Schweißen Trends und Visionen im automobilen Leichtbau vorgestellt

Redakteur: Juliana Schulze

Über 130 Wissenschaftler und Experten der Automobil- und Zulieferindustrie haben an der von Fronius veranstalteten 2. Automobilkonferenz im österreichischen Sattledt am 9. und 10. Februar 2011 teilgenommen.

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Dr. Klaus Koglin, Audi AG, resümierte am Ende: „Nur wenige Fachtagungen greifen das Thema Leichtbau so breit gefächert und gleichzeitig hochqualifiziert auf.“ (Fronius)
Dr. Klaus Koglin, Audi AG, resümierte am Ende: „Nur wenige Fachtagungen greifen das Thema Leichtbau so breit gefächert und gleichzeitig hochqualifiziert auf.“ (Fronius)

In insgesamt 13 Vorträge wurden erfolgreiche Projekte, Trends und Visionen sowie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen des automobilen Leichtbaus beschrieben. Schwerpunkte bildeten Werkstoffe und Fügetechniken.

Konsequenter Werkstoffmix kann Leichtbauanforderungen erfüllen

Die Leichtbau-Karosserie der Zukunft wird geprägt vom Einsparen begrenzter Ressourcen sowie vom Reduzieren des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen, ist Professor Dr. Thomas Tröster, TU Paderborn, überzeugt. Nur ein konsequenter Werkstoffmix und für Hybridmaterialien geeignete, teilweise noch zu entwickelnde Fertigungs- und Fügeverfahren können die Leichtbauanforderungen erfüllen. Höherfeste Multiphasenstähle AHSS (Advanced High Strenght Steel) sollen laut Christian Walch von voestalpine, Österreich, mit ihren einstellbaren Festigkeiten bis zu 1.200 – und pressgehärtet bis 1.500 – MPa Streckgrenze dabei einen aktiven Part leisten. Noch zu entwickeln seien Verfahren für geeigneten kathodischen Oberflächenschutz und die Schweißeignung der AHSS zum Herstellen von „Tailored Property Parts“.

Zukunft im Karroseriebau: Wärmebehandelte oder heißumgeformte Aluminiumlegierungen

„Grünen“ Aluminiumprodukten der AMAG Austria Metall, weitgehend aus Schrott erzeugt, prophezeit Dr. Helmut Kaufmann einen wachsenden Anteil im Karosseriebau. Wärmebehandelte Walzbleche der 6.000er-Legierungen erreichen bereits Streckgrenzen von über 350 MPa. Aushärtbare neue walzplattierte Aluminiumwerkstoffe erreichen die 2- bis 3-fachen Dehngrenzwerte im Vergleich zu konventionellen naturharten. Ebenso markante Vorteile bieten dem Karosseriebauer und damit dem Autofahrer sowie der Umwelt zukünftig weiterentwickelte wärmebehandelte oder heißumgeformte Aluminiumlegierungen.

Magnesiumkomponenten reproduzierbar schweißen

Der Verschweißbarkeit eines lange als nicht schweißbar geltenden Leichtbauwerkstoffes widmete sich Alois Lang, BMW Group: Magnesium ist bei gleicher Festigkeit noch deutlich leichter als Aluminium, hat gute Dämpfungseigenschaften, eine hohe Rohstoffverfügbarkeit und ist sehr gut recyclebar. Die Fertigungsexperten von BMW verfügen inzwischen über das Knowhow, Magnesiumkomponenten unter Produktionsbedingungen reproduzierbar zu schweißen. Mit dem CMT-Verfahren von Fronius fügen sie z.B. Motorblöcke und komplette Instrumentenkonsolen.

Klebeverfahren für das Fügen gemischter Materialpaarungen

Referenten von Audi, Daimler, Hyundai, Jaguar und Magna Steyr berichteten über Trends im Automobil- und Karosseriebau und spezifisch über Fügetechnologien. Dr. Gerson Meschut, Bölhoff Deutschland, zeigte innovative mechanische und Klebeverfahren für das Fügen gemischter Materialpaarungen auf. Erwähnenswert sind ebenfalls die Vorträge von Prof. Dr. Young Whan Park, Pukyong Universität, Korea, über das innovative Widerstandspunktschweißen DeltaSpot und von Michael Schnick, TU Dresden, über neue Erkenntnisse der Prozesssimulation von Lichtbogenverfahren.

Der Vorsitzende und Ehrenvorsitzende der Konferenz, Dr. Klaus Koglin, Audi AG, resümierte am Ende: „Wenige Fachtagungen greifen diese Inhalte so breit gefächert und gleichzeitig hochqualifiziert auf. Mein Lob gilt auch der Weitsicht, dem Mut und der Kreativität, mit der die Organisatoren von Fronius die Vorträge ohne Eigenpräsentation zusammengestellt haben.“ (jus)

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