Verkehrswende Was nach der Diesellok kommt

Redakteur: Katharina Juschkat

Ein Drittel aller gefahrenen Zugkilometer werden noch von Dieselzügen zurückgelegt – welche Alternativen möglich und sinnvoll sind, das hat der VDE in einer aktuellen Studie untersucht. Die Ergebnisse im Überblick.

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Auch auf den Schienen muss sich etwas ändern: Der VDE untersucht in einer Studie, was die besten alternativen Antriebe wären.
Auch auf den Schienen muss sich etwas ändern: Der VDE untersucht in einer Studie, was die besten alternativen Antriebe wären.
(Bild: gemeinfrei / Pixabay )

Im Zuge der Verkehrswende braucht es zukunftsfähige Alternativen zur emissionsfreien Beförderung. Dafür würde sich anbieten, das Schienennetz besser zu nutzen – durch eine dichtere Taktung, Streckenausbau sowie der Reaktivierung stillgelegter Strecken. Allerdings sind noch 40 % des deutschen Schienennetzes nicht elektrifiziert und gut ein Drittel der in Deutschland gefahrenen Zugkilometer werden von Dieselzügen erbracht – vielfach auch unter der Oberleitung.

Deren Schadstoffausstoß ist nicht im Sinn der Verkehrswende, deshalb hat der Technologieverband VDE in einer Studie untersucht, welche Antriebsformen für welchen Streckentyp den meisten Erfolg versprechen.

Elektrifizierung, Elektromotor, Brennstoffzelle oder Hybridantriebe?

Generell sehen die Autoren der Studie die Elektrifizierung als die sinnvollste Lösung, vorausgesetzt sie ist wirtschaftlich und bringt ein hohes Verkehrsaufkommen mit sich. Allerdings sind die jetzigen Dieselstrecken schwach befahren. Zum anderen ist die Elektrifizierung mit bis zu 2 Millionen Euro pro Kilometer teuer und bringt zusätzlich hohe Wartungskosten mit sich. Selbst, wenn es genügend finanzielle Mittel gäbe, würde eine Elektrifizierung zusätzlich zeitlich nicht machbar sein – Schuld daran hat das aufwendige Planfeststellungsverfahren, das bis zu 10 Jahre dauert. Folglich sind Alternativen gefragt.

Der sinnvollste Weg, den Dieseltriebzug abzulösen, sind Alternativen mit Elektromotor wie im Falle des Elektrotriebzugs mit Oberleitung sowie des Batterie- und Brennstoffzellentriebzugs. Elektromotoren arbeiten emissionsfrei und sind klimaneutral, wenn Ökostrom verwendet wird. Hybridantriebe schließen die Autoren als Alternative aus: Angesichts der beschlossenen Dekarbonisierung des Verkehrs bis 2050 wäre diese Investition eine teure Übergangslösung. Die Autoren sehen den Batterietriebzug als sinnvollste Lösung für Strecken mit Oberleitungslücken von 40 bis 80 km an, bei denen die Fahrbatterie unter einer Oberleitung aufgeladen werden kann. Auch auf Linien mit größeren Oberleitungslücken ist der Batterietriebzug eine Option, wenn Elektrifizierungsinseln bereitgestellt werden.

Bei Bahnlinien allerdings, die gänzlich ohne Oberleitung auskommen müssen oder Lücken von weit über 80 km aufweisen, ist die Brennstoffzelle die beste Antriebslösung. Als Abgas entsteht hier lediglich sauberer Wasserdampf. Notwendig ist hierfür allerdings ein Wasserstoff-Tankstellennetz, dessen Betrieb eine funktionierende Wasserstofferzeugungsindustrie voraussetzt.

Um die Verkehrswende zügig umsetzen zu können, fordert der Verband, dass das Planfeststellungsverfahren vereinfacht wird. Zudem sollten alternative Antriebskonzepte bis zur Serienreife gefördert werden – unabhängig von der Technologie. Auch Brennstoffzellen sollen dabei Beachtung finden.

Die Studie „Alternativen zu Dieseltriebzügen im Schienenpersonennahverkehr“ ist im Rahmen eines Entwicklungsförderprojektes des Ministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erstellt worden und kann kostenlos eingesehen werden.

BUCHTIPPDas Buch „Antriebspraxis“ enthält die Gesamtschau der eingesetzten Antriebe mit fester oder variabler Drehzahl, die energiesparend und vernetzt arbeiten. Es erklärt sowohl die Arbeitsweise der Komponenten als auch ihr Zusammenwirken im Antriebssystem bis hin zur Vernetzung in betrieblichen und globalen Netzen.

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