert und gebaut“, beschreibt Björn Engel, Ausbilder bei Kapp Niles.
Film ab: Der Projektor läuft wieder
Friedhold Göhring hat das tückische Schneckenrad mittlerweile eingebaut und der Projektor läuft und schnurrt wieder. Er ist froh, da er nun für die Sammler im Repair-Café neue Ersatzteile anbieten kann. Außerdem hat der Technikinteressierte selbst viel aus der Zusammenarbeit mitgenommen:
Es ist wirklich beeindruckend, welche komplexen Teile heute mit neuester Technik und entsprechendem Know-how hergestellt werden können. Das war noch vor zehn Jahren so nicht möglich.
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