Sensorik

Lichtgitter Sicheres Systemlösungskonzept optimiert Fertigungs- und Logistikprozesse

Redakteur: Jessica Kunze

Sicherheit erhöht, Platzbedarf reduziert, Störungen eliminiert – ein ganzheitliches Safety-Konzept optimiert bei einem Hamburger Entwickler und Hersteller von Reinigungs- und Desinfektionmitteln Chemieunternehmen den Materialzu- und abfluss im Bereich eines Folienwicklers und Rolltors.

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Die Anlage kann dank Smart Process Gating platzsparend ausgelegt werden, da kein Platz für Muting-Sensoren vorgesehen werden muss.
Die Anlage kann dank Smart Process Gating platzsparend ausgelegt werden, da kein Platz für Muting-Sensoren vorgesehen werden muss.
(Bild: Leuze Electronic)

„Mensch und Maschine vor Gefahr bringenden Prozessen in der Fertigung und Logistik zu schützen, steht für Dr. Weigert neben der Verantwortung für Hygiene und den Umgang mit unserer Umwelt an oberster Stelle“, sagt Dirk Böttger, der seit 16 Jahren bei dem Unternehmen tätig ist. Der studierte Verfahrenstechnik-Ingenieur und heute stellvertretender Betriebsleiter weiß um das Sicherheitsrisiko bei schnellen, automatisierten Prozessen, wie hier beispielsweise im Bereich des Folienwicklers und Rolltors.

Vielfältiger Materialfluss

Dr. Weigert mischt nach ausschließlich eigens entwickelten Rezepturen Reinigungs- und Desinfektionsmittel für die professionelle Reinigung und Desinfektion in der Labor- und Medizintechnik, auf dem Großküchensektor sowie in der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie. Die chemischen Produkte werden nach dem Mischvorgang unter anderem in Kunststoffkanister unterschiedlicher Volumina und Formen abgefüllt, anschließend von Robotern auf Paletten gestapelt, von denen jeder einzelne seinen eigenen liebevollen Spitznamen und seine Geschichte hat. So ist ein Roboter beispielsweise nach der holländischen Antje benannt, ein anderer trägt den Namen des ehemaligen HSV-Trainers Huub Stevens. Fahrerlose Transportsysteme fahren die auf Europaletten gestapelten Produkte in den Bereich, in dem vom neuen Folienwickler TOSA 126 E die Umverpackung der Ware erfolgt.

Mit der Inbetriebnahme des neuen Folienwicklers von TOSA wurde gleichzeitig auch das Rolltor am Auslauf des Materialflusses in Richtung Lager durch ein Neues ersetzt. Das bisherige Tor war noch durch keinerlei Sicherheitstechnik abgesichert. Neuerungen in der Maschinenrichtlinie schreiben eine sicherheitstechnische Überwachung mittlerweile aber zwingend vor. „Nicht ganz einfach, die Rolltorabsicherung, denn ein Muting mit Sensoren war aus Platzgründen kaum machbar – und ohne schlüssiges ganzheitliches Sicherheitskonzept hätten wir den Auftrag nicht bekommen“, sagt Dirk Hähner, Managing Director von Industrieautomation Dirk Hähner und zuständig für die Projektbegleitung von der Planung über die Montage bis hin zur Inbetriebnahme.

Gegen unbefugten Zutritt absichern

Konkrete sicherheitstechnische Anforderung war, dass der Materialtransport künftig sicher in den gegen unbefugten Zutritt abgesicherten Gefahrenbereich hinein und auch wieder aus diesem hinaus erfolgen würde. Aufgrund des nicht vorhandenen Platzes im Bereich des Rolltors wurde eine platzsparende Safety-Lösung gesucht, welche die Annäherung der umwickelten Europalette auf dem Förderband erkennt, das Schutzfeld temporär überbrückt und so eine störungsfreie Durchfahrt des Transportguts gewährleistet. Wichtig hierbei war jedoch, dass das Schutzfeld nur bei Annäherung des Transportguts überbrückt wird – der Zugang von Personen jedoch verhindert wird. Bislang waren für die Erkennung des Transportguts – und damit auch zur Unterscheidung von Personen – zusätzliche Sensoren erforderlich.

Dirk Hähner setzte auf Smart Process Gating, das neue sensorlose Mutingverfahren von Leuze Electronic. Hierbei handelt es sich um ein neu entwickeltes Muting-Verfahren, das bei der Absicherung von Gefahrenbereichen, die gegen unbefugten Zutritt gesichert werden müssen, ohne zusätzliche Muting-Sensoren auskommt. Das Verfahren basiert auf Typ-4-Sicherheits-Lichtvorhängen der Baureihe MLC von Leuze Electronic und ist in die Variante MLC 530 SPG integriert.

Sicherheitstechnisch als Systemlösung zu betrachten

Die Integration einer SPG-Anwendung in eine Anlage ist sicherheitstechnisch als Systemlösung zu betrachten. Diese entsteht im Zusammenspiel von Sicherheits-Lichtvorhang, Anlagensteuerung und ggf. mechanischen Elementen. „Hierzu benötigt der Anlagenbauer Kompetenz und Erfahrung im Safety-Design sowie Kenntnisse der entsprechenden sicherheitsrelevanten, internationalen Normen“, sagt Dirk Hähner, Inhaber und Geschäftsführer bei Industrieautomation Dirk Hähner. „So muss beispielsweise die Gating-Sequenz in der SPS programmiert und die Sicherheits-Systemlösung selbst erstellt werden.“

Zufrieden mit der Entscheidung für die Smart-Process-Gating-Anwendung äußert sich Dirk Böttger, stellvertretender Betriebsleiter bei Dr. Weigert: „Die Paletten werden störungssicher transportiert – auch unterbrochene Paletten mit Spalt zwischen der Ladung. Die Sicherheitseinrichtung arbeitet sehr zuverlässig. Installations- und Serviceaufwand halten sich sehr in Grenzen, da eben durch den Wegfall zusätzlicher Mutingsensoren auch deren Aufbau und Justage entfallen“.

Unter dem Strich konnte die Anlage sehr kompakt und platzsparend ausgelegt werden. Das Betriebspersonal wird zudem geschützt, ebenso das Risiko von Manipulation reduziert. Und ganz wichtig im Vergleich zur Vergangenheit: die Spezifikation der Sicherheits-Lichtvorhänge MLC 530 SPG ist entsprechend der sicherheitsrelevanten internationalen Normen ausgelegt. (jv)

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