Produktentwicklung „Kreativität säen und Großes daraus wachsen lassen“

Anbieter zum Thema

Dassault Systèmes hat kürzlich in München sein viertes 3D-Experience Lab eröffnet und will damit lokale Start-ups und junge Gründer dabei unterstützen, ihre oft wegweisenden Ideen in die Tat umzusetzen. Fabien Bartel, Director 3D-Experience Lab in München, erklärt, warum das wichtig ist und was Start-ups ausmacht.

In Start-ups entstehen ununterbrochen neue Ideen und Wege, wie Themen begegnet wird. Dassault Systèmes will das mit einem neuen Start-up-Hub fördern.
In Start-ups entstehen ununterbrochen neue Ideen und Wege, wie Themen begegnet wird. Dassault Systèmes will das mit einem neuen Start-up-Hub fördern.
(Bild: SEB_DHALLOY für Dassault Systèmes)

Herr Bartel, welchen Stellenwert haben Start-ups aktuell für Dassault Systèmes und welches Ziel verfolgen Sie in Punkto Start-ups?

Für Dassault Systèmes haben Start-ups seit jeher einen hohen Stellenwert, den wir durch das neue 3D-Experience Lab untermauern. Über die jungen Unternehmen entsteht enormes Potenzial, um kreative Kräfte zu bündeln und Ideen zum Leben zu erwecken. Außerdem sind die Start-ups von heute die Großen von morgen – und damit unsere Kunden.

Fabien Bartel ist Director des neuen 3D-Experience Lab von Dassault Systèmes in München.
Fabien Bartel ist Director des neuen 3D-Experience Lab von Dassault Systèmes in München.
(Bild: Dassault Systèmes)

Man muss aber wissen, dass Hardware-Start-ups gerade anfangs deutlich mehr Unterstützung benötigen als beispielsweise App-Entwickler oder Fin-Tech. Technik zu entwickeln ist deutlich schwieriger und auch kostenintensiver: Bei Hardware-Start-ups reicht es nicht, einfach sechs Monate zu investieren und ihnen beim Wachsen zuzusehen. Damit sich ein Hardware-Start-up entwickelt, braucht es Zeit, Geld und die entsprechende skalierbare Engineering Software. Aus der Frage, wie wir als Unternehmen hier am besten unter die Arme greifen können, entstand die Idee des 3D-Experience Labs. Es bietet für die jungen Unternehmer eine echte Chance, um ihren enormen Bedarf an professionellen Tools zu unterstützen und so ihre technischen Entwicklungen voranzutreiben.

Warum sieht Dassault Systèmes hier Handlungsbedarf?

Wir bei Dassault Systèmes haben den Anspruch, nachhaltig zu agieren und Produkt, Natur und Leben in Einklang zu bringen. Dieser Leitgedanke ist in unserer Unternehmensstrategie verankert – mit unmittelbaren Auswirkungen auf Akquisitionen und jede Investitionsentscheidung. Nachhaltigkeit ist für uns ein zentrales Thema und ein wichtiger Technologietreiber. Gerade weil sich mit technischen Innovativen so viel bewirken lässt. Nicht umsonst orientiert sich Dassault Systèmes an den Nachhaltigkeitskriterien der UN.

Profitiert Dassault Systèmes auch vom „Geist“ der Start-ups?

Sicher! Auch Dassault Systèmes kann sehr viel aus der Zusammenarbeit mit Start-ups mitnehmen: Dinge, die morgen wichtig sein werden, Aspekte, die es bereits heute sind und die aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden können. All das beeinflusst, wie Start-ups Technologien entwickeln. Zudem bekommen wir auf diesem Weg ein größeres Verständnis für künftige Kunden und Märkte. Nicht zuletzt entstehen in unseren Labs interessante, spannende und vor allem inspirierende Geschichten für unsere Kunden.

Wie unterscheidet sich Konstruktion und Entwicklung in einem Unternehmen mit etablierten Strukturen und in einem Start-up?

Start-ups starten auf der grünen Wiese. Sie sind nicht vorbelastet und damit flexibler. Dadurch können sie Gesamtprozesse ganzheitlich angehen und sind nicht durch verschiedene Einzellösungen, die sie bereits seit langer Zeit nutzen, gebunden oder gar blockiert. Sie können also durch Agilität punkten.

