Ein Salzstreuer – Gebrauchsgegenstand mit scheinbar wenig technischer Raffinesse – gilt als die erste deutsche Erfindung, die der Natur nachempfunden ist. Wie es zu dieser Entwicklung kam und warum sie der Ursprung der heutigen Bionik ist.
Die Öffnung der Mohnkapsel sorgt für eine gleichmäßige Verteilung der Samen, damit die Pflanzen sich nicht gegenseitig im Weg stehen. Dieses Prinzip wandte Francé auf einen Streuer an, dem als erstes deutsches Produkt eine Bionik-Patent erteilt wurde.
Der Salzstreuer ist die erste deutsche bionische Erfindung, die zum Patent angemeldet wurde. Die Erfindung geht zurück auf den österreich-ungarischen Botaniker, Mikrobiologe, Natur- und Kulturphilosoph Raoul Heinrich Francé (Geburtsname: Rudolf Heinrich Franzé, 1874 - 1943).
Dieser war im frühen zwanzigsten Jahrhundert auf der Suche nach einer Möglichkeit, Bodenflächen gleichmäßig mit Kleinstlebewesen zu bestreuen. Damit wollte er den Einfluss von Mikroorganismen auf die Bodengesundheit und damit auf die Fruchtbarkeit von Böden aufzeigen.
Raoul Heinrich Francé wurde am 20. Mai 1874 in Altlerchenfeld (Wien) geboren und studierte als Autodidakt sehr früh analytische Chemie und Mikrotechnik.
In Versuchsfeldern sollten diese Kleinstlebebewesen gleichmäßig verteilt werden. Eine Vorrichtung dafür gab es damals noch nicht, also machte er sich auf die Suche – fündig wurde er als Naturbeobachter bei der Mohnblume, genauer gesagt bei der Kapsel.
Gleichmäßige Verteilung
Wenn Mohn verblüht, reifen in der Kapsel die Samen, die es zu verstreuen gilt. Würden die Samen aber direkt bei der Mutterpflanze zu Boden fallen und dort keimen, würden sich die Pflanzen gegenseitig das Licht wegnehmen und sich in ihrem Wachstum behindern. Deshalb besitzt die Mohnkapsel rundum kleine Löcher. Die kreisrunde Anordnung der kleinen Löcher sorgt für eine regelmäßige Verteilung rund um die Mutterpflanze. Wird die Kapsel in Schwingung versetzt – etwa vom Wind – werden die Samen durch die Löcher gleichmäßig verteilt.
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Francé nahm die Kapsel als Vorbild und entwickelte einen Streuer mit seitlichen Öffnungen. 1919 reichte er das Gebrauchsmuster 723730 beim Deutschen Patentamt ein und erhielt 1920 das Patent, wenngleich der „Streuer für Gewürze, Medikamente u. dgl.“ nicht ausgereift war: Die Öffnungen an der Seite waren gut geeignet für den ursprünglichen Zweck – die gleichmäßige Verteilung; für einen Salzstreuer, der beispielsweise ein Frühstücksei salzen soll, war die Anordnung unpraktisch.
Raoul Heinrich Francé zeichnete nach dem Prinzip der Mohnkapsel einen Streuer und erhielt dafür 1920 das erste deutsche Patent für eine bionische Erfindung.
Dennoch wird die Erfindung als Meilenstein bezeichnet, da ihr Erfinder seitdem als Begründer eines neuen Wissenschaftszweiges gilt: Francé nannte diese Wissenschaft Biotechnik, wir nennen sie heute Bionik und meinen damit die technische Umsetzung von biologischen Prinzipien.
Soweit bekannt, wurde der Streuer nie hergestellt. Bekannt ist lediglich die Zeichnung, die Francé in seinem Buch „Die Pflanze als Erfinder“ 1920 veröffentlichte.
Wie es weiterging
Damit der Streuer seinen Sinn erfüllen konnte, wanderten die Öffnungen nach oben und sind bis heute dort geblieben. Vor der Erfindung der Streuer wurde Salz in einem Salzfass oder in einer geschmückten Schale in Form eines Schiffes, dem Salzschiff, am Tisch serviert. Die Eigenschaft des Salzes Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufzunehmen, so dass die Salzkörner miteinander verklumpen, stand der Verwendung der Streuer lange im Wege. 1911 gelang es dem amerikanischen Salzhersteller Morton Salt, Salz rieselfähig zu machen, indem Trennmittel zugesetzt wird. Nach der Einführung des Salzstreuers musste das Salz dann zusätzlich zu feinen Kristallen pulverisiert werden, damit es durch die Löcher passte.
Einen Rückblick auf die Geschichte der Bionik und bekannte sowie weniger bekannte Beispiele finden Sie in der Bildergalerie:
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