Linearmodul Von Ofenplatten zu Hubmodulen
Rohstoff-, heirats- und marktbeeinflusst durchlebte Roemheld eine Zeit ständiger Ideenfindung. Dabei wurden neue Produkte immer von gesammelten Erfahrungen abgeleitet. Die Möglichkeit, mittels Hydraulik spannen und positionieren zu können, führte zum heutigen Kerngeschäft der Spann- und Handhabungstechnik.
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Eisenerz war für Graf Friedrich Ernst zu Solms Laubach die stoffliche Grundlage, als er 1707 die Friedrichshütte in den nördlichen Ausläufern der Hessischen Rhön gründete. Sie war in dem land- und forstwirtschaftlich geprägten Gebiet die erste industrielle Ansiedlung. 1870 pachtete Julius Römheld die Eisenhütte und wurde zum Namensgeber des Unternehmens.
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde der Erzabbau jedoch zu schwierig und zu teuer und die Inhaber beschlossen, die Hütte zur Gießerei umzubauen. Roheisen wurde zugekauft und damit Kundenguss angefertigt. Zuerst waren es Ofenplatten, dann Pumpengehäuse und später größere Antriebsgehäuse sowie Maschinenteile. Die weitere Entwicklung ging hin zu Gussteilen, die immer kleiner, komplexer und aufwendiger wurden.
Auch heute noch existiert die Gießerei innerhalb der Roemheld-Gruppe und stellt Grau- und Sphärogussteile für interne Produkte und externe Kunden her. Geschäftsführer Hans-Joachim Molka dazu: „Das eine Firma so lange in Familienhand ist, ist heutzutage schon etwas sehr seltenes. Seit 300 Jahren wird hier mit kleinen Unterbrechungen die Produktion am Standort Friedrichshütte aufrechterhalten.“
Das hydraulische Zeitalter begann
Durch Herrn Ludwig Erhard, der Schwiegersohn der Familie Römheld, kam die Hydraulik ins Spiel. Er war Flugzeugbauer und sah die Kluft zwischen der Feinmechanik und den groben Gussteilen. Gleichzeitig erkannte er, dass man in der Gießerei auch leistungsfähige Formteile machen kann und überlegte, wie er seine Ausbildung mit der Weiterentwicklung der Fertigungsstätte verbinden kann.
Geschäftsführer Molka: „Das führte zu einer Hydraulikpumpe mit offenem Mechanismus, das heißt, eine Pumpe steckte in einer offenen Ölwanne. Diese Pumpe wurde zur Ölverstellung genutzt.“ Anwendung fanden die Pumpen in damaligen Frisörstühlen, die höhenverstellbar sein sollten. Molka weiter: “Da das unangenehm riechende Öl beim Verschieben des Stuhles aus der offenen Wanne überschwappte, musste eine geschlossene Pumpe konstruiert werden. Sie war zwar noch grob und klobig, ließ sich aber problemlos in die Stühle integrieren.“
Ein neuer Markt tat sich mit der Höhenverstellung von Krankenhausbetten auf. „Dafür musste die Pumpe jedoch zu einer kompakteren Konstruktion weiterentwickelt werden.“ so Hans-Joachim Molka.
Zu gleicher Zeit entwickelte Roemheld hydraulische Steuerungen, die die industrielle Nutzung im Focus hatten. Diese Ventilsteuerungen wurden in Anlagen und Sondermaschinen verbaut. Damit kam eine Menge Wissen über die Hydraulik im Maschinenbau zusammen.
Die Lösung von Spannaufgaben war eine logische Konsequenz
Aus der Kenntnis heraus, mittels Hydraulik eine Spannfunktion erzeugen und durch eine Steuerung diese auf die jeweilige Anwendung programmieren zu können, entwickelte sich 1963 der Unternehmensbereich Spanntechnik. Im Gegensatz zu mechanischen Spannsystemen kann die hydraulische Spanntechnik eine geforderte Wiederholgenauigkeit bei der zerspanenden Bearbeitung von Werkstücken garantieren.
Geschäftsführer Molka erklärt: „Im Zusammenspiel von Maschine und Werkzeug wird die Spanntechnik für das Werkstück immer noch unterbewertet. Es wird sehr viel in die Entwicklung einer Maschine investiert und das Werkzeug auf die Standzeiten optimiert. Was häufig außer Acht gelassen wird, ist die Spanntechnik. Sie hat aber einen direkten Einfluss auf die Güte des Werkstückes. Das beste Werkzeug und die beste Maschine nützen gar nichts, wenn das Werkstück labil gespannt ist.“
Roemheld besitzt heute ein großes Portfolio an stationärer hydraulischer Spanntechnik – eine Voraussetzung dafür, einem Kunden eine für ihn optimale Lösung anzubieten. Alle hydraulischen Spannelemente sind im neuen Katalog „Spanntechnik“ zu finden. Darüber hinaus findet eine Beratung über alle drei Bereiche der Spanntechnik statt: die hydraulische, die mechanische und die Nullpunkt-Spanntechnik.
Wer spannen kann, kann auch halten
Die Funktionen Halten und Positionieren auf hydraulischer Grundlage hat Roemheld seit 1990 in der Montage- und Handhabungstechnik umgesetzt. Hier werden Hubeinheiten, Montagetische, -einzelarbeitsplätze und -vorrichtungen sowie Einpressvorrichtungen angeboten. Hans-Joachim Molka erläutert: „In der Montagetechnik steht das gesamte Handling eines Werkstückes im Vordergrund. Wir betrachten nicht die Komplettrationalisierung, sondern den Arbeitsplatz um den Werker herum. Hier sollen durch eine sinnvolle Ergonomie die Montagevorgänge erleichtert und eine hohe Sicherheit und Qualität erreicht werden.“
Montageprozesse im Maschinenbau lassen sich auch bei unterschiedlichsten Erzeugnissen auf wenige auszuführende Grundoperationen wie Heben, Senken, Drehen, Schwenken und Kippen reduzieren. Ziel ist es, die zu montierenden Baugruppen einfach und schnell immer in die günstigste Lage zu bringen. Wird mit dem Fortschreiten der Montage das zu bewegende und zu positionierende Erzeugnis größer und schwerer, ergibt sich zunehmend die Notwendigkeit, ergonomisch optimierte, flexible und dabei wirtschaftlich günstige Einrichtungen für das Handling einzusetzen.
Aufbauend auf dieser Erkenntnis hat Römheld das Modul-System modulog mit einer Vielzahl von standardisierten Handhabungs-Modulen entwickelt, mit denen die anfallenden Operationen abgedeckt werden können. Das Modulsystem reduziert die Kosten für Handhabungseinrichtungen stark, da anstelle von teuren stets individuellen Sonderanfertigungen jetzt Standardmodule und Kombinationen daraus eingesetzt werden können. Auch die Wiederverwendung der Module bei neuen Montageoperationen ist durch die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten gegeben.
*Dipl.-Ing. Dorothee Quitter, Redakteurin konstruktionspraxis
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