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Verdränger sind besonders effizient
Robert Kurz (Netzsch) ist von der Leistungsfähigkeit rotierender Verdrängerpumpen naturgemäß sehr überzeugt: „Auch wenn’s mal zäh kommt – Exzenter- und Drehkolbenpumpen schaffen das.“ Und er macht das nicht an theoretischen Erwägungen fest, sondern an einem Beispiel aus der Praxis.
Die Ausgangslage: Der Kunde fördert Fremdschlamm mit einem Trockensubstanzanteil bis 32 % (pastös, nicht fließfähig) mit Kolbenpumpen in den Verbrennungsofen. Aufgrund der ungünstigen Rohrleitungsführung (baulich bedingt) kommt es immer wieder zu Beschädigungen an der 35 m langen Rohrleitung – jedes Jahr fallen Kosten in sechsstelliger Höhe an, zur Reparatur der Rohrleitungen sowie zur Wartung und technischen Überprüfung der Kolbenpumpen (Hydraulikaggregate lecken regelmäßig – ein Gefahrenpotenzial). Nach Einsatz einer Exzenterschneckenpumpe verzeichnet der Betreiber eine deutliche Reduzierung der Instandhaltungs- und Wartungskosten. Die Standzeit des Stators liegt bei immerhin 9600 Betriebsstunden. Den erschütternd geringen energetischen Wirkungsgrad erwähnte er eher kurz …
„Hidden Champion“ der Prozessindustrie?
Thomas Böckenbrink (Lewa) ist indes eher ein Fan der oszillierenden Verdrängerpumpe, konkret der Hochdruck-Prozessmembranpumpe. Ist sie in der Leistungsklasse bis 200 m3/h und bis 800 bar eine hocheffiziente Alternative zu Kreiselpumpen? Womöglich gar der „Hidden Champion“ der Prozessindustrie? Böckenbrink verweist auf diese Fakten: Prozessmembranpumpen haben einen Gesamtwirkungsgrad von 85 bis 93 % – auch in Teillast. Eine Chemienormpumpe hat im besten Fall einen Wirkungsgrad von 80 % (häufig sind es lediglich 40 bis 60 %). Und: Es kommt zu einer erheblichen Reduktion des Wirkungsgrades bei verändertem Betriebspunkt. Eine High-speed-Kreiselpumpe erreicht nur einen Wirkungsgrad von maximal 60 % – und je nach Betriebspunkt reduziert sich das schnell auf Werte zwischen 25 und 55 %.
Bei einer typischen Anwendung in der Chemie (Transport von Flüssiggas mit einem Förderstrom zwischen 5 und 20 m³/h und einem Betriebsdruck von 110 bar) errechnet Böckenbrink bei Energiekosten von 15 ct/kWh und 8000 h/a diese Daten:
- Prozessmembranpumpe mit einem Leistungsbedarf von 68 kW: 81.600 €.
- Mehrstufige Kreiselpumpe mit einem Leistungsbedarf von ca. 130 kW: 156.000 € (also jährlich 74.400 € mehr als die Prozessmembranpumpe).
- High-speed-Kreiselpumpe mit einem Leistungsbedarf von ca. 150 kW: 180.000 € (also jährlich 98.400 € mehr als die Prozessmembranpumpe).
Natürlich ist die Prozessmembranpumpe teurer in der Investition. Aber bei derart hohen Einsparungen bei den Energiekosten scheint doch Luft nach oben zu bestehen.
Flexibel sind Prozessmembranpumpen auch, wie dieses klassische Debottleneck-Projekt zeigt: Bei einer Kresol-Anlage sollte der Wirkungsgrad erhöht werden. Die Lösung: Bei der Edukt-Hochdruckpumpe muss auf vorhandenem, begrenzten Raum die Leistung von 300 auf 500 bar erhöht werden. Die Realisierung: Schadraumoptimierung (FEM), strömungsoptimierter Pumpenkopf (CFD), optimierte Membranauslenkung, Spezial- Membraneinspannung für 500 bar, Konstruktion für Spezial- Hochdruckdichtungen (Betriebssicherheit).
Ein spannendes Highlight der Förderprozess-Foren 2016 –die Exkursion zur Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg:
Auch Daniel Nägel (Feluwa) betonte den hohen energetischen Wirkungsgrad seiner Verdrängerlösung: Die Doppel-Schlauchmembranpumpe Ecotrans Multisafe mit Anbau-Kolbenkompressor und Bypass-Fördermengenregulierung setze Maßstäbe in Bezug auf Betriebssicherheit und Verfügbarkeit. Nur die Schlauchmembranen, die korrosions- und abrasionsbeständigen Ventile sowie die Sammelleitung kommen mit dem Medium in Kontakt. Die zylindrische Form der Membran begünstige das Fließverhalten und sorge für eine schonende Förderung von scherempfindlichen Medien. Die Standzeit lässt aufhorchen: MTBR >8000 h bei Drücken bis 16 bar, und das bei einem hohen energetischen und volumetrischen Gesamt-Wirkungsgrad.
Der Synchron-Reluktanzmotor – das neue Arbeitspferd?
Professor Peter Brosch (Hochschule Hannover) gab zum Abschluss Einblicke in die Technik des Reluktanzmotors – und wagte den Ausblick, dieser Motor werde sich zum neuen Arbeitspferd der Antriebstechnik entwickeln. Der nachvollziehbare Grund: Der Synchron-Reluktanzmotor (SRM) entwickelt bei drehzahlveränderbaren Antrieben einen besseren Wirkungsgrad als der Asynchronmotor. Zudem ist der Läufer des SR-Motors kostengünstiger und materialsparender, da er keine Aluminium- oder Kupfer-Wicklung trägt. Weil Läuferverluste fehlen, bleiben sowohl der Läufer als auch der Ständer ‚kalt‘, was zur Verlängerung der Lebensdauer bei Ständerwicklung und Lagern führt.
Fazit
Die Headline „Pumpen ohne Stress betreiben“ hat doppelte Bedeutung – ohne Stress für den Betreiber im Alltagsbetrieb (dazu ist neben der umsichtigen Auswahl der Bauart und der Werkstoffe vor allem der bestimmungsgemäße Betrieb der Pumpe von Bedeutung), aber auch ohne Stress für die Pumpe selbst (also vor allem auch hier der bestimmungsgemäße Betrieb). Die Teilnehmer des 14. Pumpen-Forums wissen jetzt mehr darüber, wie man eine Pumpe mit weniger Stress einsetzt.
Save the Date: Das 15. Pumpen-Forum findet im Rahmen der Förderprozess-Foren 2017 am 16./17. November 2017 wieder auf der Festung Marienberg in Würzburg statt.
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