Rapid Tech 2017 – Ein Nachbericht Die additive Revolution ist in vollem Gang
Ganz gleich, ob für Prototypen, Produktionsmittel, Werkzeuge, Gussformen oder industrielle Endprodukte – Die Additive Fertigung birgt viele Chancen in Bezug auf schnelle Produktentwicklung, optimierte Produktion und Leichtbau. Die Rapid.Tech in Erfurt bot hierzu hochkarätige Vorträge branchenspezifisch im Fachkongress sowie Neuheiten und Anwendungen auf der Fachmesse.
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Die Messe Erfurt freut sich: Die 14. Rapid.Tech + FabCon 3.D zählte vom 20. bis 22. Juni 2017 4800 Besucher und Kongressteilnehmer (2016: 4500). Zuwachs wurde ebenso bei den Ausstellerzahlen verbucht. 207 Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Organisationen und Verbände bedeuten 20 % mehr als 2016. Während die Rapid.Tech auf industrielle Anwendungen fokussierte, diente die parallel stattfindende FabCon 3.D mit der 3D Printing Conference der internationalen 3D-Druck-Community mit kreativen Start-Ups, Szene-Größen und Hobbyisten als Treffpunkt.
Neuheiten vorgestellt
Auch für die Fachbesucher lohnte die Reise nach Erfurt: So wurde zum Beispiel eine Lösung für das Drucken von Metallteilen auf Kunststoff-Filamentmaschinen präsentiert. Evo-Tech aus Österreich hat hierzu in Kooperation mit BASF einen Kunststoff mit 80% Metallanteil und die Maschinentechnologie für dessen Verarbeitung entwickelt. Nach 3D-Druckprozess und Sintern entstehen Fertigteile aus reinem Edelstahl. Auch die Wacker Chemie AG aus Burghausen kam mit einer Neuheit nach Erfurt. Der Chemiekonzern zeigte seinen industriellen 3D-Drucker Aceo Imagine Series K mit dem sich Objekte aus Silikon additiv fertigen lassen. Und 3D Systems stellte in Erfurt die Figure 4-Technologie vor, mit der Bauteile enorm schnell und effizient vom Eingeben der 3D-Konstruktionsdaten bis zum fertigen Produkt hergestellt werden können. Mit dieser Anlage können u. a. 40 individuelle Zahnkronen in zehn Minuten gefertigt werden. Weitere Neuheiten und Anwendungen sind in unserer Bildergalerie aufgelistet:
Neugründungen prämiert
Ein spezielles Podium für Neugründungen im 3D-Druck-Bereich bot die FabCon 3.D mit dem Start-up-Award. Er ging dieses Jahr an die Urban Alps AG aus Zürich/Schweiz (1. Platz) für die Entwicklung fälschungssicherer Schlüssel unter Nutzung von 3D-Drucktechnologien. Den 2. Platz erhielt Cell Core 3D aus Berlin für eine Software zur automatisierten dreidimensionalen CAD-Modellierung bionisch inspirierter Leichtbaustrukturen. Der 3. Platz ging an die Additive Elements GmbH aus Planegg. Das Unternehmen hat sich auf die Materialentwicklung für industrielle Binder-Jetting 3D-Drucker spezialisiert.
Spezialisten ausgezeichnet
Zum zweiten Mal wurde 2017 die 3D Pioneers Challenge ausgetragen. An diesen internationalen Wettbewerb nahmen zahlreiche Teilnehmer aus 13 Ländern teil. Sie alle schauten bei ihren eingereichten Projekten über den Tellerrand hinaus. Gewonnen haben:
- Philipp Manger; Ernst-Abbe-Hochschule Jena mit dem Project T.O.S.T (Topological Optimized Skateboard Trucks). Es zeigt neue Möglichkeiten der Kombination organischer und zellularer Struckturen für den Leichtbau am Beispiel einer Skateboardachse.
- Ronny Haberer und Patrick Bösch; Bauhaus Universität Weimar mit Programmable textiles (textiles 3D-Druck-Verfahren). Grundlage ist das Zusammenziehen eines Textils, welches unter Spannung mittels 3D-Druck partiell verstärkt wurde.
- Niklas Hamann; Bauhaus Universität Weimar mit RiG3D (Orthese). Die Orthese ist neben der anatomischen Individualisierung auch an das spezifische Krankheitsbild ihres Trägers angepasst.
- Manuel Opitz, Jannis Breuninger, Clemens Rieth, Felix Gundlack, Juliane Weinzierl, Dr. med. Simon Weidert, Anja Fischer und Carolin Taubmann; Mercuris GmbH mit Mercuris Cervical Orthosis (erste 3D-gedruckte individuelle Halskrause). Die Zervikalorthese ist die erste 3D-gedruckte, individuelle Halskrause.
- Eric Geboers und Matteo Baldassari; Concr3d mit Palmyra Rebuilt (3D-Drucker für Baumaterialien). Das entwickelte Materialsystem kann eine Art Stein drucken.
- Benjamin Greimel; Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz mit Print a drink (weltweit erstes 3D-Druckverfahren für Getränke u. flüssige Lebensmittel).
Bildungspetition unterzeichnet
Von Erfurt ging auch der Ruf aus, das Thema 3D-Druck durchgehend von der Schule über die Berufsausbildung und Studium bis hin zur Weiterbildung zu integrieren. 147 Unternehmen und Einrichtungen unterzeichneten dafür eine Bildungspetition, die an die Bundesregierung übergeben wurde. (qui)
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