CAD-Software Creo 9.0 – ein umfassendes Paket an Neuerungen

Ein Gastbeitrag von Ralf Steck

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Creo hat in der kürzlich vorgestellten Version 9 in nahezu allen Bereichen Neues zu bieten – von MBD, Modellierung, Ergonomie über die Echtzeitsimulation bis hin zur Fertigung. Im Fokus der Entwickler stand das Ziel, bessere Designs in kürzerer Zeit zu erstellen. Wir zeigen die Neuheiten.

Neue Funktionen rund um generatives Design, Echtzeitsimulation und additive Fertigung in Creo 9 sollen Innovationen fördern.
Neue Funktionen rund um generatives Design, Echtzeitsimulation und additive Fertigung in Creo 9 sollen Innovationen fördern.
(Bild: PTC)

Während andere CAD-Anbieter auf Rolling Releases umgestellt haben und ihre Software in kleinen Schritten erneuern und erweitern, bietet PTC mit der kürzlich vorgestellten Version Creo 9 wieder ein umfangreiches Update in nahezu sämtlichen Bereichen des Systems. Und auch wenn manchmal beim Lesen von „What’s New“-Listen der Eindruck aufkommt, es gebe nichts Neues mehr im CAD-Bereich, so schaffen es die CAD-Spezialisten aus Boston/Massachusetts wieder einmal, einige lang erwartete Features einzubauen.

Die Neuerungen ziehen sich quer durch das Programm von allgemeinen Effizienzverbesserungen bis hin zu spezielleren Funktionserweiterungen beispielsweise in den Bereichen Model Based Design (MBD), CAM und Simulation.

Ein Blick auf Creo 9 lohnt sich also.

Verbesserte Benutzerfreundlichkeit

Zu den Verbesserungen der Benutzerfreundlichkeit zählen unter anderem Aktualisierungen des Modellbaums, um die Strukturierung, die Dokumentation und das Verständnis der Konstruktionsabsicht zu erleichtern. Neu ist der Design Item Tree, der sozusagen eine Stückliste der Features darstellt, die im Gegensatz zum gewohnten Modellbaum nicht historiebasiert ist und deshalb besser nach Funktionen oder anderen Gesichtspunkten sortiert werden kann. Zudem lassen sich hier Items gruppieren, beispielsweise alle Rundungen oder Muster. So lassen sich Konstruktionsabsichten oder andere technische Zusammenhänge dokumentieren.

Ein einfaches, aber für effizientes Arbeiten wichtiges, neues Feature ist das Autoscaling bei Skizzen. Das bedeutet: Beim Zeichnen einer Skizze hält das CAD-System intern Maße für Linien und andere Elemente fest. Definiert man nun ohne Autoscale nach dem Zeichnen der Geometrie das erste Maß, wird diese Länge angepasst, während alle anderen internen Maße weitergelten und die Skizze wird – oft bis zur Unkenntlichkeit – verzerrt. Autoscale erhält die Form der Skizze und skaliert automatisch alle internen Maße so, dass die Skizze in ihren Proportionen erhalten bleibt.

Neue Funktionen für MBD

Wichtig für das MBD, bei dem die Zeichnung durch 3D-Modelle ersetzt wird, ist die neue Funktion zur Aufteilung und Vereinigung von Flächen. MDB ermöglicht es, die vielen Informationen, die traditionell in der Zeichnung definiert wurden, an das 3D-Modell zu hängen, beispielsweise Toleranzen, Bearbeitungsinformationen oder Farbgebungen. Um diese Informationen zielgenauer zu Modellbereichen zuordnen zu können, ist das Aufteilen und Vereinigen von Flächen sehr nützlich.

Aber auch in anderen Bereichen wie Simulation, Generative Design oder Industriedesign ist das Zusammenfassen von Flächen immer wieder praktisch.

