E-Antrieb Weder Fahrrad noch Motorrad: Start-up baut erstes SUV-E-Bike
Mit dem „Pike I“ hat das Münchner Start-up-Unternehmen Evinci ein neues Zweiradkonzept entwickelt: Eine Kombination aus E-Bike und Motorrad, das für die Fahrt zum Arbeitsplatz ebenso genutzt werden kann wie für sportliche Spritztouren auf der Straße und im Gelände. Bei der Auswahl der Wälzlager für Antrieb und Fahrwerk arbeitete Evinci mit NSK zusammen.
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Elektroauto und E-Bike zeigen, dass sich bekannte Fahrzeugkonzepte erfolgreich mit Elektroantrieben ausrüsten lassen. Man kann die Elektrifizierung aber auch dazu nutzen, ganz neue Konzepte zu entwickeln. Das haben die Macher der Evinci Mobility GmbH in Oberhaching bei München getan und das „Pike I” entwickelt. Auf den ersten Blick passt das Pike in keine bekannte Schublade. Und das ist gewollt. Klaus Rohde, Gründer und Geschäftsführer des Startup-Unternehmens, erklärt: „Das Pike I ist einzigartig. Es verbindet das leichte Handling und die Dynamik eines Fahrrads mit der Power eines Motorrads. Und es kommt im Gelände ebenso gut zurecht wie im Stadtverkehr.“
Antriebstechnik sorgt für „Boost“
Aber nicht nur das Konzept des, so nennen es die Entwickler, „SUV-E-Bikes“ ist neu, sondern auch das Antriebssystem. Sein Herzstück ist eine Eigenentwicklung: das patentierte Antriebskonzept der Muttergesellschaft LSP GmbH, das geringes Gewicht mit viel Leistung verbinden soll. Der PM-Elektromotor überträgt die Kraft über ein stufenloses automatisches CVT-Getriebe, das selbsttätig unter Volllast schaltet und damit für unterbrechungsfreie Beschleunigung sorgt. Der Antrieb bringt Bike und Fahrer in 4 s von 0 km/h auf 40 km/h. Das Pike verfügt über eine Reichweite von etwa 100 km – rein elektrisch beträgt die Reichweite 40 km.
Das Start-up hat auch das Bedienkonzept des Antriebs neu entwickelt. Rohde erklärt: „Der Fahrer betätigt wie beim Motorrad einen Gasgriff und kann den Fahrmodus frei wählen – entweder fährt er im Elektromodus rein motorbetrieben oder er nutzt den Pedalmodus und lässt sich beim Treten ganz nach Wunsch unterstützen.“ Als „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ für die Bedienung dient ein 3,2“-Touchdisplay mit Bluetooth-Konnektivität.
Neue Wege auch in der mechanischen Konstruktion
Bei dem Design des Pike haben die Entwickler sich vor allem auf den Leichtbau konzentriert. Bei der Leichtbautechnik von Rahmen, Schwingen und Sitzdom stand der Flugzeugbau Pate, und neben Aluminium kommt Carbon als Leichtbauwerkstoff zum Einsatz. Damit kommt das Bike auf ein Gesamtgewicht von 33 kg.
Bei der Auswahl der Wälzlager an den Achsen von Antrieb und Fahrwerk – zum Beispiel an Schwinge, Tretlager und Radnaben – unterstützte NSK die Konstrukteure. Ihr konkreter Ansprechpartner war Oliver Conrad als lokaler NSK-Account Manager. An unterschiedlichen Stellen im Antrieb sind Rillenkugellager der 6000er-Serie von NSK verbaut, die aus hochreinem Stahl gefertigt werden und Radial- und Axialkräfte aufnehmen. Dabei soll Qualität und Leistungsfähigkeit gewährleistet sein, da Rillenkugellager die populärste Wälzlager-Variante ist.
Je nach Einsatzfall sind die Lager nur mit Deckscheiben oder mit einer Dichtung ausgestattet. „Da das Pike im Gelände eingesetzt werden kann und auch bei Regen unterwegs ist, müssen die offenen Lagerstellen zum Beispiel von Tretlager, Hinterradnabe und Schwinge sehr gut abgedichtet sein“, sagt Rohde. Hier hat NSK mit der DDU-Dichtung eine Labyrinthdichtung entwickelt, die gute Dichtwirkung mit geringer Reibung kombiniert.
Bei den innenliegenden Lagerstellen kommen offene NSK-Rillenkugellager zum Einsatz. Insgesamt sind im Pike I fünf verschiedene Typen und Baugrößen verbaut. Allen gemeinsam ist der leichte Lauf und die kompakte Bauweise, was auch wenig Gewicht bedeutet – ein wichtiger Faktor bei der Auswahl der Antriebskomponenten.
Großes Interesse für das weltweit erste „SUV-E-Bike“
„Die Zusammenarbeit mit NSK hat sehr gut funktioniert”, sagt Rohde. „Ganz wichtig ist uns die Qualität der Lager: Wir setzen prinzipiell nur hochwertige Zulieferkomponenten ein, weil wir hohe Anforderungen an das Finish, die Zuverlässigkeit und die Lebensdauer aller Bauteile stellen.“ Deshalb kommen die Wälzlager von NSK und die Bremsen und die hintere Radaufhängung von Magura.
Inzwischen ist die Serienproduktion angelaufen und die ersten Vertriebspartner registrieren großes Interesse am Pike I. „Die Nachfrage ist vom Start weg erfreulich groß, obwohl das Vertriebsnetz noch gar nicht komplett ist“, sagt Rohde. Und die Ordnungszahl im Produktnamen lässt Spielraum für zusätzliche Varianten, zumal das Pike in Modulbauweise konstruiert ist. „Wir haben durchaus Ideen für ein Pike II oder III. Noch in diesem Jahr wollen wir die Produktpalette erweitern.“
In der Standard-Version ist das Bike ab 8600 Euro erhältlich, die Premiumversion fängt bei 9600 Euro an. (kj)
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