Strategie 9 Tipps um die großen Herausforderungen im Maschinenbau zu bewältigen

Ein Gastbeitrag von Christian Frank

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Der Erfolg des Maschinen- und Anlagenbaus ist kein Selbstläufer, sondern das Resultat fortlaufender Innovationen. Diese Geschäftsmodelle und Produkte könnten den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringen.

Mit den aktuellen Herausforderungen im Maschinenbau sind auch Chancen verbunden.
Mit den aktuellen Herausforderungen im Maschinenbau sind auch Chancen verbunden.
(Bild: rudall30 - stock.adobe.com)

1. Digitalisieren

Der Maschinenbau muss sich stärker und rascher digitalisieren. Die Chancen für Innovationen bei einer Digitalisierungsoffensive sind ausgezeichnet. Das gilt sowohl für eher datengetriebene Geschäftsmodelle als auch für effizientere Prozesse durch Digitalisierung und Automatisierung oder durch technische Innovation des Produktes.

Dabei gilt: Die Zukunft des Maschinenbaus ist sowohl mechanisch als auch digital. Eine der größten Gefahren für Maschinenbauer besteht darin, den Sprung ins digitale Zeitalter zu verpassen und ein „rein“ mechanisches Unternehmen zu bleiben. Das traditionelle Know-how muss also um die digitalen Fähigkeiten erweitert werden.

2. Service-Potenziale nutzen

Auch der Service-Gedanke rückt verstärkt in den Fokus unternehmerischen Handelns. Service ist ein starker Value Stream. Er zeichnet sich aus durch

  • wiederkehrende Umsätze,
  • engere Kundenbindungen,
  • neue Service-Modelle und
  • die Nutzung digitaler Tools für Effizienzsteigerungen (remote).

Diese Leistungen innovieren auch die Bereiche Inbetriebnahme, Maintenance oder Reparatur. Zudem können sie lange und aufwendige Reisen von Montage- und Servicemitarbeitern minimieren (Nachhaltigkeitsgedanke und Green Services).

Subscription Modelle werden im Service zukünftig das dominierende Geschäftsmodell. Dabei muss ein “win-win“ für alle Parteien sichergestellt werden. Dies kann beispielsweise geschehen durch Kundenbindung und Entwicklungspartnerschaften auf der einen Seite und geringerer Capex (Capital Expenses = Investitionsausgaben) und effizienter Opex (Operational Expenditures = Betriebsausgaben) auf der anderen Seite.

3. Vom Umbau des Kapitalstocks profitieren

Um die deutsche Wirtschaft auf einen klimafreundlichen Entwicklungspfad zu lenken, muss ein großer Teil des bestehenden Kapitalstocks im Laufe der nächsten 10 bis 15 Jahre erneuert werden. Das ist die Stunde eines erfolgreichen Maschinenbaus: Denn die Anforderungen an eine emissionsfreie Fertigung, der Ausbau von nicht-fossiler Energieerzeugung werden einen erheblichen Investitionsschub für die deutsche Wirtschaft mit sich bringen und neue Exportpotenziale erschließen.

4. Das Unerwartete erwarten

Geopolitische Unwägbarkeiten, jenseits der bekannten Konjunkturzyklen, entwickeln sich zu einem toxischen Gebräu. Darunter beispielsweise Lieferkettenprobleme, der Krieg in der Ukraine und die steigende Inflation. Das führt auch den widerstandsfähigen Maschinenbau an seine Grenzen. Die Entwicklung zeigt, dass Unternehmen sich mit dem Unvorhersehbaren auseinandersetzen müssen. Und das wird so bleiben: Change, Transformation und Veränderung sind das New Normal. Unternehmen brauchen ein hohes Maß an Flexibilität in den Strukturen und Prozessen, im Geschäftsmodell und in den Köpfen der Beschäftigten.

