Prototypen Von der Idee zum Produkt – wie eine Katze eine Erfindung inspirierte
Jeder Katzenbesitzer kennt das ungute Gefühl, wenn sich der eigene Stubentiger auf Samtpfoten aus dem Haus schleicht. Zwei findige Köpfe aus Saarbrücken haben jetzt ein Katzenortungsgerät zur Marktreife gebracht. Das dazu passende Gehäuse des Miaufinders wird bei Proto Labs produziert.
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Katzen sind neugierig und erkunden gerne einmal eine Garage, einen Schuppen oder einen Keller. Doch was passiert, wenn sie dort versehentlich eingesperrt werden? Die Frau von Björn Ertle war verzweifelt. Kater Felix kam nicht wie gewohnt von seinen nächtlichen Ausflügen zurück. Normalerweise steht er morgens an seinem Napf und fordert sein Frühstück ein. Eine große Suchaktion am Nachmittag brachte Felix im Keller eines Nachbarn zum Vorschein. Er ist wohl durch ein Fenster geschlüpft, welches später geschlossen wurde.
Eine Erfindung für die Katz'
„Ich bin zwar kein Techniker, aber das ließ mir keine Ruhe. Es musste doch eine Lösung für so ein Dilemma geben. Bei all den technischen Hilfsmitteln, die uns heute zur Verfügung stehen“, schildert Björn Ertle die ersten Gedanken zu seinem Produkt Miaufinder. Die häufig eingesetzten GPS-Sender sind nicht immer zur Katzenortung geeignet, da sie in geschlossenen Gebäuden nicht funktionieren und häufig eine große Ungenauigkeit aufweisen. „Außerdem verbraucht ein GPS-Sender viel Energie und Platz. Nach zwei Tagen im Dauermodus wäre die Batterie leer. Wir wollten ein Katzenortungsgerät mit einer monatelangen Batterielebensdauer entwickeln, welches kleiner und leichter als GPS-Geräte ist. Außerdem wollten wir keine monatlichen Abo-Gebühren, wie das bei GPS-Lösungen oft der Fall ist.“
Bewährte Technik neu kombiniert
Gemeinsam mit dem befreundeten Informatiker Victor Mitskanets machte sich Ertle an die Entwicklung eines neuartigen Ortungsgerätes. Sie kombinierten Elemente aus bereits vorhandener Funktechnologie mit einer eigenen Software, welche die Anwendung verbesserte. „Übliche Funkpeilsender funktionieren rein akustisch, was die Anwendung für technisch weniger versierte Personen schwierig macht“, erklärt Ertle. Sie aber wollten ein Gerät entwickeln, das jeder intuitiv bedienen kann und zuverlässig die Katze ortet. Um das zu erreichen, wurden weitere Komponenten wie ein Außentemperatursensor integriert. Die Information über die Temperatur am Aufenthaltsort der Katze kann schon Aufschluss darüber geben, ob sie sich eher draußen, in einem Gebäude oder einem Keller aufhält.
Peilsender mit langer Batterielebensdauer und großem Radius
„Unser erster Empfänger hatte noch die Größe eines Schuhkartons. Heute bieten wir ein handliches Gerät mit Display. In einem Radius von bis zu 2 km lässt sich der Aufenthaltsort der Katze einfach bestimmen“, sagt Ertle. Geschlossene Bauwerke sollen kaum ein Hindernis bilden und innerhalb von Räumen lässt sich der Minisender auf den Meter genau finden. „Unser batteriebetriebener Sender kann bis zu drei Monate Signale von sich geben. Die gewählte Frequenz ist wenig belastet von Störquellen.“ Damit war das genaueste Katzenortungsgerät der Welt entwickelt, so die Entwickler. Mit „Miaufinder“ wurde ein griffiger Name gewählt. Was nun noch fehlte, war ein passendes Gehäuse, das problemlos an einem beliebigen Katzenhalsband befestigt werden kann.
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Additive Fertigung
Erstes Elektromotorrad aus dem 3D-Drucker
Gehäusehersteller gesucht: Referenzen, Präsenz, Qualität und Preis ist wichtig
„Wir haben sehr viele Gehäusehersteller angeschrieben und Angebote eingeholt, selbst in China, Taiwan und Osteuropa“, erklärt Björn Ertle. „Wir erstellten eine Lieferantenbewertung mit Punkten wie Reaktionszeit, Internetpräsenz, Referenzen, Sitz des Unternehmens, Qualität und Preis. Insbesondere die Kommunikation war ein wichtiger Aspekt, da wir keine Erfahrung in der Entwicklung und Produktion eines Kunststoffgehäuses hatten. Leider konnte keiner der ausgewählten Lieferanten unser Vertrauen vollständig gewinnen.“ Bei einer Internetrecherche sind die Entwickler auf Proto Labs gestoßen.
