Definition Was ist eigentlich Retrofit?

Von M.A. Manja Wühr Lesedauer: 3 min |

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Bei einem Retrofit bringt man bestehende Maschinen und Anlagen auf den neuesten Stand der Technik. Wann sich diese Alternative zum Neukauf lohnt, welche Vorteile ein Retrofit mit sich bringt und wie er funktioniert, zeigen wir hier.

Retrofit: Für viele bestehenden Maschinen stellt sich irgendwann die Frage: Modernisieren oder neukaufen?
Retrofit: Für viele bestehenden Maschinen stellt sich irgendwann die Frage: Modernisieren oder neukaufen?
(Bild: frei lizenziert / Pixabay)

Die Maschine ist in die Jahre gekommen. Teile verschleißen zu schnell. Leistung und Qualität entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. In diesen Fällen müssen sich Anlagenbetreiber die Frage stellen: Lieber eine neue Maschine kaufen oder ein Retrofit machen?

Was versteht man unter Retrofit?

Von Retrofit oder auch Retrofitting sprechen die Experten, wenn ältere Maschinen oder bestehende Anlagen um- oder nachgerüstet werden. Dadurch werden sie auf den neusten Stand der Technik gebracht. Ein Retrofit kann also eine Alternative zum Neukauf sein.

Erhalten die Maschinen und Anlagen neue Sensorik oder Kommunikationstechnik, spricht man von einem digitalen Retrofit. Ziel ist es, die Maschinen fit für die vernetzte Produktion im Sinne von Industrie 4.0 zu machen.

Welche Ziele verfolgt ein Retrofit?

Die Gründe für ein Retrofit sind so verschieden wie die Produktionen verschieden sind. Der verlockendste mag sein, Kosten gegenüber einer Neuanschaffung zu sparen. Doch mit Retrofitting verfolgen Anlagenbetreiber zudem spezifische Ziele:

  • unvorhersehbare Stillstände vermeiden
  • bestehende Maschinen in IT-Umgebung einbinden (Industrie 4.0)
  • Produktionsvolumen steigern
  • Produktqualität verbessern
  • Energieeffizienz erhöhen
  • gesetzliche Vorgaben erfüllen
  • Versorgung mit Ersatzteilen sicherstellen

Wie funktioniert Retrofit?

Umrüsten: Für ein Retrofit werden veraltete Komponenten ausgetauscht. Das betrifft häufig Baugruppen, für die es keine Ersatzteile mehr gibt. Aber es können auch bestehende Werkstoffe, durch verschleißfestere ersetzt werden. Dadurch verlängern sich die Intervalle für die Instandhaltung.

Nachrüsten: Beim Retrofitting erhalten ältere Maschine oder Anlagen häufig moderne Komponenten hinzu. Das betrifft etwa Automatisierungstechnik, wie einer speicherprogrammierbaren Steuerung, oder Sensoren und Kommunikationssysteme für einen digitalen Retrofit. Um die Energieeffizienz zu steigern, können auch Frequenzumrichtern bei elektrischen Antrieben nachgerüstet werden.

Welche Schritte sind für digitales retrofitting notwendig?

Vor dem eigentlichen Retrofit sollten Betreiber eine Analyse der Prozesse und Maschinenabläufe durchführen. Bei muss definiert werden, welche Daten erfasst werden sollen, Temperatur, Druck oder Stromverbrauch. Das bildet die Basis, um anschließend geeignete Sensoren auswählen zu können.

Bei der Auswahl der Sensoren müssen auch die Bedingungen vor Ort einbezogen werden. Das kann Verschiedenes umfassen, etwa

  • Druck oder Temperatur im Maschinenraum,
  • mögliche Staubbelastung oder
  • der Bauraum, der in oder an der Maschine zur Verfügung steht.

Nach der Analyse werden die Sensoren und notwendig Hardware eingebaut.

Eine Software wertet die so erhobenen Maschinendaten aus. Aus den Ergebnissen können Anlagenbetreiber wertvolle Erkenntnisse gewinnen, um beispielsweise Produktionsprozesse oder die Instandhaltung zu optimieren.

Was sind die Vorteile und Nachteile von Retrofit?

Klassische und auch digitale Retrofits bieten zahlreiche Vorteile. Der schwerwiegendste ist wahrscheinlich immer noch der Kostenvorteil. Im Vergleich zu neuen Maschinen kostet es wesentlich weniger bestehende Anlagen um- oder nachzurüsten.

Mitarbeiter arbeiten an den modernisierten Maschinen wie gewohnt weiter. Zeit- und teure Schulungen braucht es nicht. Zudem müssen Anlagenbetreiber ihre Werkshallen nicht anpassen oder erweitern, um Platz für neue Maschinen zu schaffen.

So vielversprechend ein Retrofitting auch klingt. Es ist kein Allheilmittel. Experten empfehlen eine Kosten-Nutzen-Analyse durchzuführen. Nur so könne man erkennen, ob ein Retrofit den Erwartungen und Ansprüchen des Betreibers gerecht werden kann.

Buchtipp

Das Fachbuch „Digitaler Retrofit“ hilft Anwendern zu bestimmen, wie umfassend eine Maschine oder Anlage durch den digitalen Retrofit verändert werden soll. Dazu werden vier Integrationsstufen definiert und Umsetzungsstrategien sowie ein praktisches Quick-Check-Tool bereitgestellt. Es folgen Informationen zu Systemintegrierter Sensorik, Datenhandling, Datenanalyse und den rechtlichen Aspekten des digitalen Retrofits. 11 ausgewählte Beispiele aus der Praxis lassen die verschiedenen Facetten des Retrofits greifbar werden.

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Ist ein Retrofit immer möglich?

Trotz intensiver Nutzung sind viele Maschinen sehr langlebig. Vor allem die Mechanik veraltet kaum. Das macht selbst dienstälteste Maschinen interessant für ein Retrofit.

Wie viel Zeit und Geld man dafür investieren muss, kann oft schon direkt der Hersteller sagen. Denn viele Maschinen- und Anlagenbauer haben bereits das Potenzial von Retrofittings erkannt. Zudem gibt es viele Unternehmen, die sich herstellerunabhängig um eine Anlagenmodernisierung kümmern.

Ein digitales Retrofitting ist fast immer möglich. Da spielt es auch keine Rolle, wie alt eine Maschine ist oder wie intensiv sie genutzt wurde.

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