Klimaschutz Zwei Schweizer Ingenieure konstruieren CO2-Sauger

Redakteur: Katharina Juschkat

Statt den CO2-Ausstoß zu verringern, wollen zwei Schweizer Ingenieure die Emissionen absaugen und anderswo sinnvoll verwenden. Mit der Anlage wollen sie ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus der Luft holen.

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Große Absauger holen CO2 aus der Luft, damit es an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden kann – etwa in Gewächshäusern.
Große Absauger holen CO2 aus der Luft, damit es an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden kann – etwa in Gewächshäusern.
(Bild: Climeworks / Julia Dunlop])

Kohlendioxid ist ein Hauptverursacher des menschengemachten Klimawandels – und während vielerorts an Methoden getüftelt wird, wie man den CO2-Ausstoß verringern kann, haben zwei findige Schweizer Ingenieure überlegt, stattdessen der Umgebungsluft das CO2 zu entziehen, und an anderer Stelle sinnvoll zu nutzen.

In der Gemeinde Hinwil im Schweizer Kanton Zürich steht ein weltweit einmaliges Projekt, das eine Müllverbrennungsanlage in einem effizienten Kreislauf zur Luftverbesserung einsetzt. Unten verwandelt der Zweckverband Kehrichtverwertung Abfälle mit Feuer zu Schlacke, oben macht die Firma Climeworks Kohlendioxid zu Pflanzentreibstoff. Ein effizienter Kreislauf, denn die Müllverbrennung liefert Energie für die CO2-Sauger auf dem Dach. Die bringen das Treibhausgas über eine Rohrleitung zu einem 400 Meter entfernten Gewächshaus, wo ihn eine Gärtnerei für den Gurken- und Tomatenanbau nutzt. 900 Tonnen CO2 werden so vom Klimakiller zum Wachstumsbooster.

Ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen absaugen

Die Technologie nennt sich „Direct Air Capture“ (DAC) und die Anlage wurde von Christoph Gebald und Jan Wurzbacher entwickelt. Die Ingenieure lernten sich Anfang des Jahrtausends beim Studium an der ETH Zürich kennen. „Wir haben gleich am ersten Tag beschlossen, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen“, erzählt Wurzbacher. „Das war unser großer Traum.“

2007 begannen sie mit der Forschung an Technologien, die der Umgebungsluft Kohlendioxid entziehen. Bereits zwei Jahre später hoben sie Climeworks aus der Taufe. Das Unternehmen hat sich ambitionierte Ziele gesteckt: „Technologien zur Entfernung von CO2 aus der Luft sind zum Erreichen des Zwei-Grad-Ziels unerlässlich“, betont Valentin Gutknecht, Marketing Manager Climeworks.

Bis 2025 will man daher ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus der Luft filtern. 250.000 Anlagen wie diejenige in Hinwil wären dazu nötig. Die besteht aus 18 Saugern, die zusammen gesteuert und überwacht werden. Der Vorteil des modularen Prinzips: Es braucht wenig Platz, ist problemlos skalierbar und kann daher überall eingesetzt werden.

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Wie der CO2-Sauger funktioniert

Das Grundprinzip des CO2-Saugers ist eigentlich ganz simpel: Ein Ventilator saugt Luft durch einen Filter, an dem das CO2 hängen bleibt. Ist der Filter voll, wird das Treibhausgas bei 100 °C gelöst. Die Wahl der richtigen Verfahren und Komponenten war natürlich etwas komplexer. „Energieeffizienz war für uns ein ganz wichtiger Aspekt, da haben wir von Anfang an drauf geachtet“, betont Wurzbacher.

Das war ein Grund für Climeworks, auf große Axialventilatoren von EBM-Papst zu setzen. Die müssen sehr große Volumenströme bei kleinen Druckverlusten fördern und dabei auch noch sehr leise sein. „Wir haben davon profitiert, dass wir bei EBM-Papst in Mulfingen das Gesamtsystem aufbauen und messen konnten. So konnten wir dann die bestmögliche Effizienz ermitteln.“

Auch die effiziente Nutzung des Kohlendioxids treibt Climeworks voran. Gemüseanbau wie jetzt beim ersten Projekt in Hinwil stellt nur eine von mehreren Möglichkeiten dar. Das in der DAC-Anlage gewonnene CO2 lässt sich auch bei der Produktion von kohlensäurehaltigen Getränken oder klimaneutralen Kraftstoffen und Materialien einsetzen.

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