Tag des Recyclings Was die Circular Economy ausmacht
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Der Welt-Recycling-Tag am 18. März soll für die Themen Wiederverwertung und Kreislaufwirtschaft sensibilisieren, in denen Ressourcen nicht als Abfall betrachtet werden, sondern eine Wiederverwendung verdienen. Wir nehmen den Tag zum Anlass, das Thema Kreislaufwirtschaft zu beleuchten – und zeigen ein Best Practice.

Die Abfallmengen auf der Welt nehmen immer mehr zu: Ob Verpackungsmüll, Elektroschrott (in Deutschland verursachte jeder Einwohner durchschnittlich 10,3 Kilogramm Elektroabfall), ausgediente Batterien, Kleidung oder Stahlschrott – die Mengen nehmen weiter zu. Vor dem Hintergrund des bereits bestehenden und zunehmenden Ressourcenmangels und der Abhängigkeit von petrochemischen Rohstoffen wird die Steigerung der Energie-, Material- und Ressourceneffizienz immer wichtiger. Die Circular Economy bietet dafür geeignete Lösungsansätze.
Dass es so nicht weiter gehen kann, ist schon lange klar. Im Rahmen des Europäischen Green Deal, den die von der Leyen-Kommission 2019 vorgestellt hat, wurde ein Fahrplan für eine klimaneutrale Kreislaufwirtschaft festgelegt, in der das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppelt wird. Der Übergang der EU zu einer Kreislaufwirtschaft wird den Druck auf die natürlichen Ressourcen verringern und nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze schaffen. Er ist auch eine Voraussetzung, um das EU-Ziel der Klimaneutralität für 2050 zu erreichen und den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten.
Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf halten
Der Aktionsplan kündigt Initiativen entlang des gesamten Lebenszyklus von Produkten an. Er zielt darauf ab, wie Produkte gestaltet werden, fördert Kreislaufwirtschaftsprozesse, ermutigt zu nachhaltigem Konsum und soll sicherstellen, dass Abfälle vermieden und die verwendeten Ressourcen so lange wie möglich in der EU-Wirtschaft verbleiben.
Es gibt eine Vielzahl von Definitionen für die Circular Economy, hier die Definition der ISO:
Wirtschaft, die bewusst auf Erhaltung und Regeneration angelegt ist und darauf abzielt, die Gebrauchstüchtigkeit und den Wert von Produkten, Komponenten und Werkstoffen stets auf höchstem Niveau zu erhalten, wobei zwischen technischen und biologischen Kreisläufen unterschieden wird.
Mit dem 9R-Framework der Circular Economy Ressourcenverbrauch senken
Diese Transformation beinhaltet die Entwicklung von einer linearen hin zu einer zirkulären und vernetzten Form der Wertschöpfung. Die vorhandenen Ressourcen werden der Natur entnommen, in vielschichtigen Verfahren zu Produkten transformiert und fallen dann anschließend, nach teilweise unverhältnismäßig kurzer Nutzung, als Abfall an. Kunststoffe entstehen beispielsweise aus Erdöl, das über Jahrmillionen entstanden ist und aus dem aufwendig Polymere hergestellt werden – um dann gegebenenfalls nur eine kurze Lebensdauer zu haben. Diese Abfälle werden zumindest in Deutschland weitgehend zuverlässig und überwiegend umweltschonend entsorgt – eine echte Circular Economy, wie oben beschrieben, ist damit jedoch noch nicht verbunden.
Das übergreifende Ziel der Circular Economy ist die absolute Minderung des Ressourcenverbrauchs, die durch verschiedene Maßnahmen sowie den schrittweisen Übergang auf die Nutzung erneuerbarer Energien erreicht werden soll. Die 9R-Strategien der Circular Economy haben zum Ziel, den Verbrauch von natürlichen Ressourcen zu reduzieren und die Kreislaufführung von Materialien zu unterstützen. Sie systematisieren verschiedene Verwertungsstrategien in einer Hierarchie, ergänzen sich gegenseitig und koexistieren. Diese werden als Kerngerüst der Transformation hin zur zirkulären Wertschöpfung angesehen.
Das 9R-Framework der Circular Economy
- Refuse (Verzicht): Auf ein Produkt verzichten oder die gleiche Funktion mit einem radikal anderen (z. B. digitalen) Produkt
- oder Dienstleistung ersetzen. Verzicht oder Reduktion der Verwendung von Rohstoffen, Gestaltung von Produktionsprozessen zur Vermeidung von Abfall.
- Repair: Reparatur und Wartung eines defekten Produkts, damit es wieder benutzt werden kann mit seiner ursprünglichen Funktion.
- Refurbish: Ein altes Produkt wiederherstellen und es auf den neuesten Stand bringen (auf ein bestimmtes Qualitätsniveau).
- Remanufacture: Verwendung von Teilen eines ausrangierten Produkts in einem neuen Produkt mit der gleichen Funktion (und im Neuzustand).
- Reuse: Wiederverwendung eines Produkts, das noch in gutem Zustand ist und seine Funktion erfüllt (und kein Abfall ist), für denselben Zweck, für den es konzipiert wurde, möglicherweise nach einer Reparatur oder Wiederinstandsetzung (Refurbish).
