Strategie Siemens beschließt Kauf von Mentor Graphics

Redakteur: Katharina Juschkat

Siemens plant, den Designautomatisierungs- und Industriesoftware-Anbieter Mentor Graphics für 37,25 Dollar je Aktie zu übernehmen, wie die Unternehmen jetzt mitteilten. Dadurch will das Unternehmen mechanisches, thermisches, elektronisches sowie Embedded-Software-Design auf einer einzigen Plattform anbieten.

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Mitte Oktober unterzeichneten Siemens und Mentor die Übernahmevereinbarung, bis zum zweiten Quartal 2017 wollen die Unternehmen die Transaktion abgeschlossen haben.
Mitte Oktober unterzeichneten Siemens und Mentor die Übernahmevereinbarung, bis zum zweiten Quartal 2017 wollen die Unternehmen die Transaktion abgeschlossen haben.
(Bild: gemeinfrei, pixabay.com / CC0 )

Siemens treibt die Umsetzung seiner Vision 2020 voran, indem es sein industrielles Digital Enterprise weiterentwickelt und sein Portfolio für Industriesoftware erweitert. Siemens und Mentor Graphics haben am 14. November 2016 eine Vereinbarung zur Übernahme von Mentor durch Siemens für 37,25 Dollar je Aktie unterzeichnet. Das entspricht einem Unternehmenswert von 4,5 Milliarden Dollar. Der Angebotspreis entspricht einer Prämie von 21 % gegenüber dem Schlusskurs vom 11. November 2016, dem letzten Handelstag vor der Ankündigung. Das Board of Directors von Mentor unterstützt das Übernahmeangebot von Siemens und empfiehlt, dass die Aktionäre die Vereinbarung genehmigen und annehmen. Elliott Management Corporation, Aktionär von Mentor, hat sich verpflichtet, die Transaktion zu unterstützen.

Digital Enterprise vorantreiben

Die Übernahme erweitert das Digital Enterprise Portfolio von Siemens um die Lösungen von Mentor für elektronisches IC und Systemdesign, Simulation und Herstellungslösungen. Diese Lösungen werden heute für vernetzte Smart-Produkte wie autonome Fahrzeuge benötigt. Die Kombination der Unternehmen ermöglicht Entwicklungstools für Mechanik, Thermik, Elektrik/Elektronik sowie Embedded-Software. Laut Siemens können damit die Kunden ihre Entwicklungsgeschwindigkeit erhöhen, die Effizienz in der Produktion steigern und den Einsatz ihrer Produkte in der Praxis optimieren. Somit können Qualität, Effizienz, Flexibilität und Sicherheit über alle technischen Disziplinen sowie den ganzen Lebenszyklus eines Produkts hinweg verbessert und das Digital Enterprise vorangetrieben werden.

„Siemens übernimmt Mentor als Teil des Vision-2020-Konzepts und ist damit Benchmark für das neue industrielle Zeitalter”, sagt Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens. „Mentor passt perfekt, um unsere Position in der digitalen Führerschaft auszubauen und das Tempo in der Industrie vorzugeben.”

Klaus Helmrich, Mitglied des Vorstand von Siemens, erklärt: „Mit Mentor übernehmen wir einen etablierten Technologieführer mit talentierten Mitarbeitern, der unser Softwareportfolio ergänzen wird. Mentor komplementiert unser Angebot bei Mechanik und Software mit dem Design, Test und der Simulation von elektrischen und elektronischen Systemen.”

PLM-Software soll in Digital Factory integriert werden

Mentor hat seinen Sitz in Wilsonville, USA, und hat Mitarbeiter in 32 Ländern. Im vergangenen Geschäftsjahr 2016, das zum 31. Januar 2016 endete, erzielte Mentor einen Umsatz von etwa 1,2 Milliarden Dollar und eine bereinigte Marge von 20,2 %. Siemens erwartet, dass diese Margen auch in der Zukunft anhalten werden. Mentor soll damit zum Geschäft mit Product-Lifecycle-Management-(PLM-)Software in der Siemens Division Digital Factory beitragen, in die das Unternehmen integriert werden soll. Mentor verfügt über eine große und diversifizierte Kundenbasis von entscheidenden System- und Halbleiteranbietern mit über 14.000 weltweiten Kunden im Bereich Kommunikation, Computer, Unterhaltungselektronik, Halbleiter, Netzwerke und Luft- und Raumfahrt, Multimedia sowie Transportindustrie. Mentor gibt an, Marktführer in strategischen Industriesegmenten wie IC-Design, Test und Fertigung, Entwurf und Analyse von elektronischen Systemen und Emerging Markets einschließlich der Automobilelektronik zu sein.

„Durch die Kombination von Mentors Technologien und der engen Kundenbeziehungen mit dem Wissen und den Ressourcen von Siemens können wir den Bedürfnissen unserer Kunden besser gerecht werden und unseren Mitarbeitern zusätzliche Chancen eröffnen”, sagt Walden Rhines, Chairman und CEO von Mentor. „Siemens ist ein idealer Partner mit finanzieller Kraft und Stabilität. Die Ressourcen des Unternehmens zusammen mit zusätzliche Investitionen werden es uns ermöglichen, Neuerungen schneller einzuführen und unsere Vision zu beschleunigen, die Entwicklung von kompletten automatisierten Designlösungen für elektronische Systeme zu schaffen. Wir freuen uns, dass die Transaktion unseren Aktionären einen sofortigen und bestimmten Wert bietet.”

Kernkompetenzen für Design von Produkten stärken

Siemens rechnet damit, Synergien beim Ebit von 100 Millionen Euro im vierten Jahr nach Abschluss der Transaktion aus einer Kombination von Umsatzwachstum und erwarteter Margenverbesserung zu erzielen. Darüber hinaus soll zum Ergebnis je Aktie bei Siemens die Übernahme im dritten Jahr nach dem Abschluss beitragen. Der Abschluss der Transaktion ist abhängig von den üblichen Bedingungen und wird für das zweite Quartal des Kalenderjahres 2017 erwartet.

Mentor wird in das PLM-Softwaregeschäft der Siemens-Division Digital Factory integriert. „Mit den elektronischen Designautomatisierungs-Lösungen und den Experten von Mentor in unserem Team stärken wir unsere Kernkompetenzen für das Design von Produkten – und sind so in der Lage, einen präzisen Digitalen Zwilling von jedem Smart-Produkt und jeder Produktionslinie zu erzeugen”, sagt Siemens-Vorstandsmitglied Helmrich. (kj)

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