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Denn laut Dueck ist bei gesunden Unternehmen, die hohe Gewinne machen, normalerweise die Frauenquote in Ordnung und auch das Management ist OK.: „Bei den Menschen ist in der Regel alles OK oder nichts. Und das ist bei den Firmen auch so. Jede positive Eigenschaft, die Ihnen einfällt – Responsibility, Responsiveness, Frauenquote – da ist eine Korrelation zum Gewinn der Firma da.“
Und dann kommen die Berater ins Spiel: „Die nehmen aus diesen Tausenden von Faktoren einen heraus. Und dann verkaufen sie diese Korrelation als Kausalität. Sie sagen: Wenn du zum Beispiel Visualisierungssoftware einführst, dann steigt der Gewinn. Davon lebt das ganze Beratergeschäft.“
Wenn eine Firma wieder auf die Füße kommen soll, dann hilft es aus Sicht von Dueck nichts, an Symptomen herumzudoktern, sondern das Unternehmen muss quasi – ähnlich wie ein menschlicher Patient – seine schlechten Lebensgewohnheiten ändern, um zu gesunden. Dafür würde aber keiner bezahlen, weder ein menschlicher Patient noch eine Firma: Ein Berater, der dies ehrlich sage, würde wahrscheinlich Arbeitslosengeld beziehen.
Stattdessen sei laut Dueck folgende Strategie verbreitet: „Meist haben wir keine Zeit, um nachzudenken. Und dann nehmen wir die Korrelationen. Mit ein bisschen Glück ist das dann die Ursache. Mehr können wir nicht tun – wir müssen schnell entscheiden!“
Diese Herangehensweise belegt Dueck mit dem Kürzel SABTA – Sicheres Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit. Die SABTA-Leute haben aus Sicht des emeritierten IBM-Technologieexperten auch deshalb leichtes Spiel, weil den Menschen im Schwarm das Urteilsvermögen für offensichtlichen Unsinn verlorengegangen zu sein scheint.
Top 8: Skandale wegen Fehlentscheidungen
Das Gespür für totalen Unsinn geht verloren
Als Beispiel für solchen offensichtlichen Unsinn nennt Dueck die Empfehlung eines Handbuchs für Homöopathie, bei dunklen aktiven Blutungen aus allen Organen und Körperöffnungen alle zehn Minuten fünf Globuli eines bestimmten Präparats einzunehmen. „Und dann frage ich mich: Wie lange nehme ich dann noch die Globuli? Vielleicht einen Tag, und dann bin ich hin.“
Dieses Urteilsvermögen gehe Managern unter anderem dann verloren, wenn sie Innovationsvorschläge mit geradezu märchenhaften Return-on-Investment-Prognosen (RoI) vorgelegt bekommen. Dueck erzählte von einer Firma, in denen eine Liste solcher Vorschläge kursierte. Der am höchsten notierte Vorschlag hatte einen prognostizierten RoI von 40.000 Prozent, auf Rang zwei notierte ein Projektvorschlag mit 20.000 Prozent RoI.
Duecks Standpunkt lautete: „Das ist alles Mist. Das ist alles gelogen. Bei den 40.000 Prozent sind Annahmen enthalten, die nicht stimmen. Und wenn die Annahmen falsch sind, ist es Null. Da wird auch nicht auf die Risiken geschaut. Es ist zum Verzweifeln.“
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