Wenn hingegen gewachsene große Unternehmen eine Softwarelösung einsetzen, dann präsentiert sich das oft – häufig historisch gewachsen – als Sammelsurium an Systemen. Hier speichert der Designer seine Konstruktionsdaten ab und teilt sie mit dem Simulationsingenieur über ein Austauschlaufwerk. Der importiert die Datei und läuft Gefahr, dabei Daten zu verlieren. Wenn er seine Simulationen erledigt hat, gibt er umständlich Rückmeldung in die Konstruktion, worauf dort die nötigen Anpassungen erledigt werden. Die Folge: Reibungen und Informationsverluste an den Schnittstellen und damit geringere Performance.

Wie kann dieses Problem gelöst werden?

Unsere 3D-Experience Plattform macht das anders: Alle Projektbeteiligten arbeiten am gleichen Datensatz, wir sprechen hier von einer Single Source of Truth. Das Endprodukt wird verstanden als Gesamtheit aller Arbeitsschritte, abteilungsübergreifend. Nimmt beispielsweise der Simulationsingenieur am Datensatz Änderungen vor und passt etwa den Werkstoff an, hat der Konstrukteur diese Daten unmittelbar vorliegen. Dieses kollaborative Arbeiten macht die 3D-Experience Plattform so wichtig – auch für Start-ups. Denn hiermit wird ein enorm kollektives Denken möglich, das in Start-ups von Natur aus gelebt wird. Bei Konzernen ist häufig das Gegenteil der Fall. Zwar gibt es Ideen und Impulse, aber der ganzheitliche durchgängige Lösungsansatz fehlt und man agiert eher in optimierten Silos.

Welche Unterstützung erwartet Start-ups also im Lab?

Jetzt Newsletter abonnieren

Verpassen Sie nicht unsere besten Inhalte

Mit Klick auf „Newsletter abonnieren“ erkläre ich mich mit der Verarbeitung und Nutzung meiner Daten gemäß Einwilligungserklärung (bitte aufklappen für Details) einverstanden und akzeptiere die Nutzungsbedingungen. Weitere Informationen finde ich in unserer Datenschutzerklärung.

Aufklappen für Details zu Ihrer Einwilligung

Mit dem 3D-Experience Lab von Dassault Systèmes haben Start-ups die Chance, Entwicklungen zu beschleunigen und viel schneller zu skalieren. Ich nenne es eine WIN-WIN-WIN-Situation: Für Dassault Systèmes, die Start-ups und unsere Partner – alle profitieren davon. Ein entscheidender Faktor ist die Vernetzung für den intensiven Austausch. Dieses kollaborierende, offene Denken ist so entscheidend wie der Raum, den das Lab für Ideen und Menschen schafft, um Neues entstehen zu lassen und Innovationen voranzutreiben. Es kommt letztlich auf den fruchtbaren Boden an, um Kreativität erfolgreich säen und Großes daraus wachsen lassen zu können. So wird aus Kreativität eine Option.

Dassault Systèmes unterstützt mit zwei Programmen: Das Start-up Acceleration Programm ist ein unternehmenseigenes Programm, das Incubator Collaboration Programm unser Partnerprogramm. Pro Jahr finden drei bis vier Pitch-Sessions statt, in denen junge Gründer für das Start-up Acceleration Programm ausgewählt werden. Als Kriterien zählen dabei vor allem die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen.

Start-ups bekommen in beiden Programmen die 3D-Experience Plattform für zwei Jahre kostenfrei – im Acceleration Programm mit der Option auf Verlängerung. Wir wissen, dass Hardware-Start-ups häufig länger benötigen, um zur Marktreife zu gelangen. Unser Angebot sichert ihnen die nötige Zeit, um ihre Entwicklungsarbeit in der kritischen und entscheidenden frühen Startup-Phase voranzubringen – also dann, wenn Finanzierungen schwierig sind, aber gleichzeitig professionelle Software benötigt wird, um die Ideen zu verwirklichen.

Was ist mit Schulungen und Expertenwissen?

Das Lab verfügt auch über technische Experten, die sich um die Start-ups und Inkubatoren mit entsprechenden Trainings und Support intensiv kümmern. Zusätzlich greifen wir auf Mentoren zu, auf Experten mit speziellem Know-how – etwa eine Simulationskoryphäe für Akustik – die einen Teil ihrer Zeit der Unterstützung von Start-ups widmen können.

Und wie sieht es mit Hardware aus?

Start-ups profitieren bei einer Zusammenarbeit außerdem von umfangreichem Equipment im Lab – wie 3D-Drucker, CNC-Fräsen, VR –, dem Networking, von Marketingunterstützung oder eben auch den Räumlichkeiten. Es geht also um deutlich mehr, als nur die Bereitstellung von Software. Wir entwickeln einen sehr persönlichen Draht zu den jungen Gründern und unterstützen auf jede erdenkliche Weise – mal aktiv, mal im Hintergrund.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Entwicklung rund um die Start-ups auf zukünftiges Engineering auswirken?

