VDMA-Studie Wandel der Antriebstechnik hat enorme Auswirkungen auf Maschinenbau

Redakteur: Katharina Juschkat

Eine Studie des VDMA untersucht, welchen Herausforderungen sich der Maschinen- und Anlagenbau bis 2040 stellen muss, um den Wandel der Antriebstechnik zu gestalten.

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Weg vom Verbrenner hin zu modernen Antriebsarten: Der Maschinenbau ist vom Wandel der Antriebstechnik direkt betroffen.
Weg vom Verbrenner hin zu modernen Antriebsarten: Der Maschinenbau ist vom Wandel der Antriebstechnik direkt betroffen.
(Bild: ©LVDESIGN - stock.adobe.com)

Bis zum Jahr 2040 werden weltweit knapp 45 Prozent von insgesamt 128 Millionen verkaufter Pkw rein batterieelektrisch oder mit Brennstoffzelle betrieben sein – zu diesem Ergebnis kommt der VDMA in der Studie „Antrieb im Wandel“, die er gemeinsam mit der FEV Consulting GmbH erstellt hat.

Die Anzahl der verkauften Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor wird im Vergleich zu 2019 bis dahin weltweit um 16 Prozent fallen. Das führt zu massiven Auswirkungen auf die Wertschöpfung und Investitionen, insbesondere in Europa, USA und China, den Kernmärkten der automobilen Mobilität.

Der Maschinen- und Anlagenbau steht als Technologielieferant im Zentrum der Entwicklung.

VDMA-Präsident Karl Haeusgen

2040: Keine Neuwagen mit Verbrenner mehr in Europa

Insbesondere für Europa sieht die Studie einen deutlichen Umschwung voraus: Aufgrund der verschärften Abgasgesetze im Zuge des Green Deal der EU geht die Studie davon aus, dass in Europa 2040 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden dürfen. Auch Brennstoffzellenfahrzeuge sollen dabei eine große Rolle spielen und rund 22 Prozent Marktanteil in Europa erreichen.

Die Studienautoren sehen hier viel Potential für den Maschinen- und Anlagenbau: Sie erwarten eine Steigerung um rund 75 Prozent auf 403 Milliarden Euro für elektrische Antriebsstrangkomponenten bis zum Jahre 2040.

Der Umbruch der Technologien wird – so schätzt die Studie – in Europa zu einem Rückgang von bis zu 80 Prozent bei klassischen Verbrennertechnologien führen. Lediglich China erwartet über den betrachteten Zeitraum einen Zuwachs von 13 Prozent aufgrund des großen Marktwachstums.

„Deutschlands wichtigste Industriegruppen, der Maschinenbau und die Automobilindustrie, sind daher auf einen Zugang zu den weltweiten Märkten und einen funktionierenden Freihandel angewiesen“, betont VDMA-Präsident Haeusgen.

Maschinenbau kann Arbeitsplätze erhalten

Wachstumstreiber werden elektrische Systeme und Komponenten wie die Batterie, der Elektromotor und die Leistungselektronik, aber auch Brennstoffzellenkomponenten. „Zugleich verschiebt sich die Wertschöpfung deutlich von fertigungsintensiven Aktivitäten hin zu einer höheren Materialintensität“, so Prof. Stefan Pischinger, Vorsitzender der Geschäftsführung FEV.

Der Transformationsprozess stellt die Unternehmen vor gewaltige Aufgaben.

Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer

Insgesamt erwartet die Studie, dass in der Fertigung von Fahrzeugantrieben in Europa bis 2040 rund 160.000 Arbeitsplätze verloren gehen. Der Maschinenbau kann sein Niveau von 55.000 Arbeitsplätzen im Bereich Pkw-Antriebe erhalten, wenn er die Möglichkeiten des Wandels nutzt.

Infrastruktur & Rohstoffverarbeitung: Chancen für den Maschinenbau

Um die zukünftigen Antriebe zu produzieren, rechnet die Studie mit einer jährlichen Investition von 11,5 Milliarden Euro pro Jahr in Europa. Zusätzliche Chancen für die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus entstehen in den vorgelagerten Prozessen der Lieferkette, zum Beispiel bei der Verarbeitung von Rohstoffen für Batteriezellen und dem späteren Recycling. Auch der Ausbau der notwendigen Infrastruktur, dazu zählen Ladestationen und Wasserstoff-Lieferketten, bieten Geschäftspotenziale.

Dabei darf der Wandel nicht starr auf eine Technologie gestützt werden. Vielmehr gilt es, technologieneutral jeweils die beste Alternative für die jeweilige Anwendung zu entwickeln und über die Automotive-Applikation hinaus zu denken. Deutschland und Europa haben alle Voraussetzungen, führender Innovations- und Produktionsstandort zu bleiben. Die hohe Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ein von Nachhaltigkeit geprägtes Mindset und eine führende Position in einer intelligent vernetzten Produktion begründen die Zuversicht, dass die Mobilität der Zukunft hier produziert wird.

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