Technik kurz erklärt Die Entwicklung des Walkmans

Autor / Redakteur: M.A. Bernhard Richter / Katharina Juschkat |

In unserer Serie „Technik kurz erklärt“ stellen wir jede Woche ein Meisterwerk der Konstruktion vor. Heute: Der Walkman.

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Der Walkman ermöglichte es endlich, Kassetten auch unterwegs abzuspielen, und wurde damit zur Ikone der 80er Jahre.
Der Walkman ermöglichte es endlich, Kassetten auch unterwegs abzuspielen, und wurde damit zur Ikone der 80er Jahre.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Mit dem Walkman erschien ein echtes portables Musik-Abspielgerät. Einst nur ein „Billigteil aus Japan“, gilt es heute als Inbegriff der 80er-Jahre. Dank der Entwicklung der Compact-Cassette in den 60er Jahren war es schon lange möglich, mobil Musik zu genießen – allerdings nur im Auto. Da der Mitbegründer von Sony, Masura Ibuka, unterwegs aber gerne Musik hörte, sollte die Entwicklungsabteilung von Sony doch bitte ein kompaktes Abspielgerät entwickeln.

Bei Sony glaubte man nicht an den Walkman

Der blau-silberne TPS-L2 – bekannt aus dem Marvel-Film „Guardians of the Galaxy“ – war der erste erschwingliche, tragbare Stereo-Kassetten-Abspieler der Welt. Rund 150 US-Dollar kostete der am 1. Juli 1979 vorgestellte Walkman. Bei Sony glaubte man, dass der Absatz dieses Nischenproduktes nicht mehr als 5.000 Stück pro Monat betragen würde. Allerdings wurden in den ersten beiden Monaten schon rund 50.000 verkauft.

Der erste Walkman – der blau-silberne TPS-L2 – kostete rund 150 US-Dollar .
Der erste Walkman – der blau-silberne TPS-L2 – kostete rund 150 US-Dollar .
(Bild: Sony Walkman model TPS-L2 / Anna Gerdén / CC BY-SA 3.0)

Auch wenn der Walkman dazu beitrug, inmitten von Menschen „alleine“ zu sein, unterstützte das Urmodell TPS-L2 dies explizit nicht – denn er verfügte über zwei Stereo-Kopfhöreranschlüsse, damit man zu zweit Musikhören konnte. Und auch das heute allgegenwärtige Abkapseln von der Aussenwelt war nicht vorgesehen: Mit der sogenannten Hot-Line-Taste wurde das noch aus Diktiergerätszeiten vorhanden interne Mikrofon aktiviert und man konnte mit seiner Umgebung interagieren, ohne die Musik abschalten oder die Kopfhörer absetzen zu müssen.

Der Begriff „Walkman“ gilt in deutschsprachigen Ländern als Begriffsmonopol – ein tragbarer Kassetten-Abspieler der nicht von Sony hergestellt wurde, kann dennoch als Walkman benannt werden.

Walkman – Made in Germany

Interessanterweise scheint aber nicht Sony der geistige Vater des „persönlichen, mobilen Soundtracks“ gewesen zu sein, sondern der Deutsche Andreas Pavel – er hatte schon 1977 ein Patent für eine tragbare Hi-Fi-Anlage angemeldet. Pavel hatte die geplante Eigenvermarktung jedoch nie realisiert – er war seiner Zeit ein paar Jahre voraus, wie es schien.

Andreas Pavels Stereobelt.
Andreas Pavels Stereobelt.
(Bild: Cinco invencoes, meionortze.com)

Sony-Firmengründer, Konzernchef und selbsternannter Erfinder des Walkmans, Akio Morita, bestritt den Anspruch des Deutschen jedoch Zeit seines Lebens vehement. Dennoch wurden bestimmte Eigenschaften des ersten Walkmans – wie die Hot-Line-Taste und der zweite 3,5-mm-Klinke-Anschluss – in folgenden Modellen weggelassen. Pavel erstritt 1986 Lizenzgebühren in Höhe von 150.000 DM für Modelle, die Anfang der 1980er Jahre in Deutschland verkauft worden waren, ruinierte sich aber finanziell bei weiteren Urheberrechtsklagen. Erst nach dem Tod Moritas und unter Androhung weiterer Klagen in der ganzen Welt lenkte Sony ein und es wurde sich außergerichtlich geeinigt. Über die Höhe der Entschädigung an den Erfinder Andreas Pavel wurde Stillschweigen vereinbart.

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