Ebenfalls neu im Bereich MBD sind optimierte Symbole mit einem neuen Detail-Tab zur Eingabe von Toleranzen – fehlende Maße werden nach Eingabe von Toleranzen automatisch berechnet – und automatisch erzeugten Parametern für die Oberflächengüte. Für die Oberflächenbearbeitung gibt es zudem eine neue Bibliothek, Schweißsymbole werden nach Eingabe der Parameter automatisch angepasst.

Der GD&T Advisor unterstützt jetzt auch ISO 1101:2017 und ASME Y14.5-2018. Beim Anklicken von Annotationen am Modell wird diese Annotation auch im GD&T-Advisor-Baum hervorgehoben und andersherum – so gewinnt der Anwender an Übersicht. Der Import und Export des für MBD wichtigen Dateiformats Step 242 berücksichtigt jetzt auch zusätzliche Referenzen die in den Anmerkungen hinterlegt wurden.

Im Freiformflächenbereich ist ein Pinselwerkzeug zur Manipulation des Kontrollnetzes hinzugekommen, das intuitive Kontrolle über die Form bietet. Auch die Spiegelfunktion wurde erweitert, die es ermöglicht, symmetrische Modelle zu erstellen, indem man eine Seite modelliert – die zweite Seite entsteht sozusagen von selbst als Spiegelung der ersten Seite.

Kurven lassen sich über einzelne Punkte definieren, was beispielsweise bei der Definition der „Schnittmuster“ bei Composite-Bauteilen eine Erleichterung ist.

Multiphysiksimulation integriert

In Creo 9 steht eine Multiphysiksimulation für gekoppelte thermische und Struktursimulationen von Ansys zur Verfügung, die nun direkt ins CAD-System integriert ist. Die generative Entwurfstechnologie von PTC bietet darüber hinaus neue Funktionen, die es Ingenieuren ermöglichen, Optimierungsstudien mit eingebauten Sicherheitsfaktoren und Eigenfrequenzgrenzen zu definieren. In Creo-Version 9.2 werden zudem Kontaktbedingungen integriert. Für Schalenmodelle bietet Creo nun Mittellinienoberflächen – für eine schnellere Berechnung reduziert das System die Schalenelemente auf die Mittelebene. Weitere Neuerungen betreffen Lagerkräfte oder Massenträgheitsentlastung für unterbestimmte Modelle.

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Design for Ergonomics bedeutet, schon in der Kon­struktion den Menschen mitzudenken. In Creo stehen seit Längerem Menschmodelle, sogenannte Manikins, zur Verfügung, die in 3D-Modelle integriert werden können, um Sichtachsen und -winkel oder Erreichbarkeiten zu testen. Diese Manikins lassen sich nun in vielen Parametern – Umfang, Größe, Arm- und Beinlänge und so weiter – an die Realität anpassen. Neue Sichtlinien visualisieren, was ein Manikin beispielsweise über ein Armaturenbrett hinweg oder durch eine Windschutzscheibe sehen kann.

Buchtipp

Das Buch "Additive Fertigung" beschreibt Grundlagen und praxisorientierte Methoden für den Einsatz der additiven Fertigung in der Industrie und unterstützt Konstrukteure und Entwickler dabei, additive Verfahren erfolgreich in ihren Unternehmen zu implementieren.

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Creo 9 bietet im Bereich der additiven Fertigung eine verbesserte Kontrolle über stochastische und formelbasierte Gitter sowie benutzerdefinierte Stützstrukturen für fortschrittliche Anwendungsfälle der additiven Fertigung. Gitter benötigen keine geschlossene Hülle mehr, sondern können die Oberfläche eines Bauteils durchdringen. Die kontinuierlichen Verbesserungen in der subtraktiven Fertigung konzentrieren sich auf 5-Achsen-Schlicht-Werkzeugwege, Drehen, Formenbau und adaptive Vorschubraten beim Fräsen.

Mit Creo 9 bringt PTC ein umfassendes Paket von Neuerungen auf den Markt. Offensichtlich ist CAD noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt.