Produktfälschung Wie eine App ein gefälschtes Lager entlarvte

Redakteur: Katharina Juschkat

Eigentlich war die Anhaltische Elektromotorenwerk Dessau GmbH immer vollauf zufrieden mit den Lagern von SKF. Bis eines Tages ein kurzfristig von einem Zwischenhändler gekauftes Lager erhebliche Probleme bereitete. Was zunächst wie ein Qualitätsproblem aussah, entpuppte sich als Fälschung.

Anbieter zum Thema

Original-Lager von SKF können Gold wert sein – wenn sie denn echt sind. Die SKF Authenticate App hilft, das herauszufinden.
Original-Lager von SKF können Gold wert sein – wenn sie denn echt sind. Die SKF Authenticate App hilft, das herauszufinden.
(Bild: SKF Group)

Normalerweise bestellen die Spezialisten der Anhaltische Elektromotorenwerk Dessau GmbH (AEM) ihre spezifischen Lager-Ausführungen direkt bei SKF. Als ein AEM-Kunde einen dringenden Bedarf anmeldete, bestellte man die Lager jedoch kurzerhand bei einem nicht autorisierten Händler in der Nähe. Dietmar Kohn, der zuständige Kundenbetreuer für AEM bei SKF, bekam die Folgen davon bald darauf zu hören: „Der Kunde war ziemlich verärgert darüber, dass eines der frisch erworbenen Lager erhebliche Probleme bereitete – ausgerechnet an einem der leistungsfähigsten Generatoren von AEM.“ Nach nur einer Stunde Testlauf entwickelte das neue Generator-Lager erhebliche Geräusche.

Anhand von Fotos die Fälschung enttarnen

Bildergalerie

Um der Sache auf den Grund zu gehen, nahm Kohn umgehend diverse Vor-Ort-Recherchen auf. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass der Händler, bei dem AEM eingekauft hatte, die angeblichen SKF-Lager in China beschafft hatte. Kohn sah sich auch das kaputte Großlager genauer an. Das Lager war bereits in einem Generator verbaut, der für ein armenisches Wasserkraftwerk bestimmt war. Um die Echtheit des Lagers zu prüfen, nutzte Kohn die Authenticate App von SKF: Mit deren Hilfe kann man Fotos des Lagers an entsprechende Experten von SKF übermitteln. Nach Sichtung des Materials von Kohn bestätigte das SKF Brand Protection Team den Verdacht, dass es sich um eine Fälschung handelte. Tatsächlich wurden – neben dem bereits installierten Lager – noch vier weitere an AEM gelieferte Exemplare als gefälscht identifiziert.

Fälschungen sehen täuschend echt aus

„Leider sehen manche Fälschungen so täuschend echt aus, dass sie für ungeübte Augen kaum von unseren Originalen zu unterscheiden sind“, erklärt Nadine Korell, bei SKF in Schweinfurt zuständig für Markenschutz und Vertriebsentwicklung. Aus diesem Grund hätten schon viele Kunden ähnlich unliebsame Erfahrungen wie AEM gemacht. Um das zu vermeiden, empfiehlt Korell, grundsätzlich nur bei autorisierten SKF Vertragshändlern einzukaufen – und in Zweifelsfällen die App zu nutzen: „Die SKF Authenticate App ist einfach zu bedienen und steht sowohl für Android als auch iOS kostenlos zum Download bereit. Falls nötig, können unsere Mitarbeiter den Kunden vor Ort auch gerne erläutern, wie man sie verwendet.“

AEM war jedenfalls froh, dass die Fälschung noch vor Auslieferung ihres Produkts an das Wasserkraftwerk erkannt wurde. Denn wenn sich das gefälschte Lager erst nach der Installation des Generators bemerkbar gemacht hätte, hätte vermutlich nicht nur die Reputation von AEM erheblichen Schaden genommen. Was sich indes nicht mehr vermeiden ließ, war eine deutliche Lieferverzögerung der Maschine – obwohl die Beteiligten unter Hochdruck eine kurzfristige Alternativlösung aus dem Boden gestampft haben. Dadurch konnte der Generator zumindest noch so schnell in Betrieb genommen werden, wie es in Anbetracht der unliebsamen Umstände menschenmöglich war.

Die SKF Authenticate App gibt es sowohl im Google Play Store als auch bei Apple I-Tunes kostenlos zum Download. Anhand von Produktfotos, auf denen gut leserlich alle Markierungen erkennbar sein sollten, sowie Fotos der Verpackung und der Information, woher das Lager stammt, können die Experten erkennen, ob es sich um eine Fälschung handelt.

(ID:45091512)