Robotik „Bei Robotergetrieben werden wir bald führend sein“

Von Ute Drescher

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Bonfiglioli steigt mit Präzisionsgetrieben in den Robotikmarkt ein und will dort zu einer festen Größe werden. Warum das Unternehmen diesen Schritt geht, erklärt Marco Cani, General Manager Motion & Robotics bei Bonfiglioli, im Interview.

Will den kundenorientierten Ansatz aus dem Industriegeschäft für das neue Geschäftsfeld Robotik übernehmen: Marco Cani, General Manager Motion & Robotics, Bonfiglioli Riduttori S.p.A.
Will den kundenorientierten Ansatz aus dem Industriegeschäft für das neue Geschäftsfeld Robotik übernehmen: Marco Cani, General Manager Motion & Robotics, Bonfiglioli Riduttori S.p.A.
(Bild: U. Drescher/konstruktionspraxis)

Warum hat Bonfiglioli sich
entschieden, in den Robotikmarkt einzusteigen?

Wir sind fest davon überzeugt, dass der Robotermarkt in Zukunft viel Raum für Wachstum bietet, weltweit und insbesondere in Europa, China und den USA. Hier verfügt Bonfiglioli bereits über eine solide und starke lokale Produktionspräsenz.

Aus technologischer Sicht sehen wir Robotikgetriebe als eine natürliche Weiterentwicklung bestehender Produkte. Sie sind den hochpräzisen, spielarmen Getrieben sehr nah, die wir bereits in unserem Portfolio haben. Qualität und Präzision sind Teil der DNA von Bonfiglioli, was wir mit unseren Produkten und Lösungen in Industrie-, Wind- und Mobilitätsanwendungen auch deutlich zum Ausdruck bringen. Daher sehen wir die Robotik als angrenzenden Markt, sowohl in Bezug auf Technologie als auch auf die Dynamik der Geschäftsentwicklung.

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Aber es handelt sich doch um einen hart umkämpften Markt?

Bestimmt ist die Robotik ein hart umkämpfter Markt. Aber mit Sicherheit haben wir auf der anderen Seite die erforderliche Produktionsumgebung, die kundenorientierte Denkweise und die technischen Fähigkeiten, um bald auch bei Robotergetrieben ein führendes Unternehmen zu sein.

Wird sich Bonfiglioli auf bestimmte Segmente in diesem Markt konzentrieren, wie beispielsweise Industrieroboter?

Unser Fokus liegt zunächst sehr klar auf Industrierobotern, konkret auf Knickarmrobotern, zusätzlich zu den autonomen mobilen Robotern für die Logistik 4.0. Wir untersuchen jedoch auch die Anwendung in Delta- und Scara-Robotern. In Zukunft ist es zudem sehr sinnvoll, auch über kollaborative Roboter nachzudenken.

Voraussetzung für diesen Schritt war die Übernahme des italienischen Präzisionsgetriebeherstellers Sampingranaggi im vergangenen Jahr. Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?

Richtig, für industrielle Märkte und Anwendungen ist Bonfiglioli als führendes Unternehmen für die Herstellung einer kompletten Palette von Getrieben, Antriebssystemen, spielarmen Planetengetrieben, Frequenzumrichtern und Elektromotoren bekannt.

Aus industrieller Sicht bietet uns die Übernahme von Sampingranaggi einerseits die Möglichkeit, die Produktion einiger strategischer Komponenten einschließlich Kegelräder zu integrieren und unsere Vertikalisierung sowohl in Italien als auch in China zu steigern. Andererseits ermöglicht sie uns in Bezug auf die Geschäftsausweitung, durch die Entwicklung weiterer äußerst präziser und effizienter Produkte in den Markt für Robotergetriebe einzusteigen.

Buchtipp

"Industrieroboter" ist ein Handbuch für KMU mit Tipps und Tricks zum Thema Robotereinsatz. Das Buch vermittelt die wichtigsten Grundlagen der Robotertechnik und erläutert Methoden, mit denen bewertet werden kann, ob sich ein Produkt oder Prozess durch Robotik automatisieren lässt.

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Wie stellen Sie diesen Geschäftsbereich in Zukunft auf?

Das Robotikgeschäft wurde in die neue Geschäftseinheit Motion & Robotics integriert, die aus der ehemaligen Geschäftseinheit Mechatronics & Motion hervorgegangen ist. Diese hat Kunden seit über einem Jahrzehnt integrierte Systeme für industrielle Prozesse und Automatisierung geliefert, also Systeme aus spielarmen Planetengetrieben, Servomotoren, gesteuerten oder geregelten Frequenz-
umrichtern und Servoumrichtern, Motion Controllern sowie Rückspeiseeinheiten.

Und welche Strategie verfolgen Sie?

In der Robotik besteht unsere Strategie darin, den kundenorientierten Ansatz von Bonfiglioli zu übernehmen. In Märkten wie Wind und Mobilität waren wir sehr erfolgreich damit, maßgeschneiderte mechatronische Systeme für Schlüsselkunden zu entwickeln. Das werden wir auch in der Robotik tun, indem wir die Zahnräder und Getriebe von Sampingranaggi mit Servomotoren, Sensoren und IIoT-Lösungen ergänzen.

Wann gibt es die ersten Getriebe und Getriebemotoren für die Robotik von Bonfiglioli?

Bereits heute beliefern wir zwei der weltweit führenden Roboteranbieter mit unseren Präzisionszahnradsätzen sowie kundenspezifischen, hochpräzisen Getrieben. Unsere aktuelle Produktpalette ist auf Knickarmroboter mit einer Nutzlast von bis zu etwa 60 kg ausgerichtet. Wir bieten kundenspezifische Getriebe für die unteren Roboterachsen an, also die Achsen 1, 2 und 3, und verschiedene Zahnradsätze, zum Beispiel geschliffene Kegelräder auch in Hypoidkonfiguration mit Übersetzungen bis zu 1:15, hauptsächlich für die Achsen 5 und 6.

Und welche Produkte hat Bonfiglioli noch in der Pipeline?

Wir entwickeln außerdem eine neue Generation hochpräziser, spielarmer Planetengetriebe mit einer einzigartigen, patentierten Konstruktion. Sie wird für alle Robotikanwendungen entwickelt, die hohe Präzision, Steifigkeit und geringes Gewicht erfordern. Diese Plattform zeichnet sich durch eine sehr kompakte Konstruktion, Robustheit und Zuverlässigkeit aus und erfüllt die steigende Marktnachfrage nach Flexibilität und Anpassung. Sie werden sowohl mit Voll- als auch mit Hohlwelle in einem Drehmomentbereich von 100 bis 4.000 Nm erhältlich sein.

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Knickarmroboter mit mittlerer bis hoher Traglast sind die Zielanwendung für unsere neuen Getriebe, aber nicht nur. Wir schauen uns auch die Kombination unserer
industriellen Servomotoren mit bestehenden Robotergetrieben und auch der neuen Plattform genauer an – bleiben Sie einfach dran!

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