Wälzlager „Unabhängiges Fachwissen ist bei der Wälzlagerauswahl unabdingbar“
Bei der Wälzlagerauswahl gibt es eine Reihe populärer Denkfehler. Klaus Findling, Geschäftsführer der Findling Wälzlager GmbH, erklärt, wie sie sich vermeiden lassen.
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Herr Findling, Sie unterstützen Konstrukteure seit Jahrzehnten bei der Auswahl von Wälz- und Gleitlagern. Welche Fehler kommen dabei am häufigsten vor?
Sehr oft erleben wir, dass die Anwendungsparameter nicht korrekt oder realistisch sind. Doch selbst wenn sie sorgfältig definiert sind, können äußere Einflussgrößen wie Strahlungswärme, aber auch Reinigungs- und Instandhaltungsverfahren erhebliche Verzerrungen bewirken. Abhilfe schaffen professionelle Computersimulationen, die nicht zuletzt diese Aspekte berücksichtigen. Sie geben Auskunft, wie sich ein Wälzlager und seine Lebensdauer verhält, um damit ein breites Anwendungsspektrum zu ermöglichen. Unsere ABEG-Methode hilft, das kostenoptimale Produkt auf dem globalen Wälzlagermarkt zu finden. So gehen Konstrukteure auf Nummer sicher – und gleichzeitig lassen sich teure Überdimensionierungen vermeiden.
Apropos ABEG-Methode: Hat sie etwas mit den Toleranzklassen ABEC zu tun?
Nein, trotz der Wortähnlichkeit hat ABEC nichts mit unserer ABEG-Methode zu tun - mit ABEG beschreiben wir die generelle Wälzlagerleistung und nicht nur Toleranzklassen. ABEC steht für „Annular Bearing Engineers Committee“ und ist die amerikanische Normierung für die Präzisionsklasse von Kugellagern. Oft denken Anwender, dass eine hohe ABEC-Klasse eine besonders gute Leichtläufigkeit der Lager garantiert. Das ist jedoch falsch: Die Klassen beschreiben die Toleranzbereiche für die Anschlussgeometrie und die Rundlaufgenauigkeit, und einzig die Rundlaufgenauigkeit der ABEC-Klassen sind dem Leichtlauf förderlich. Denn die Energieeffizienz bzw. der Leichtlauf von Wälzlagern hängt von ganz anderen Parametern ab – nämlich der Innengeometrie des Lagers, der Rauigkeit der Wälzkörperlaufbahnen, dem Schmierfett und der Dichtung. Für einen besonderen Leichtlauf sollten Anwender sich also für ein besonders leichtgängiges Fett oder Öl und eine höhere Lagerluft C3 entscheiden. Eine nichtschleifende Dichtung verhindert, dass Feuchtigkeit oder Schmutz das Lager zerstören kann. Für den Einsatz von Wälzlagern unter korrosiven und aggressiven Bedingungen empfiehlt sich auch der Einsatz von Edelstahllagern. Eine weitere Möglichkeit, Korrosion vorzubeugen, sind spezielle Beschichtungen. Teilweise lassen sich sogar Beschichtungen verwenden, die neben dem Korrosionsschutz auch optimale Notlaufeigenschaften besitzen und unter Trockenlauf ungefettet betrieben werden können. Eine Kaufentscheidung anhand von ABEC-Klassen ist hingegen nicht sinnvoll.
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