Arbeitsmarkt VDI: Nachfrage nach Ingenieuren wird sich erholen

Redakteur: Katharina Juschkat

Die Nachfrage nach Ingenieuren und Informatikern ist aufgrund der Coronakrise deutlich zurückgegangen, so der VDI. Vor allem industrienahe Berufsgruppen sind betroffen. Aber der VDI ist sicher: Die Nachfrage wird in Zukunft wieder steigen.

Anbieter zum Thema

Die Nachfrage nach Ingenieuren und Informatikern ist um 25 Prozent zurückgegangen. Langfristig sieht der VDI aber eine Erholung.
Die Nachfrage nach Ingenieuren und Informatikern ist um 25 Prozent zurückgegangen. Langfristig sieht der VDI aber eine Erholung.
(Bild: ©ipopba - stock.adobe.com)

Die Nachfrage nach Ingenieuren und Informatikern geht im dritten Quartal um rund 25 Prozent zurück, so der VDI. Das liegt vor allem daran, dass Arbeitgeber weitestgehend versuchen, ihr Stammpersonal zu halten und auf Kündigungen zu verzichten. Dafür setzen sie Neueinstellungen aus. Problematisch wird das für jüngere Ingenieure, deren Projektverträge auslaufen, und für Berufseinsteiger.

Klassische Ingenieurbereiche stärker betroffen

Die Effekte fallen auf dem Arbeitsmarkt unterschiedlich aus und zeichnen einen schon länger bestehenden Trend nach: Die Nachfrage in klassischen Ingenieurbereichen wie Maschinenbau, Fahrzeugtechnik und Elektrotechnik sinkt, hier werden deutlich weniger Stellen ausgeschrieben als in den aufstrebenden Bereichen Bau und Informatik.

Zum Vergleich: Im Bereich Maschinen- und Fahrzeugbau waren im dritten Quartal rund 8.900 Stellen ausgeschrieben und im Bereich Elektrotechnik etwa 10.200 – was nur noch rund 21 Prozent des Gesamtstellenangebots in den Ingenieur- und Informatikerberufen entspricht. Dem gegenüber stehen 31.600 Stellen im Bereich Bau und 31.200 offene Informatikstellen.

Auch prozentual bildet die Nachfrage diesen Trend ab: Während die Nachfrage im Bereich Bau um lediglich knapp 9 Prozent einbrach, verzeichneten Maschinen- und Fahrzeugtechnik einen Einbruch um fast 40 Prozent und Elektrotechnik um fast 32 Prozent.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 5 Bildern

Der große Unterschied zwischen dem starken Rückgang bei industrienahen Qualifikationen und dem moderaten Rückgang im Bau- und IT-Bereich führt der VDI aber auch darauf zurück, dass die Wirtschaftszweige ganz unterschiedlich von der Krise betroffen sind. Die Digitalisierung und der anhaltende Bau-Boom kompensieren die einen Bereiche, während die um Corona verstärkte Krise der klassischen Industriebranchen besonders negativ auf die industrienahen Ingenieurgruppen wirkt.

Arbeitslosigkeit steigt um fast 45 Prozent

Verglichen zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ingenieure und Informatiker um fast 45 Prozent. Bei Bauingenieuren ist der Anstieg mit 17 Prozent am geringsten. Dagegen haben Ingenieurberufe der Technischen Forschung und Produktionssteuerung (55 Prozent) sowie Maschinenbau- und Fahrzeugtechnikberufe (50 Prozent) einen deutlicheren Anstieg zu verzeichnen. Der verhältnismäßig hohe Anstieg bei Informatikern – hier gab es einen Zuwachs um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr – führt der VDI auf einen Rekordstand an Absolventen zurück, die es aktuell auf dem Arbeitsmarkt schwer haben.

Umbruch als Chance für Ingenieure

VDI-Direktor Ralph Appel sieht den aktuellen Trend auch als Chance: „Diese verstärkte Nachfrage im Bereich Informatik und Bau zeigt uns, dass die prekäre Lage – befeuert durch die Corona-Pandemie – doch zumindest eine Chance birgt: Sie wirkt als Katalysator für einen schnelleren Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft.“

Ingenieure sieht der VDI hier vorn dabei: Durch die steigende Komplexität der Technik braucht es langfristig mehr Ingenieure und Informatiker. Die Coronakrise sieht der VDI deshalb eher als einen Knick in der Nachfrage nach Ingenieuren, die sich wieder erholen wird. Der Fachkräftemangel bleibt langfristig ein Thema.

Als Faktoren für eine steigende Nachfrage nennt der VDI drei Bereiche:

  • Demographie
  • Dekarbonisierung
  • Digitalisierung

Aus Altergründen werden in den kommenden Jahren jährlich über 62.000 MINT-Akademiker aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Ein Großteil davon sind Ingenieure und Informatiker.

Und Prof. Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft fügt hinzu: „Die Anzahl erwerbstätiger Ingenieure der Fachrichtung Umweltschutz, Umwelttechnik, Abfallwirtschaft und Naturschutz ist seit 2005 um über 200 Prozent gestiegen – mit steigender Tendenz. Auswertungen der IW-Patentdatenbank machen deutlich, dass in der Kfz-Industrie die Forschungsschwerpunkte in Technologien der Dekarbonisierung stark an Bedeutung gewonnen haben. Hier werden vor allem Ingenieure benötigt, die Produkte der Zukunft zu erforschen und zu entwickeln.“

Hintergrund: Der Ingenieurmonitor

Der Ingenieurmonitor wird einmal pro Quartal gemeinsam vom VDI und dem Institut der deutschen Wirtschaft. herausgegeben. Er gibt einen Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklung relevanter Indikatoren des Arbeitsmarktes in den Ingenieur- und Informatikerberufen. Die Daten stammen von der Bundesagentur für Arbeit.

Zum Ingenieurmonitor

(ID:46970228)