Anlagenbau Großanlagenbau rechnet mit steigenden Auftragseingängen in 2021
Die meisten VDMA Großanlagenbauer erwarten im Jahr 2021 einen Anstieg des globalen Projektvolumens und gehen von steigenden Auftragseingängen und Umsätzen aus – so lautet das Ergebnis einer Teilnehmer-Befragung auf dem diesjährigen virtuellen Engineering Summit.
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Die Corona-Pandemie stellt auch den europäischen Anlagenbau vor enorme Herausforderungen. Einerseits geht es um konjunkturelle Perspektiven, andererseits um strukturelle Veränderungen. Unter dem Motto „Restarting the Engineering Industry“ hat der Engineering Summit in diesem Jahr erstmalig als Online-Tagung mit begleitender virtueller Fachausstellung stattgefunden. Der europäische Networking-Kongress für den Anlagenbau versuchte in diesem besonderen Jahr Antworten auf die drängenden Fragen der Branche zu geben:
- Welche konjunkturellen Perspektiven hat die Branche?
- Welche strukturellen Veränderungen hat der Anlagenbau zu erwarten?
- Wie meistert der Anlagenbau die Corona-Krise und mit welchen langfristigen Folgen ist zu rechnen?
Wie kann ein Neustart nach der Corona-Krise gelingen?
An drei Tagen und in drei Themenblöcken haben sich Führungskräfte des europäischen Anlagenbaus vom 17.-19. November zu Impulsvorträgen namhafter Referenten sowie in digitalen Talkrunden ausgetauscht und die Frage diskutiert, wie ein Neustart nach der Corona-Krise gelingen kann. Dabei standen diese Themen im Vordergrund:
- Restart 1: Erfahrungen und Lehren aus der Corona-Krise
- Restart 2: Nachhaltigkeit und Klimaneutralität
- Restart 3: (Digitale) Prozesse im Projektgeschäft
Erstes optimistisches Fazit der Veranstalter des Engineering Summit 2020:
Die kurz- und mittelfristigen Perspektiven im Großanlagenbau sind ermutigend.
Unter allen Teilnehmern der Tagung wurde hierzu eine Umfrage durchgeführt. Demnach würden die meisten Unternehmen im Jahr 2021 einen Anstieg des globalen Projektvolumens im Großanlagenbau erwarten und von steigenden Auftragseingängen und Umsätzen ausgehen.
Allerdings zeigte die Befragung auch, dass der Wettbewerbsdruck in den kommenden Jahren zunehmen wird. „Der Markt für Großanlagen wird sich weiter konsolidieren. Die Mitglieder der AGAB stellen sich durch den Einstieg in neue oder sich verändernde Märkte sowie die intelligente Nutzung digitaler Technologien frühzeitig auf diese Entwicklung ein und stärken dadurch ihre Wettbewerbsfähigkeit“, stellte Thomas Waldmann, Geschäftsführer der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB), fest.
Mobiles Arbeiten mittlerweile in vielen Bereichen Standard
In den letzten Monaten hat die Digitalisierung im Großanlagenbau große Fortschritte gemacht, was dazu beigetragen hat, die durch Reiseverbote und Kontaktbeschränkungen entstandenen Einschränkungen im Projektgeschäft auszugleichen.
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New Work
Wie wir in Zukunft arbeiten werden
So haben Diskussionen auf dem Engineering Summit gezeigt, dass mobiles Arbeiten im Großanlagenbau mittlerweile in vielen Bereichen wie der Anlagenplanung und dem Einkauf ein Standard ist und selbst Vertragsverhandlungen mit wichtigen Kunden finden häufig virtuell statt.
Wie führt man global, mobil arbeitende Teams?
Eine große Herausforderung in Corona-Zeiten ist das Führen von globalen, mobil arbeitenden Teams („Remote Leadership“). Auch auf diesem Gebiet konnte der Großanlagenbau 2020 erhebliche Fortschritte erzielen. So habe sich die Produktivität im Großanlagenbau 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht verbessert. So das Ergebnis einer Befragung von der Thyssenkrupp Academy unter 400 Führungskräften.
Das scheint das Ergebnis eines begonnenen Changeprozesses hin zu einem neuen Führungsstil zu sein, der weniger auf Kontrolle und mehr auf klare Strukturen, gegenseitiges Vertrauen, Transparenz und Kommunikation setzt.
Marktchancen durch Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Die Pläne vieler Staaten, den Klimawandel einzudämmen und dafür Technologien zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen zu nutzen, werden immer konkreter.
So zeigten die Vorträge und Paneldiskussionen auf dem Engineering Summit, dass sich dadurch Chancen eröffnen, neue Angebote am Markt zu platzieren. Sami Pelkonen, CEO Chemical and Process Technologies bei Thyssenkrupp Industrial Solutions, betonte dazu in seiner Keynote: „Der VDMA-Großanlagenbau steht mit marktreifen Technologien als Partner der Industrie bei der Erreichung globaler Klimaziele bereit.“ So liefert der Großanlagenbau beispielsweise Kerntechnologien für die Wasserelektrolyse, mit deren Hilfe grüner Wasserstoff großtechnisch und kostengünstig produziert werden kann.
Um ein solch nachhaltiges System auch zu etablieren, müsse die Politik laut AGAB-Geschäftsführer Waldmann rasch verlässliche Rahmenbedingungen – etwa für den weiteren Ausbau der regenerativen Stromerzeugung – schaffen. Auf dieser Basis würden die Unternehmen wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln können. Denn ohne die Nutzung erneuerbarer Energien kann kein Sektor entscheidende Beiträge zum Klimaschutz erbringen:
„Grüner“ Wasserstoff und der Ausbau der regenerativen Energien bedingen sich gegenseitig.
Spürbare Markterholung – trotzdem verhaltener Optimismus im Großanlagenbau
Im kommenden Jahr sei zudem mit einer spürbaren Markterholung im Großanlagenbau zu rechnen. Allerdings werde es voraussichtlich noch dauern, bis das Auftragsniveau von 2019 wieder erreicht ist.
Insofern sind Kapazitätsanpassungen im aktuellen Umfeld unumgänglich: Laut der Umfrage zum Engineering Summit 2020 geht derzeit die Hälfte der Experten im Großanlagenbau von sinkenden Beschäftigtenzahlen im kommenden Jahr aus. „Dennoch besteht kein Grund zum Pessimismus“, betont AGAB-Geschäftsführer Waldmann. „Die politisch gewollte und ökologisch gebotene Transformation zu einer kohlenstoffarmen Industrieproduktion kann in Verbindung mit dem technologischen Know-how des Großanlagenbaus zu einer anhaltenden Erfolgsgeschichte werden.“ Schließlich biete dieser Prozess den VDMA-Mitgliedern enorme Marktchancen – etwa bei der Lieferung von Anlagen für die Herstellung regenerativen Stroms, von Wasserstoff oder von klimaneutralem Stahl und Zement, so Waldmann weiter.
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