Norm DIN-Norm regelt Demontage und Recycling von Windenergieanlagen

Redakteur: Juliana Pfeiffer |

Auf die deutsche Windenergiebranche kommt ab 2021 eine Rückbauwelle zu. Für etwa 5200 Windenergieanlagen endet die 20-jährige Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Eine Norm für die Demontage und das Recycling von Windenergieanlagen gibt es aktuell nicht. Mit der DIN SPEC 4866 ändert sich dies nun.

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Für Rückbau, Demontage, Recycling und Verwertung von Windenergieanlagen gibt es nun erstmals einheitliche Standards.
Für Rückbau, Demontage, Recycling und Verwertung von Windenergieanlagen gibt es nun erstmals einheitliche Standards.
(Bild: Hagedorn Abbruchservice GmbH)

Etwa 30.000 Windenergieanlagen drehen sich derzeit auf Wiesen und Feldern in ganz Deutschland. In den kommenden zehn Jahren wird jede zweite das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, weil sie entweder am Ende ihrer Lebenslaufzeit angekommen sind oder sich der Weiterbetrieb wirtschaftlich nicht mehr lohnt.

So endet bereits für etwa 5200 Windenergieanlagen die 20-jährige Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zum Jahreswechsel 2020/2021. Weitere 8000 Windenergieanlagen folgen bis Ende 2025. Ein Teil dieser Windenergieanlagen wird bereits vorzeitig im Rahmen eines Repowering ersetzt, andere werden über die Förderperiode hinaus weiterbetrieben.

Nachhaltiger Rückbau, Demontage, Recycling und Verwertung von Windenergieanlagen

Einen Standard oder eine Norm für die Demontage und das Recycling von Windenergieanlagen gibt es aktuell weder in Deutschland noch in Europa. Das ändert sich mit der DIN SPEC 4866, die das Deutsche Institut für Normung (DIN) e. V. veröffentlicht hat.

Etliche Windenergieanlagen in Deutschland erreichen demnächst das Ende ihrer Lebensdauer – und müssen nachhaltig zurückgebaut werden.
Etliche Windenergieanlagen in Deutschland erreichen demnächst das Ende ihrer Lebensdauer – und müssen nachhaltig zurückgebaut werden.
(Bild: neowa GmbH)

„Nachhaltiger Rückbau, Demontage, Recycling und Verwertung von Windenergieanlagen“ lautet der Titel des 26-seitigen Dokuments. Die Norm legt Rahmenbedingungen für den gesamten Rückbau-Prozess fest – von der Planung über die Durchführung bis zur Dokumentation – und bietet unter anderem den Betreibern eine erste Hilfestellung an.

Die DIN SPEC 4866 beinhaltet:

  • Empfehlungen, wie die Baustelle gesichert werden muss
  • welche Qualifikationen die Arbeiter für den Rückbau benötigen
  • wie Rotorblätter, Turm und Gondel zerlegt werden sollten
  • welche Sicherheitsmaßnahmen notwendig sind, damit keine schädlichen Stoffe in die Umwelt gelangen
  • welche Bestandteile der Windenergieanlage sich auf welche Weise verwerten lassen
  • wie der Rückbau dokumentiert werden muss
  • welche behördlichen Genehmigungen für den Rückbau in welchem Bundesland notwendig sind

Standardisiertes Vorgehen bei Rückbauprojekten

Die Empfehlungen helfen künftig Betreibern und spezialisierten Unternehmen, Rückbauprojekte zu planen und durchzuführen. Sowohl die Betreiber von Windparks als auch Abriss- und Recycling-Unternehmen können sich damit in Zukunft auf ein standardisiertes Vorgehen einigen. Darüber hinaus hilft die DIN SPEC 4866 auch Kommunen und Behörden, den Rückbau zu überwachen und zu beurteilen.

Die Recyclingquote von Windenergieanlagen ist bereits jetzt sehr hoch und liegt bei über 90 Prozent.

Martin Westbomke, Gründungsmitglied der Industrievereinigung RDRWind e. V.

Erarbeitet wurde das Dokument von einem Konsortium aus 25 Expertinnen und Experten aus der Windenergie- und Recycling-Branche, Wissenschaftlern sowie Mitarbeitern von Behörden wie beispielsweise dem Umweltbundesamt. Die DIN SPEC 4866 entstand auf Initiative der Industrievereinigung für Repowering, Demontage und Recycling von Windenergieanlagen (RDRWind e. V.). Die Industrievereinigung wurde Ende 2018 in Hannover gegründet, unter anderem mit dem Ziel, erstmalig Branchenstandards als „best practice“ für den Rückbau zu etablieren.

Der neue Branchenstandard ist in deutscher und englischer Sprache kostenfrei über den Beuth Verlag verfügbar und steht damit auch der europäischen Windindustrie sowie den Behörden als eine Vorlage für eigene Aktivitäten zur Verfügung.

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