In Start-ups entstehen ununterbrochen neue Ideen und Wege, wie Themen begegnet wird. Das alles sehen wir uns genau an und lernen daraus: Welche Bedarfe ergeben sich, wie verändert das eventuell die Funktionalität unserer Software, wo muss weiterentwickelt oder gänzlich anders gedacht werden? Besonderes Potenzial sehen wir für das kollaborative Arbeiten – nicht nur innerhalb eines Unternehmens, sondern auch unternehmensübergreifend.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Gern, nehmen wir die Circular Economy: Unterschiedliche Unternehmen arbeiten zusammen an einer Vision, um Konstruktionsdaten so untereinander auszutauschen, dass Bauteile nur einmal entwickelt und anschließend wiederverwendet oder adaptiert werden. So entstehen Einzelteile oder Systemkomponenten, die „mehrere Leben“ erhalten oder vielmehr für unterschiedliche Einsatzzwecke genutzt werden. Start-ups sind hier schneller bzw. agiler. So ergeben sich immer wieder neue Impulse und Herangehensweisen, die auch die Forschung und Entwicklung anderer Unternehmen beeinflussen.

Es bleibt also spannend – vielen Dank für das Gespräch, Herr Bartel.

Erfolgreiche Beispiele aus dem Start-up-Accelerator-Programm

Ottobahn: Das Münchner Start-up will mit einem auf Schienen geführten, klimapositiven Individual-Gondelverkehr den Stadtverkehr der Zukunft revolutionieren. Das Konzept wurde mithilfe des Förderprogramms 3D-Experience Works für Start-ups innerhalb von nur drei Jahren entwickelt.

Sewts – bringt Robotern den Umgang mit Textilien bei: Der Schwerpunkt liegt in der Automatisierung von Prozessen, die leicht verformbare Materialien wie Textilien oder Folien involvieren. Für das Handling von festen, formstabilen Materialien wie Metallen gibt es bereits eine Reihe von roboter- und KI-basierten Lösungen, die Prozesse in der produzierenden und verarbeitenden Industrie unterstützen. Die Automatisierung von Prozessen, bei denen leicht verformbare Materialien verarbeitet werden, stellt jedoch nach wie vor eine enorme Herausforderung für Computer und Bildverarbeitungsprogramme dar, weil die Anforderungen an die benötigten Rechenressourcen oft zu hoch sind.

AES – gewinnt Öl aus Abfall zurück: Die Fluks-Anlage von AES gewinnt aus gemischten Kunststoffabfällen (PE, PP, PET, POM, etc.) direkt vor Ort ein hochwertiges Öl. Dabei können von 250 bis 1.000 kg Abfall am Tag verarbeitet werden. Das Öl wird anschließend an Raffinerien verkauft, in denen es zu neuen Ausgangsmaterialien veredelt wird.

The Exploration Company – macht Weltraumforschung erschwinglich und nachhaltig: Um diese Aufgabe zu erfüllen, entwickelt, produziert und betreibt The Exploration Company mit Nyx ein modulares und wiederverwendbares Raumfahrzeug, das in der Umlaufbahn aufgetankt werden kann. Die technischen Bausteine von Nyx sind mit offenen Schnittstellen ausgestattet, die in einem Space-tore verfügbar sind, damit Raumfahrt- und Nicht-Raumfahrtunternehmen sie nutzen und neue Anwendungen entwickeln können. Nyx bietet ein breites Spektrum an Missionen, die von der Versorgung von Raumstationen und der Rückkehr zur Erde über den freien Flug in 6 Monaten um die Erde bis hin zur Landung auf dem Mond oder zum 100-km-Hopping auf dem Mond reichen. Nyx beginnt mit der Beförderung von Fracht und hat das Potenzial, Menschen zu befördern.

Kraftblock: Kraftblocks Net-Zero-Heat-System ersetzt industrielle Gaskessel und Feuerungen durch grüne Wärme. Erneuerbare Energiequellen werden mittels Speicher zu einem kosteneffizienten und sicheren System für Prozesswärme verbunden. Das System ermöglicht, Industrieprozesse bis 1000 °C von fossilen Energien auf erneuerbare Energien umzustellen. Das patentierte Speichersystem stellt die Energieversorgung rund um die Uhr sicher und senkt dabei noch die Kosten. Die Anwendungen und Möglichkeiten gelten für jede produzierende Industrie mit Wärmebedarf.

Eine kleine Auswahl weiterer Start-ups mit interessanten Ideen:

(ID:48705241)