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Interview mit Volker Polonyi – „Der Trend geht zu elektrifizierten Antrieben“
Volker Polonyi ist Direktor des NSK-European Technology Centers in Ratingen. Er sprach mit konstruktionspraxis über die Entwicklung der „Super Large“-Kugelgewindetriebe und darüber, wie diese Bauteile künftig noch weiter optimiert werden können.
Wie kam es zu der Idee den „Super Large“-Kugelgewindetrieb zu entwickeln?
Anlass war hier die Marktentwicklung. In einigen Bereichen des Maschinenbaus – vor allem bei Kunststoffmaschinen – geht der Trend zu elektrifizierten Antrieben, die Vorteile in Genauigkeit, Dynamik und Energieeffizienz aufweisen. Wir liefern solche Antriebe an führende Hersteller, die diese Technik in immer höheren Leistungsbereichen einsetzen. Daraus entstand die Nachfrage nach Kugelgewindetrieben, die immer höhere Kräfte mit größerer Dynamik übertragen können. Daher haben wir unsere HTF-Serie entsprechend weiterentwickelt.
Wie lange hat es von der ersten Idee bis zur Marktreife gedauert?
Von der Idee bis zu den ersten einsatzfähigen Prototypen verging rund ein Jahr. Dann folgte ein umfangreiches Testprogramm, und nach einem weiteren Jahr wurde die „Super Large”-Baureihe erstmals als Serie aufgelegt.
Welche Verbesserung bringt die Neuentwicklung mit sich?
Sie bietet eine höhere axiale Belastbarkeit, eine höhere Verfahrgeschwindigkeit und eine sehr geringe Geräuschentwicklung. Die Energieeffizienz des Systems ist hoch, und für alle Kugelgewindetriebe gilt, dass es sich um sehr sichere, zuverlässige und umweltverträgliche Linearantriebe handelt. Genau das sind die Gründe für ihren zunehmenden Einsatz auch und gerade in Hochlastanwendungen.
Wie lassen sich Kugelgewindetriebe zukünftig noch weiter optimieren?
Hier muss man nach Leistungsklassen und Anwendungsbereichen differenzieren. Im Miniaturbereich – der u. a. in Scannern, Mikroskopen und Geräten der Medizintechnik zum Einsatz kommt – ist ein perfekter Drehmomentenverlauf gefordert. Der Werkzeugmaschinenbau benötigt Linearantriebe mit minimalen Drehmomentschwankungen, um beste Oberflächen z. B. beim HSC-Fräsen zu erzielen. In der Labor- und Medizintechnik ist ein optimiertes Geräuschverhalten erwünscht, und in ganz unterschiedlichen Anwendungen sind Antriebe mit verbesserten Dichtungstechnologien gefragt – mit dem Ziel, ein Eindringen von Fremdkörpern zu vermeiden und die Lebensdauer der Spindel zu verlängern.
Über die Forderung nach Verbesserungen im Hochlastbereich haben wir bereits gesprochen. Darüber hinaus erproben wir neue Materialien, um Anwendungen mit ganz speziellen Anforderungen gerecht zu werden. Dazu gehören Vakuum-, Hochtemperatur- und Tieftemperaturanwendungen sowie die Offshore-Technik.
Wie viele patentierte Neuentwicklungen gibt es im Bereich der Kugelgewindetriebe bei NSK pro Jahr?
Wir halten rund 400 Patente für Kugelgewindetriebe und pro Jahr kommen im Schnitt 20 hinzu. Insgesamt halten wir allerdings mehr als 5000 Patente, und jedes Jahr reichen wir rund 150 neue ein.
Zum Abschluss noch eine Frage zu Ihrem Verantwortungsbereich – dem Europäischen Entwicklungszentrum. Welche Aufgabe hat es?
Wir arbeiten eng vernetzt vor allem mit den japanischen Standorten. Ein Großteil der Arbeit in Ratingen besteht in der technischen Unterstützung für unsere Kunden und Vertriebspartner. Wir betreiben aber auch eigene Entwicklungen und sind dafür bestens ausgestattet – sowohl mit CAx-Entwicklungswerkzeugen als auch mit Test-Equipment.
Vielen Dank, Herr Polonyi.
* Andreas Kropp ist Application Engineering Manager Precision, NSK Deutschland GmbH in Ratingen
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