3D-Modell Wie 3D-Scans ein tschechisches Kunstwerk retten

Redakteur: Katharina Juschkat |

Das Relief „Der Leser“, das die Fassade einer tschechischen Schule ziert, wurde vom tschechischen Artec-Partner Abbas mithilfe von Artec Eva eingescannt. Anhand des 3D-Modells erstellte das Team eine kleinere Nachbildung des Reliefs und brachten es nach Abschluss umfangreicher Renovierungsarbeiten wieder am Gebäude an.

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Das fertig eingescannte 3D-Modell des "Lesers" wurde mit Artec Stusio verarbeitetund in ein STL-Modell umgewandelt.
Das fertig eingescannte 3D-Modell des "Lesers" wurde mit Artec Stusio verarbeitetund in ein STL-Modell umgewandelt.
(Bild: Artec 3D)

Der Erhalt von Kunstwerken sollte stets höchste Priorität haben – doch in manchen Fällen ist es leider nicht möglich, sie zu retten. Die beste Lösung ist dann die Anfertigung einer exakten Kopie. Die Geschichte des Reliefs „Der Leser” zeigt, wie Kunstwerke mit Hilfe eines 3D-Scans für die Nachwelt bewahrt werden können.

„Der Leser” ist eines von mehreren Werken, die der tschechische Bildhauer Vojtěch Hořínek (1906-1998) für verschiedene öffentliche Einrichtungen in Olomouc, der sechstgrößten Stadt der Tschechischen Republik, schuf. Das sechs Meter lange Relief entstand 1951 als Fassadenverzierung für die Berufsfachschule von Olomouc.

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Kunstwerk sollte mit 3D-Modell gerettet werden

2015 beschloss die Schule, das Gebäude zu renovieren. Da im Rahmen der Renovierungsarbeiten auch die Außenwände isoliert werden sollten, musste das Relief entfernt werden. Normalerweise wäre das Kunstwerk damit für immer verloren gewesen. Doch mit Unterstützung von Vojtěch Hoříneks Sohn Karel war es möglich, das Relief nachzubilden und es nach der Renovierung wieder am Gebäude anzubringen.

Auf Empfehlung eines Kunden wandte sich Hořínek an den tschechischen Partner von Artec, Abbas. Hořínek beauftragte das Unternehmen, das Relief in 3D zu digitalisieren und eine Kopie für das Gebäude zu erstellen. Zudem sollte das Relief in kleinerem Maßstab – fünf statt sechs Meter – angefertigt werden, um es besser in die Architektur der renovierten Schule zu integrieren.

Tragbarer 3D-Scanner erleichtert das Arbeiten

Zwei Profis von Abbas scannten das Relief mithilfe des mobilen 3D-Scanners Artec Eva und einem externen Akku – eine gute Lösung für Aufnahmen vor Ort. Wegen des regnerischen Wetters musste der Scanvorgang zunächst um einige Stunden verschoben werden. Doch sobald der Himmel aufklarte und das Relief getrocknet war, konnte das Team seine Arbeit fortsetzen. Als großer Vorteil erwies sich die Tragbarkeit des 3D-Scanners, da das Team von einer Leiter aus arbeiten musste: Während eine Person das Relief scannte, stand die andere Person auf dem Vordach des Gebäudes und hielt den Laptop. Auch vom geringen Gewicht des Scanners war das Team angetan – mit einem schwereren Gerät wäre die Arbeit auf der Leiter anstrengend gewesen.

Mit anderen 3D-Digitalisierungsverfahren wären aufwendigere Vorbereitungen und der Einsatz von Hilfsmitteln notwendig gewesen. Bei der photogrammetrischen Digitalisierung hätte man Zielmarken platzieren müssen, was ein Gerüst erfordert hätte. Aber auf dem schmalen Vordach war ein Gerüstaufbau problematisch, sodass der kleine 3D-Scanner Artec Eva eingesetzt wurde.

3D-Modell von Roboter ausgefräst

Nachdem alle notwendigen Scans erstellt waren, begann das Team, die Daten in Artec Studio zu verarbeiten, was etwa 6 Stunden in Anspruch nahm. Vier Dateien von insgesamt 40 GB wurden optimiert und in einer STL-Datei von 150 MB zusammengeführt. Das so erzeugte STL-Modell wurde verwendet, um die Reliefnachbildung im 3D-Studio der Kunstfakultät an der Technischen Universität Brünn in gehärtetes Polystyrol zu fräsen. Da die Fräsmaschine über ein spezielles STL-Plugin verfügte, musste die STL-Datei nicht in ein anderes Format konvertiert werden.

Ausgefräst wurde das Modell vom Roboter Kuka KR60. Das 3D-Modell war so groß, dass es in 10 Partien aufgeteilt werden musste, die separat ausgefräst und zusammengesetzt wurden. Danach wurde das Polystyrol-Modell mit Gips überzogen. Nach Aushärten des Gipses wurde der endgültige Abdruck aus glasfaserverstärktem Kunststoff (Polyesterbasis) gefertigt, für den man sich wegen seiner Langlebigkeit entschieden hatte.

Für die Erstellung des Polystyrol-Modells, des Gipsmodells und des endgültigen Abdrucks aus glasfaserverstärktem Kunststoff war ein Absolvent der Technischen Universität, Viktor Paluš, verantwortlich. Sein Team war es auch, das die Reliefnachbildung an der Außenwand anbrachte. Nun ist das Relief „der Leser” wieder da, wo es hingehört. (kj)

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