- Repurpose: Verwendung eines überflüssigen Produkts oder seiner Teile in einem neuen Produkt mit anderer Funktion.
- Recycle: Rückgewinnung von Materialien aus Abfällen zur Wiederaufbereitung zu neuen Produkten, Materialien oder Stoffen für den ursprünglichen oder einen anderen Zweck. Er umfasst die Wiederaufbereitung von organischem Material, nicht aber die Energierückgewinnung und die Wiederaufbereitung zu Materialien, die als Brennstoffe oder für Verfüllungsmaßnahmen verwendet werden sollen.
- Reduce (by Design): Implementierung eines Designs, das Zirkularität ermöglicht (Design for Circularity), Erhöhung der Effizienz bei der Herstellung oder Verwendung von Produkten durch den Verbrauch von weniger natürlichen Ressourcen und Materialien sowie Energie, Reduktion des ökologischen Fußabdrucks.
- Rethink: Eine systemische Sicht einnehmen, für Kreisläufe planen und designen (auch zirkuläre Systeme rund um das Produkt planen, inkl. Reverse Logistics), Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, bewusste Materialwahl für Kreisläufe (Substitution bedenklicher Stoffe, Materialinnovationen). Intensivierung der Produktnutzung (z. B. durch Product-as-a-Service, Wiederverwendungs- und Sharing-Modelle oder durch das Angebot, multifunktionale Produkte auf den Markt zu bringen).
Was die Circular Economy für die Produktentwicklung bedeutet
Unter anderem wirken sich die Ziele der Kreislaufwirtschaft natürlich auf den Produktentstehungsprozess aus: „Design 4 Recycling“ (D4R) bzw. „Design 4 Circularity“ (D4C) setzt am Anfang des Produktlebenszyklus an und wird als wichtiger Aspekt in der Gewährleistung der Recyclingfähigkeit betrachtet. Für die Steigerung der Recyclingfähigkeit entscheidend sind das Design und der Aufbau der Produkte und die Komponenten und Werkstoffe.
Hersteller sind gefordert, Produkte so zu entwickeln, dass sie den Kriterien des Ökodesigns entsprechen. Das bedeutet unter anderem:
- nachhaltige oder Recyclingrohstoffe zu verwenden,
- die Materialien so zu verbauen, dass sie später wiederverwertbar sind,
- die Produkte lange haltbar zu machen, dass man die Produkte leicht reparieren kann und es ausreichend Ersatzteile gibt.
Best Practice: Nachhaltige Reduzierung von Monitorabfall in Nigeria
MMD, Markenlizenzpartner für Philips-Monitore, hat im Rahmen eines Pilotprojekts der Prevent Waste Alliance, einer Initiative des deutschen Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), gezeigt, dass sich defekte Monitore in Nigeria umweltschonend und wirtschaftlich recyceln lassen.
50 Millionen Tonnen pro Jahr: Elektroschrott ist eine der dringendsten Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaft heute konfrontiert ist. Entsorgt wird dieser Abfallberg häufig per Schiff in afrikanische oder andere Schwellenländer. Computerbildschirme gelten mit ihren nur sehr kleinen eingebauten Platinen sowie den eingebrannten Chemikalien wie Blei und Quecksilber allgemein als Sorgenkind des Recyclings und der Kreislaufwirtschaft. Zumindest in Afrika kann ein Großteil davon nicht ordnungsgemäß recycelt werden, da es an geeigneten Anlagen und Ressourcen fehlt. Denn mit einem ordnungsgemäßen Recycling ist bislang kein Geld zu verdienen.
Ein Ansatz zur Eindämmung und Bewältigung dieser Herausforderung ist die Elektroschrottkompensation, die den Kreislauf des Lebenszyklus von Elektronikgeräten schließt. Dabei wird über eine Gebühr, die auf den Kaufpreis neuer Elektronikgeräte aufgeschlagen wird, die Sammlung von Altgeräten finanziert, um diese dann sicher recyceln zu können. Die auf diesem Wege gewonnenen Rohstoffe werden dann wieder für die Herstellung neuer Produkte eingesetzt, die dadurch abfallneutral werden.
Philips Monitore unterstützte das Unternehmen Closing the Loop und eine Koalition aus länderübergreifenden Partnern über anderthalb Jahre darin, ein Geschäftsmodell aufzubauen, das aufzeigt, wie das Abfallkompensationsprogramm auf Monitorabfälle ausgeweitet werden kann. Über 5.500 nicht mehr verwendbarer Monitore wurden dazu eingesammelt.
- Zu Beginn des Projekts gab es in Nigeria kaum Erfahrung mit der Wiederverwertung von Flachbildschirmen. Ausrangierte Monitore stapelten sich auf Mülldeponien und stellten damit ein beachtliches Risiko für Mensch und Umwelt dar.
- Der Recyclingpartner wurde daher zunächst in der manuellen Demontage von Flatscreens geschult.
- Am Ende des Projekts war der Recycler in der Lage, Flachbildschirme auf sehr sichere und effiziente Weise zu demontieren, die dafür erforderlichen Kosten um mehr als die Hälfte zu senken und Rohstoffe in den Kreislauf zurückzuführen.
Quellen und weiterführende Infos:
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