Kunststoff Bis zu 45 % weniger Studenten in der Kunststofftechnik
Der Verband Technischer Kunststoff-Produkte schlägt Alarm: Erstsemester der Kunststoffverarbeitung gehen drastisch zurück. Professoren und Verband fordern zum Handeln auf und wollen u.a. das negative Image von Kunststoffen verbessern.
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Der GKV/Techpart – Verband Technischer Kunststoff-Produkte – ist alarmiert: In den vergangenen drei Jahren sind die Anmeldungen von Erstsemesterstudenten im Bereich Kunststofftechnik/-verarbeitung um bis zu 45 Prozent zurückgegangen. Dafür befragte der Verband 33 Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland.
Kritik kommt von Professoren wie dem Verband – es seien zu wenige Studiengänge repräsentiert, der Studiengang habe einen zu schlechten Ruf.
Kritikpunkt: Kunststoffbezogenen Studiengänge sind unterrepräsentiert
Prof. Thomas Seul von der Hochschule Schmalkalden sieht kunststoffbezogene Studiengänge deutlich unterrepräsentiert im Vergleich mit der Hochschullandschaft. Handlungsbedarf liege bei den Hochschulen: „Es ist ein großer Unfug, diesbezüglich regionale Wettbewerbsstrukturen der Hochschulen untereinander auszuleben. Die Branche braucht jede verfügbare Lehr- und Forschungsinstitution, um die Bedarfe zu decken. Gefragt sind hier nicht partikulare, regionale Interessen, sondern die kooperative Zusammenarbeit im Sinne der Studierendengewinnung.“
Den Fokus auf die klassische Metallverarbeitung zu legen ist nicht mehr zeitgemäß und entspricht nicht mehr der Marktsituation.
Um die Studienwahl in Richtung Kunststofftechnik/-verarbeitung zu lenken, müssten jungen Menschen attraktive Karrieremöglichkeiten aufgezeigt werden, resümiert der Professor weiter. „Wer bei Kunststofftechnik und -verarbeitung nur in chemischen Strukturen denkt, hat die Vielfältigkeit der Branche nicht verstanden. Chemie liegt nicht jedem, Technik und Ingenieurbegeisterung jedoch dagegen vielen. Das ist ein Ansatz. Und auch ein Argument der Überzeugung.“
Forderung: Studiengang muss attraktiver werden
Verbandsgeschäftsführer Michael Weigert fordert unter anderem, dass sich die Kunststoffbranche besser organisieren müsse, um den Studiengang attraktiver zu machen, zu wenige Unternehmen der Branche unterstützen ein positives Image finanziell.
Auch deshalb hat der GKV, die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen und Plastics Europe ein Sonderbudget für eine Imagekampagne beschlossen, um Kunststoffprodukte positiv darzustellen. Kunststoffe würden vor allem für die CO2-Reduzierung eine große Rolle spielen, betont Weigert und kritisiert die seiner Aussage nach höheren CO2-Emmissionen von Alternativprodukten.
Das Thema Kunststoffmüll sieht Weigert demnach als weniger wichtig an, denn „das Klima ändert sich wegen höherer CO2-Emissionen, nicht wegen mehr Kunststoffmüll.“ Kunststoffmüll sei ein Wertstoff, „was wir in Deutschland täglich durch eine Verwertungsquote von 99 Prozent und steigende Rezyklatanteile in den Produkten nachweisen.“
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