Hannover Messe 2016 Weltbühne der vernetzten Industrie

Redakteur: Katharina Juschkat

Die Hannover Messe 2016 ist ein Kräftemessen der führenden Industrienationen. 465 Aussteller aus den USA zeigen ihre Technologien für die Digitalisierung der Produktion. Dem gegenüber stehen die deutschen Unternehmen, die ihrerseits die Industrie 4.0 vorantreiben. Wer liegt dabei vorn? Oder gibt es am Ende nur einen gemeinsamen Weg?

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Auftakt-Pressekonferenz der Hannover Messe am 20. April: Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands Deutsche Messe, gibt einen Überblick über Themen, Daten und Fakten zur Messe.
Auftakt-Pressekonferenz der Hannover Messe am 20. April: Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands Deutsche Messe, gibt einen Überblick über Themen, Daten und Fakten zur Messe.
(Bild: Deutsche Messe/Lars Kaletta)

Industrie 4.0 und Industrial Internet – als US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel am Messemontag ausgewählte Aussteller der Hannover Messe besuchten, hörten sie diese zwei Begriffe besonders häufig. Zwei Begriffe, die sehr nahe beieinander liegen, gleichzeitig aber unterschiedliche Ansätze haben.

„Die Hannover Messe 2016 bringt das Beste aus zwei Welten zusammen“, sagt Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe. „Die deutsche Industrie steigt mit geballter Ingenieurs-Kompetenz in den Ring, die US-Amerikaner mit ihrem Gespür für neue datenbasierte Geschäftsmodelle. Industrie 4.0 trifft auf das Industrial Internet. Die Messe wird zeigen, ob und wie sich die verschiedenen Ansätze zu einem großen Ganzen zusammenführen lassen.“

Die Hannover Messe 2016 in Bildern

konstruktionspraxis auf der Hannover Messe 2016
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Das zweite zentrale Thema der diesjährigen Messe ist das intelligente Energiesystem. Köckler: „Wie in der Fabrik ist die Digitalisierung auch für die Energiewirtschaft das Zukunftsthema. Technologien und Lösungen werden in Hannover gezeigt.“ Des Weiteren werden auf der Hannover Messe innovative Zulieferlösungen und „smarte“ Materialien gezeigt – zum Beispiel neueste Lösungen aus dem Bereich Leichtbau.

Rekordanteil an US-Unternehmen auf der Messe

Mit einem Anstieg der Ausstellerzahl, einem hohen Maß an Internationalität und dem Leitthema „Integrated Industry – Discover Solutions“ startete am Montag, dem 25. April, die Hannover Messe 2016. Zur wichtigsten Industriemesse haben sich mehr als 5200 Aussteller aus 75 Ländern angemeldet. Im Jahr 2014 waren es rund 4800 Aussteller. Mehr als die Hälfte der Aussteller kommen aus dem Ausland. Die Top-Ausstellernationen sind Deutschland, China, das Partnerland USA, Italien, die Türkei und die Niederlande. Allein aus China werden rund 650 Aussteller erwartet, dicht gefolgt von den USA mit 465 Ausstellern. Laut Veranstalter haben noch nie so viele US-Unternehmen außerhalb des eigenen Kontinents an einer Messe teilgenommen.

Hannover Messe: Die Zukunft der vernetzten Industrie

General Electric, Eaton, Microsoft, IBM, AT&T, Cisco – die Liste der angemeldeten Firmen aus den USA ist lang. Darunter sind Unternehmen, die das Geschäft mit den Daten perfektioniert haben und das voller Selbstbewusstsein in Hannover präsentieren. IBM etwa zeigt, wie eine individuelle Produktion von John-Deere-Traktoren realisiert wurde. Auf der Messe sind auch zahlreiche US-Universitäten und Forschungsinstitute, beispielsweise das Massachusetts Institute of Technology, die University of California oder die Georgia Tech University. Sie zeigen ihr breites Forschungsportfolio von Techniken zur Bewältigung des Klimawandels bis hin zu neuartigen Industrie-Robotern.

Anwendungsbeispiele für Industrie 4.0 aus Deutschland

Doch auch die deutschen Aussteller fahren groß auf. Erstmals sind auf der Hannover Messe mehr als 100 konkrete Anwendungsbeispiele für die Industrie 4.0 zu sehen, der Großteil davon „Made in Germany“. Darunter sind Roboter, die eigenständig durch die Fabrik navigieren, oder Produktionsanlagen, die mit dem Menschen sprechen und ihm so die Arbeit erleichtern.

Dass sich die deutschen Unternehmen aber auch auf das Sammeln und Auswerten von Daten verstehen, verdeutlicht laut Veranstalter der neue Ausstellungsbereich „Predictive Maintenance 4.0“.

„Bei der sogenannten vorausschauenden Wartung erkennen Sensoren in einer Maschine, ob ein Defekt bevor steht und können Gegenmaßnahmen einleiten“, erklärt Köckler. „Auf den Menschen übertragen wäre das so, als ob eine Smart-Watch eine anbahnende Erkrankung erkennt und dem Menschen dann empfiehlt, sich zu schonen. Die vorausschauende Wartung setzt also voraus, dass man nicht nur Daten sammeln kann, sondern diese auch sinnvoll interpretiert.“

Integrated Energy Plaza zeigt die Digitalisierung von Energiesystemen

Die Digitalisierung spielt auch im Energiebereich der Messe eine tragende Rolle. Dort steht die neue Integrated Energy Plaza. Ein interaktiven Modells stellt dar, wie das Energiesystem der Zukunft aus einem ehemals statischen und zentralen System zu einem flexiblen dezentralen Netz umgebaut werden kann. Dabei wachsen die Bereiche Strom, Wärme und Kälte, Mobilität und Produktion zu einem smarten Energiesystem zusammen. Und auch in diesem Bereich sind die Amerikaner stark vertreten: Allein 60 der 465 US-Aussteller zeigen dort neu Energietechnik.

Die Hannover Messe 2016 in Bildern

konstruktionspraxis auf der Hannover Messe 2016
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Dass ein Kräftemessen auch zum konstruktiven Diskurs und Austausch führen kann, zeigen die vielen Foren und Diskussionsrunden, an denen sich die VIPs aus internationaler Politik und Wirtschaft beteiligen. Am Sonntag vor der Messe diskutierten Siemens-Vorstand Joe Kaeser und Microsoft-Chef Satya Nadella über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die produzierende Industrie. In Begleitung von Barack Obama kamen US-Handelsministerin Penny Pritzker, US-Transport-Minister Anthony Foxx und der für das Energieresort verantwortliche Minister Ernest Moniz nach Hannover.

Auch viele große Namen aus der europäischen Politik sind auf der Messe, darunter Elzbieta Bienkowska, EU-Kommissarin für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU. Günther Oettinger, EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, lud zu einer Konferenz der EU-Kommission am Messemontag, Thema war die Digitalisierung der europäischen Industrie. Und Maros Sefcovic, Vizepräsident der EU-Kommission und zuständig für die Energieunion, spricht auf der Messe über eine zukunftsorientierte europäische Energie- und Klimapolitik.

Köckler: „Die weltweite Industrie spricht von Industrie 4.0 und der Digitalisierung der Energiesysteme und in Hannover können die Besucher aus aller Welt diese Technologien erleben, verstehen und einsetzen. In nur fünf Messetagen zeigen wir, was die Industrie und Energiewirtschaft in den nächsten fünf Jahren prägen wird.“ (kj)

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