Victor Mitskanets und Björn Ertle waren überrascht von der Bandbreite der Leistung. Proto Labs fertigt Kunststoffteile für Prototypen und Kleinserien aus Serienmaterial. Der Kunde lädt sein 3D-Modell auf die Proto-Labs-Angebotsplattform hoch und erhält innerhalb einiger Stunden ein Angebot mit Machbarkeitsanalyse. Kommt es zur Bestellung, erfolgt die Auslieferung innerhalb von wenigen Tagen.
Proto Labs hilft bei der Konstruktion und Entwicklung
„Proto Labs ist für uns ein idealer Anbieter. Obwohl die Abwicklung über das Internet erfolgte, wurden wir persönlich von festen Ansprechpartnern in Deutschland beraten. Das Engagement war fantastisch. Die reinen Stückkosten lagen zwar etwas höher als die Angebote aus Asien, aber letztendlich ist für uns die termingerechte und saubere Ausführung entscheidend. Geht hier etwas schief, wird es richtig teuer.“
Proto Labs unterstützte die Entwickler bei der Konstruktion eines fertigungsgerechten 3D-Modells. Sie erhielten einen Musterwürfel, der die Tücken bei der Kunststoffproduktion aufzeigte. An ihm sind auch die verfügbaren Oberflächen haptisch wahrnehmbar. „Anschließend haben wir unser Modell auf die Angebotsplattform Proto Quote hochgeladen und erhielten nach einigen Minuten eine Rückmeldung zur Machbarkeit sowie ein verbindliches Angebot. Kritische Stellen waren mit konkreten Verbesserungsvorschlägen farblich am Modell markiert. Nachdem alle konstruktiven Feinheiten geklärt waren, entschieden wir uns für ein weißes ABS-Material, da ABS robust und schwer entflammbar ist. Innerhalb von drei Wochen hatten wir die vollwertigen Teile verkaufsfertig in Serienqualität vorliegen.“
Mit flexibler Serienproduktion auf wirtschaftliche Änderungen reagieren
Bevor Ertle und Mitkanets Proto Labs zur Produktion der Gehäuseteile nutzten, ließen sie Handmuster mit einem 3D-Drucker fertigen. „Wir haben mit 3D-Druck angefangen, um die Passform und Handlichkeit zu checken. Wir konnten damit einschätzen, wie die Bauteile und die Antenne in das Gehäuse passten, ob der Deckel schließt und wie es von der Anmutung wirkt. Selbstverständlich taugten die 3D-Drucker-Teile nicht zum Verkauf oder dem Test unter realen Bedingungen, weil die Materialeigenschaften der additiven Verfahren nicht denen der Serie entsprechen.“
Die gesamte Serienproduktion bestreiten die beiden Firmengründer mit Proto Labs: „Wir bleiben dadurch flexibel und können schnell und wirtschaftlich auf mögliche Änderungen reagieren. Im klassischen Spritzgußverfahren kommen Änderungen am fertigen Werkzeug teuer.“ Bei Proto Labs können die Entwickler das neue Modell hochladen und die gewünschte Stückzahl bestellen.
Miaufinder soll Nummer 1 der Katzenortungsgeräte werden
Die raffinierte Technik des Miaufinders lässt Spielraum für weitere Anwendungen. Ertle sagt: „Selbstverständlich haben wir weitere Ideen. Unser primäres Ziel ist aber zunächst, die Nummer 1 für Katzenortungsgeräte zu werden. De facto ist der Miaufinder jetzt das genauste Katzenortungsgerät. Es ist auch das einzige Katzenortungsgerät per Funk mit einem Touchscreen.“
Die Vermarktung des Miaufinders erfolgt europaweit über das Internet. Die Entwickler gründeten dazu die Unit M.E.C. GmbH mit Sitz in Saarbrücken. Es ist beiden wichtig, dass der Miaufinder in Deutschland hergestellt wird, mit dem Qualitätssiegel „Made in Germany“. Das Produkt erfreut sich laut den Entwicklern über eine täglich wachsende Fangemeinde. Mittels des übersichtlichen Displays sowie einer groben und einer feinen Ortung wird jeder Stubentiger mit Sender im Umkreis von bis zu zwei Kilometern schnell und zuverlässig aufgespürt. Katzenbesitzer mit Miaufinder sollen sich endlich beruhigt zurücklehnen können, wenn ihr Liebling mal wieder seine Runden dreht. (kj)
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