Frequenzumrichter Oberschwingungen vermeiden – wo bitte geht´s zur Sinusform
Frequenzumrichter erzeugen Oberschwingungen, die die Sinusform des Stromnetzes verzerren können. Welche Folgen das hat und wie sie sich vermeiden lassen, haben wir bei fünf großen Herstellern nachgefragt.
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Der Einsatz von Frequenzumrichtern in der Industrie steigt. Das sollte den Herstellern der Geräte gefallen. Doch Frequenzumrichter erzeugen Oberschwingungen und sorgen so für eine Verschlechterung der Netzqualität. „Bedingt durch den Eingangsgleichrichter und die Glättung der Gleichspannung entsteht ein impulsförmiger Eingangsstrom, der von der idealen Sinuskurvenform abweicht“, weiß Christian Mieslinger, Manager EMC Solution Center bei Danfoss Drives. Das bedeutet, Oberschwingungen verzerren die Sinusform des Stroms im Versorgungsnetz. „Die Umrichter im Industrieumfeld selbst sind relativ resistent gegenüber den Schwingungen. Hauptaugenmerk liegt allerdings noch immer bei den restlichen Verbrauchern im gleichen Netz“, erklärt Manuel Huck, Produktmanager Sinamics-G-Series bei Siemens. „Ein zu großer Oberschwingungsgehalt kann dazu führen, dass empfindliche elektronisch Steuerungen oder Regelgeräte nicht mehr einwandfrei funktionieren oder Verbraucher vorzeitig ausfallen“, ergänzt Mieslinger.
Das wiederum dürfte den Herstellern weniger gefallen, denn klagen Anwender über Fehlfunktionen und Ausfall bei ihren Maschinen und Anlagen, entsteht Handlungsbedarf. So gibt es natürlich eine Reihe von Gegenmaßnahmen und Technologien, die Oberschwingungen reduzieren sollen.
Integrierte Oberschwingungsdämpfung
ABB beispielsweise hat kürzlich die neue Serie Ultra Low Harmonic Drives vorgestellt, deren Frequenzumrichter mit einer integrierten Oberschwinungsdämpfung ausgestattet sind. Die Technik sei bisher einzigartig am Markt. „Wir packen das Problem an der Wurzel und lassen Oberschwingungen erst gar nicht entstehen“, erklärte Fred Donabauer, Leiter Produktmanagement AC-Drives bei ABB, auf einer Pressekonferenz. Man müsse schon mit 50 % Mehrkosten gegenüber herkömmlichen Geräten rechnen. Allerdings würde der Einsatz der neuen Umrichter Einsparungen ermöglichen, die den Mehraufwand relativieren. „Wir erreichen annähernd Sinusform. Der Oberschwingungsanteil liegt bei ca. 3 %“, sagt Donabauer. Bei konventionellen Frequenzumrichtern ohne Gegenmaßnahme liegt der Anteil bei bis zu 150 %.
Daher finden sich in den Portfolios aller befragten Hersteller Lösungen, die den Oberschwingungsanteil reduzieren. Bei Rockwell Automation werden Oberwellen beispielsweise mittels der Active-Front-End-Technologie reduziert. „Die Komplettlösung umfasst einen netzseitigen Gleichrichter, einen internen Oberwellenfilter und einen Wechselrichter, um die negativen Auswirkungen der Verzerrung auf benachbarte elektrische Geräte und im Steuerungssystem befindlicher Geräteausrüstung zu reduzieren“, sagt Rachid Bardach, Produktspezialist Standard Antriebe bei Rockwell Automation. Die Frequenzumrichter sollen mit dieser Technologie den Gesamtverzerrungsfaktor THD (total harmonic distortion) mit maximal 5 % erreichen. Bei Yaskawa vertraut man auf die Matrix-Technologie, mit der die Belastungen ebenfalls auf unter 5 % reduziert werden sollen.
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