Faszination Technik Wie Eis auf dem Mond zu Trinkwasser oder Treibstoff wird
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In unserer Rubrik „Faszination Technik“ stellen wir Konstrukteuren jede Woche beeindruckende Projekte aus Forschung und Entwicklung vor. Heute: wie dank eines neuartigen Wasserextraktors Wasser aus Mondgestein hergestellt werden kann.

Wasser ist bei weitem die vielseitigste und am meisten benötigte Ressource für die bemannte Weltraumforschung. Es ist der wichtigste Rohstoff in Lebenserhaltungssystemen sowie für Raketentreibstoff aus Wasserstoff. Im Projekt Luwex (Validation of Lunar Water Extraction and Purification Technologies for In-Situ Propellant and Consumables Production) forscht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) zusammen mit anderen europäischen Beteiligten an Technologien zur Gewinnung von gereinigtem Wasser aus Mondgestein.
Es soll den Astronauten als Trinkwasser oder zur Sauerstoffherstellung mittels Elektrolyse dienen. Auch für die Herstellung von Raketentreibstoffen aus Wasserstoff und Sauerstoff ist Wasser die Ausgangsbasis. Um jedes Kilogramm Nutzlast im Weltraum zu befördern, sind große Mengen an Treibstoff erforderlich. Die Nutzung der verfügbaren lokalen Ressourcen ist dem DLR zufolge der Schlüssel für eine nachhaltige menschliche Präsenz auf dem Mond.
Eis in dunklen Kratern am Südpol des Mondes
Hinweise auf die Verfügbarkeit von lokalem Eis, das im Mondboden eingeschlossen ist, lieferten die Motivation, an technischen Lösungen für die Suche, Gewinnung, und Reinigung von „Mondwasser“ zu arbeiten. Auf dem Mond kommt das Eis hauptsächlich in den permanent vom Sonnenlicht abgeschnittenen, dunklen Kratern am Südpol vor. Das Demonstrationssystem soll in einer mondähnlichen Umgebung mit niedrigem Druck und niedriger Temperatur betrieben werden. Eine Mischung aus Eispartikeln und Gestein dient als Ersatz für echten Mondstaub, um das Prinzip im Labor zu testen.
„Luwex ist eines von wenigen Projekten weltweit, welches sich experimentell mit dem Thema der Wasserextraktion aus Mondgeröll beschäftigt. Das besondere an Luwex ist, dass es dabei die gesamte Prozesskette von der Extraktion des Wassers aus dem Gestein bis hin zu seiner Aufbereitung betrachtet“, sagt Dr. Paul Zabel, Projektleiter am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen. Frühere Forschungsaktivitäten zur Mondwassergewinnung wurden größtenteils als theoretische Systemstudien durchgeführt. „Mit Luwex wollen wir das nun praktisch in einem Laboraufbau erproben.“
Kollaborative internationale Zusammenarbeit
Das interdisziplinäre Luwex-Team aus Deutschland, Österreich, Polen und Italien hat sich zum Ziel gesetzt, einen neuartigen Wasserextraktor zu entwickeln.
- In der Concurrent Engineering Facility (CEF) im DLR-Institut für Raumfahrtsysteme haben die Projektbeteiligten das Design des Experimentaufbaus definiert und fertiggestellt. Die CEF ermöglicht während des Designprozesses neuer Systeme einen simultanen Datenzugriff aller Projektmitglieder.
- Das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme baut das Subsystem zur Extraktion des Wassers. Dafür wird das Mondstaub-Wasser-Gemisch in einem zylindrischen Reaktor unter Rühren erwärmt. Der dabei entstehende Wasserdampf kann so vom vermeintlichen Mondgestein getrennt werden.
- Thales Alenia Space ist dafür zuständig, dass Wasser zu reinigen und aufzuarbeiten, damit dieses als Trinkwasser für Astronauten geeignet ist. Das gereinigte Wasser kann dann auch zur Wasserstoffgewinnung genutzt werden und somit als Treibstoff oder Energiespeicherung dienen.
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Gedenktag
Wissenswertes rund um den Tag der Weltraumforschung
Bau und erste Tests auf der Erde
Im Februar 2024 soll das System an der Technischen Universität Braunschweig in einer Thermal-Vakuumkammer aufgebaut sein und für die ersten Tests zur Verfügung stehen. Dann beginnt eine sechsmonatige Experimentierperiode. Proben mit verschieden Anteilen von Mondgesteinsimulat und Eis sollen dazu dienen, die optimalen Prozessparameter für die Wasserextraktion zu identifizieren.
Später auf dem Mond soll mit minimaler Energie maximal viel Wasser extrahiert werden können. Hierfür testen die Forschenden, welche Temperatur und Umrührgeschwindigkeit dafür optimal geeignet sind. Im zweiten Schritt des Verfahrens wird das extrahierte Wasser aufbereitet. Sensoren messen die Wasserqualität und außerdem werden bestimmte Proben im Labor genauer analysiert. Ziel ist es, in jedem Versuchsdurchlauf mindestens einen halben Liter Wasser zu gewinnen.
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