Technik kurz erklärt Die Entwicklung des Rasenmähers

Autor M.A. Bernhard Richter

In unserer Serie „Technik kurz erklärt“ stellen wir jede Woche ein Meisterwerk der Konstruktion vor. Heute: der Rasenmäher

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Schon 1930 waren elektrische Modelle fürs Rasenmähen verfügbar.
Schon 1930 waren elektrische Modelle fürs Rasenmähen verfügbar.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Der erste maschinelle Rasenmäher wurde 1830 von Edwin Beard Budding in England, erfunden. Sein Rasenmäher wurde in erster Linie zum Mähen des Rasens auf Sportplätzen und in weitläufigen Gärten als überlegene Alternative zur Sense entwickelt und erhielt am 31. August 1830 ein britisches Patent. Diese Maschine ist etwa 50 cm breit und hatte einen Rahmen aus Schmiedeeisen.

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Die gusseisernen Zahnräder des von einer Person geschobene Mähers übertragen die Kraft der hinteren Walze auf den Schneidzylinder, so dass die Walze die Messer auf dem Schneidzylinder antreiben konnte; das Verhältnis war 16:1. Eine weitere Walze, die zwischen dem Schneidzylinder und der Haupt- oder Langwalze angeordnet war, kann angehoben oder abgesenkt werden, um die Schnitthöhe zu verändern. Das Schnittgut wird nach vorne in einen schalenartigen Kasten geschleudert.

Man erkannte jedoch bald, dass vorne ein zusätzlicher Griff erforderlich war, um die Maschine mitziehen zu können. Alles in allem ist diese erste Maschine modernen Mähern im Aufbau bemerkenswert ähnlich. Allerdings dauerte es weitere zehn Jahre bis eine von Tieren gezogene Version konstruiert wurde, und sechzig Jahre, bevor ein dampfbetriebener Rasenmäher gebaut wurde.

Ohne Rasen kein Rasenmäher

Die Erfindung des Rasenmähers hängt aber auch stark mit der Veränderung der Landschaft seit dem Mittelalter, der einhergehenden Rodung der Wälder Europas und der dadurch entstehenden Rasenflächen zusammen. Rasenflächen entstanden meist innerhalb oder nahe frühmittelalterlicherlicher Siedlungen, die für das gemeinschaftliche Weiden von Vieh genutzt wurden, im Gegensatz zu den der Landwirtschaft vorbehaltenen Feldern. Seit dem Mittelalter wurde der Rasen bei der Aristokratie in Nordeuropa beliebt. Er war Teil von Landgütern und Herrenhäusern und wurde durch schweißtriebendes Sensen und Scherens instand gehalten.

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Erst im 17. und 18. Jahrhundert wurden der Garten und der Rasen zu einem Ort, der zunächst als Spazierweg und für die soziale Begegnung angelegt wurde. Im frühen 17. Jahrhundert begann die Epoche des Gartenbaus – aus dieser Zeit stammte der eng geschnittene „englische“ Rasen. geboren. Rasen war ein Symbol für Aristokratie und Adel. Er zeigte, dass der Eigentümer es sich leisten konnte, Land nicht für ein Gebäude oder zur Nahrungsmittelproduktion zu nutzen.

Sinkendes Kulturgut Rasen

Mit Buddings Erfindung des Rasenmähers sollte sich das allerdings ändern – gemäß der ethnologischen Theorie des sinkenden Kulturgutes konnten sich immer mehr „einfache“ Leute leisten einen Rasen vor dem eigenen Haus anzulegen und die sinkenden Wochenarbeitsstunden ließen es auch zu sich um den Rasen zu kümmern.

Buddings Rasenmäher sollte so auch in erster Linie zum Mähen des Rasens auf Sportplätzen und in weitläufigen Gärten eingesetzt werden, nach einer Kooperation mit einen ortsansässigen Entwickler konnte eine erste Rasenmäherfabrik eröffnet werden, die den Rasenmäher in Lizenz und wesentlich günstiger produzieren konnte.

Mit der zunehmenden Popularität von Sportarten in der Mitte der viktorianischen Ära wurde der Rasenmäher zur Herstellung von modernen Sportplätzen und Spielfeldern für die aufkommenden Sportarten wie Fußball, Boule, Tennis essentiell. Das Aufkommen der Suburbanisation an der Wende zum 20. Jahrhundert trug weiter zur Verbreitung des Rasens und damit des Rasenmähers bei.

Sonne, Sommer, Samstag-Vormittag – der Rasen brennt! Volkssport Rasenmähen treibt viele Zeitgenossen in den Wahnsinn.
Sonne, Sommer, Samstag-Vormittag – der Rasen brennt! Volkssport Rasenmähen treibt viele Zeitgenossen in den Wahnsinn.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Einfluss auf die Umwelt

Eine Studie aus dem Jahr 2001 zeigt, dass einige Rasenmäher in einer Stunde dieselbe Menge an Abgasen produzieren, wie ein damals zehn Jahre altes Auto auf einer Strecke von 1000 km. Die Verkehrsabteilung des Umweltbundesamtes schätzt, dass an einem sonnigen Wochenendtag Rasenmäher mit 10 % – 15 % zur Ozonbelastung beitragen.

Weiterhin können Rasenmäher eine erhebliche Lärmbelästigung verursachen – vor allem Samstag Vormittag – und bei längerem Einsatz ohne Gehörschutz zu bleibenden Gehörschäden führen. Ein typischer Benzinrasenmäher erzeugt einen Schalldruck von 86-95 dB.

Allerdings wird nach einer US-amerikanischen Studie aus dem Jahre 2010 das Vermögen einer intensiv gepflegten Rasenfläche (z.B.Stadtpark), Kohlendioxid zu binden, vom Treibhauspotential der Pflegemaßnahmen um ein Mehrfaches übertroffen. Dennoch empfiehlt sich wohl ein Umstieg auf einen wesentlich emissionsärmeres und leiseres Modell – der Umwelt wegen und für das Nervenkostüm der Nachbarn.

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