CAE-Software Chance ergriffen
Im Rahmen des konstruktionspraxis Spezial-Reportes Wirtschaftsstandort Schweiz, sprach die Redaktion mit Hans Hässig, Geschäftsführer von EPLAN Software & Service.
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Deutsche Unternehmen unter schweizerischer Führung – das ist nicht die Norm, sondern eher die Seltenheit. Hans Hässig, Geschäftsführer von EPLAN Software & Service und gebürtiger Schweizer, beweist seit 6 Jahren sein Geschick – und zwar mit Erfolg. Unter seiner Führung ist der rheinische Engineering-Lösungsanbieter international auf dem Vormarsch – die Marke EPLAN von Asien bis USA etabliert. Jetzt rückt Hässig sein Heimatland in den Fokus: Ein strategischer Zukauf mit vielfältigen Synergien soll neue Wachstumspotenziale in der Schweiz erschließen.
Herr Hässig, mit der Übernahme der Infographics AG hat EPLAN Software & Service Anfang des Jahres Zeichen gesetzt. Was erwarten Sie von der neuen Präsenz in Ihrem Heimatland?
Hans Hässig: In unserem Kerngeschäftsfeld verzeichnen wir einen deutlichen Wandel. Früher haben wir Software entwickelt und diese im Lizenzgeschäft verkauft. Heute gilt es, komplexe Lösungen anzubieten, die Engineering-Prozesse insgesamt in den Fokus nehmen. Unsere Maxime ist, weltweit einen einheitlichen, kontrollierten Beratungsstandard zu etablieren, und zwar sowohl in unseren eigenen Niederlassungen als auch bei Händlern, die unsere Produkte anbieten. Um diese zusätzlichen herausfordernden Dienstleistungen zu installieren, wird viel Investitionskraft benötigt.
Als wir das Angebot bekamen, unseren bisherigen Händler – die Infographics AG - zu übernehmen, haben wir natürlich sofort zugegriffen. Das Unternehmen mit Sitz in Zürich und Lausanne ist jetzt als hundertprozentige Tochter ins Unternehmen integriert. Aktuell investieren wir in Mannschaft und Know-how, um die erwähnten Dienstleistungen im Engineering-Sektor anbieten zu können und die bereits gute Marktposition in der Schweiz weiter zu stärken und auszubauen.
Was war für Sie persönlich ausschlaggebend, als Schweizer einen Job in Deutschland zu übernehmen?
Hans Hässig: Deutschland ist 10-mal größer als die Schweiz! So ist es nur natürlich, dass sich mehr Chancen auf diesem unvergleichbar größeren Parkett ergeben. Die Arbeit kommt nicht zu einem. Man muss dahin, wo die Arbeit ist, die einem Spaß macht. Diesem Motto bin ich gefolgt und war echt begeistert, als mir in 2001 die Geschäftsführung bei EPLAN Software & Service angeboten wurde.
Schon in meiner Jugend hat mein Vater mit besonderem Augenmerk die Innovationen der deutschen Wirtschaft, besonders des Mittelstands verfolgt, den ich heute als Zugpferd der europäischen Wirtschaft sehe. Im Falle EPLAN war für mich ebenfalls ausschlaggebend, dass wir als Tochter eines renommierten Industrieunternehmens, der Firma Rittal, agieren. So sind wir in einen enorm starken Firmenverbund integriert – die Friedhelm Loh Group mit über 11.600 Mitarbeitern und hoher Investitionskraft.
Was schätzen Sie an Ihrer zugegeben herausfordernden Aufgabe am meisten?
Hans Hässig: Entscheidend ist für mich der Umgang mit Menschen. Jeden Tag komme ich mit spannenden Personen und ebenso spannenden Themen in Kontakt und gemeinsam haben wir alle ein Ziel: Neue Ideen entwickeln, diese pragmatisch umsetzen und damit unseren Kunden mehr Unterstützung in ihrem Business zu geben. Mir gefällt, dass gerade in der Software-Branche die Entwicklung so rasant und das Tempo außerordentlich hoch ist.
So haben wir in diesem Jahr bereits zwei neue Technologien auf den Markt gebracht, die für Staunen sorgten: Das EPLAN Data Portal, das webbasiert zertifizierte Gerätedaten für die Projektierung bereitstellt und damit Engineering-Prozesse deutlich beschleunigt. Oder aber unsere EPLAN Mechatronic Integration, die erstmals zwei unterschiedliche Welten, Mechanik und Elektrotechnik – direkt verbindet und eine Online-Verbindung zwischen den CAx-Tools schafft. Diese Innovationskraft ist schon beeindruckend.
Wo liegt aus Ihrer Sicht der größte Unterschied in der Führung von schweizer und deutschen Unternehmen?
Hans Hässig: Nun – die schweizerische Mentalität ist nicht mit der deutschen zu vergleichen, auch wenn eines klar ist: Auf beiden Seiten werden hochproduktiv Ideen umgesetzt und auch die Kreativität und Leistungsstärke ist aus meiner Sicht absolut vergleichbar. Die Schweizer kennzeichnet ein sehr offener Umgang miteinander und die Bereitschaft, jederzeit Stellung zu beziehen.
Jeder im Team, egal in welcher Position, hat eine eigene, durchaus kritische Meinung. Und das Beste: Er äußert sie auch. Ich finde das enorm positiv. „Querdenken erlaubt“ – das ist meine Überzeugung und dazu sporne ich meine Mitarbeiter immer wieder an. Der im besten Sinne streitbare Austausch ist unerlässlich, um Kreativität ins Rollen zu bringen. Meine Erfahrung: Man kommt damit zu besseren Ideen, spannenden Innovationen und letztlich zu schnelleren Ergebnissen.
Dass ich diese Kultur auch bei EPLAN fördere und viele der Mitarbeiter aktiv mitmachen zeigt: Auch ein Schweizer kann in Deutschland etwas bewegen.
Vielen Dank Herr Hässig – eine letzte Frage hätten wir noch: Gibt es etwas, das Ihnen in Deutschland fehlt?
Hans Hässig: Ja - ganz einfach: Meine Glarner Alpen
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