5. Widerstandsfähigkeit der Wertschöpfung festigen

Um sich auf diese Anforderungen einzustellen, müssen Unternehmen ihre Supply Chain flexibler aufstellen. Die eigenen Wertschöpfungsstrukturen sind unter dem Aspekt der Flexibilisierung zu prüfen: Wie stark können sie „atmen“? Die Coronapandemie hat gezeigt: Es ist wichtig, sich von regionalen Abhängigkeiten zu lösen und Lieferanten nicht nur unter dem Blickwinkel „Preis/Kosten“ auszuwählen. Qualität und Logistik sowie Versorgungssicherheit sind ebenfalls wichtige Parameter. Dabei hilft der Aufbau von Partnernetzwerken. IT- und Softwarepartner für Cloud-Angebote können qualifizierte Big-Data-Auswertungen übernehmen.

Der Maschinenbau denkt traditionell global – der eigene Footprint muss überdacht werden. Lokalisieren und Partnering stehen dabei vorne auf der Agenda. Angesichts der gewachsenen Unsicherheiten der globalen Lieferketten ist die Präsenz in den Märkten ein „must“, um lokal liefer- und servicefähig zu sein.

6. Transparenz der Zahlen ausbauen, um in unruhigen Zeiten sicher zu steuern

Unternehmen sind aktuell mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert:

  • Der Kostendruck steigt.
  • Es ist zu erwarten, dass auch die Zinsen ansteigen werden.
  • Es lässt sich nicht vorhersagen wie sich die Kosten für Material entwickeln werden.
  • Der Lohndruck steigt.

Angesichts dieser Themen müssen Unternehmen ihre Reportingsysteme schärfen (integrierte, mehrjährige Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Bilanz und Cashflows). Dazu zählt eine kontinuierliche und transparente Liquiditätsplanung. Sicherheit und zusätzliche Resilienz schaffen auch (inner-)betriebliche Frühwarnsysteme. Die Controlling- und Informationssysteme sollten hierbei entsprechend angepasst werden und auf Kennzahlen basieren.

7. Mitarbeiter gewinnen und für Veränderungen begeistern

Alle Beschäftigten im Unternehmen müssen auf Veränderungen eingestellt und aktiv „abgeholt“ werden. Dabei stellt die Erwartungshaltung der Mitarbeiter eine Herausforderung für die Führungs- und Unternehmenskultur dar. Hierarchiedurchlässige Projektarbeiten und funktionsübergreifendes Arbeiten sind nur einige Beispiele der „neuen“ Arbeitsrealität. Die eigene Fachkräfteentwicklung in einem verschärften „ war of talents “ ist von überragender Bedeutung, wenn nicht sogar überlebenswichtig.

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Um attraktiv zu bleiben, müssen Unternehmen aus dem Maschinenbau Arbeitsformen anbieten, die

  • es den Mitarbeitern ermöglicht, ihr Leben flexibel zu gestalten.
  • es den Unternehmen ermöglicht, ihren Personalbedarf flexibler zu decken.

Die „virtuelle“ Zusammenarbeit im Team kann gezielt genutzt werden und die Produktivität erhöhen.

8. Nachhaltigkeit schaffen als künftiger Wettbewerbsfaktor

Mit seinem Erfindergeist und Pragmatismus macht der Maschinen- und Anlagenbau die angestrebte Klimaneutralität überhaupt erst möglich. Dazu zählen auch CO2-freie oder CO2-neutrale Energielösungen mit Wasserstoff oder abgeleiteten Brennstoffen. Die Nachhaltigkeit ist der Schlüssel und der Weg, der mittel- bis langfristig überraschende Chancen bieten wird. „Zero Footprint Engineering and Production“ kann ein maßgeblicher Wettbewerbsfaktor werden.

9. Zukunftsfähigkeit und Visionen voranbringen

Bei aller Dominanz des Tagesgeschäfts dürfen diese strategischen Herausforderungen nicht liegen bleiben. Obwohl der Druck bereits seit Jahren wächst, zeigt sich jedoch leider, dass die Umsetzung häufig leidet oder noch aufgeschoben wird. Es ist allerdings eine zentrale Führungsaufgabe, den Druck auf dem „digitalen Kessel“ zu halten und den Aufbau der unternehmerischen Widerstandfähigkeit voranzutreiben. Es geht dabei um nicht weniger als die Zukunftsfähigkeit des Maschinenbaus.

* Dr. Christian Frank ist Partner und Leiter der Solution Group Maschinen- und Anlagenbau bei der Atreus GmbH in 80637 München, Tel. (0 89) 4 52 24 91 80, frank@atreus.de, www.atreus.de

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