3D-CAD-Software Subscription-Modell eröffnet neue Wege zur passenden Software
Autodesk hat mit den 2015-Versionen seiner Softwaresuites für 3D-Design-, Planungs- und Entertainmentsoftware sein Geschäftsmodell umgestaltet und das Angebot um neue Subscription-Modelle erweitert. Über die Vorteile für den Anwender und die Rolle von CAD-Software im Kontext von Industrie 4.0 hat konstruktionspraxis mit Andrew Anagnost, Senior Vice President Industry Strategy and Marketing bei Autodesk, gesprochen.
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Herr Anagnost, was steckt hinter dem Begriff „Autodesk Subscription“?
Im Großen und Ganzen wird mit dem Begriff Autodesk Subscription das Prinzip beschrieben, bestimmte Leistungen von Autodesk gegen einen monatlichen Beitrag zu erhalten. Subscription ist für uns nichts neues, wir bieten unseren Kunden mittlerweile seit über fast zehn Jahren entsprechende Wartungsverträge an. Allerdings stellten wir im Rahmen der neuen 2015-Versionen unserer Software-Lösungen im März unser Subscripton-Modell um und nahmen neue Angebote hinzu. Die bisherigen Subscription-Verträge laufen unter dem Namen „Maitenance Subscription“ wie gehabt weiter, hier ändert sich nur der Name. Neu ist die „Desktop Subscription“, mit der die Kunden Software monatlich, quartalsweise oder jährlich mieten. Unser breites Angebot an Cloud-Lösungen ist über die „Cloud Subscription“ erhältlich.
Was sind die Vorteile dieser Modelle?
Wir bieten die neuen Subscription-Modelle hauptsächlich deswegen an, weil unsere Kunden danach gefragt und ihr Kaufverhalten verändert haben. Denn sie wollen beim Kauf von Software flexibler sein als bisher. Es wird für sie immer unattraktiver, alle vier oder fünf Jahre hohe Investitionen für Software zu tätigen und dann noch regelmäßig für Upgrades zahlen zu müssen. Eine bessere Alternative ist hier: Regelmäßig einen kleinen Beitrag zahlen und dafür immer die aktuellste Software-Version haben. Das hat zusätzlich noch den Vorteil, dass Unternehmen auch nur genau für das zahlen, was sie wirklich nutzen. Denn was bringt ihnen eine Lizenz, die sie für einen fünfstelligen Betrag gekauft haben, wenn der Software-Arbeitsplatz nach einem Jahr nicht mehr genutzt wird? Genau für dieses Problem bieten wir die Mietlösungen über die Desktop Subscription an.
Die Cloud-Subscription ist hingegen unsere Antwort auf einen sehr wichtigen Plattform-Wechsel: Der Trend geht weg von Software für den Desktop hin zur Cloud. Das hat ähnlich gravierende Auswirkungen wie in den achtziger Jahren der Wechsel vom Großrechner zum PC. Denn genauso, wie der PC die Rechnerbranche demokratisierte, sodass ein Computer für immer mehr Menschen erschwinglich war, demokratisiert die Cloud heute den Zugang zu professioneller Konstruktionssoftware.
Wie profitieren die Anwender?
Die wichtigsten Vorteile der Subscription-Modelle sind die Flexibilität und, dass Unternehmen damit Zugang zu Software haben, die sie so vielleicht nie hätten kaufen können. Daneben gibt es auch noch einen bilanztechnischen Vorteil: Durch die monatlichen Beiträge senken die Unternehmen die Höhe der einmaligen Investitionskosten und wandeln diese in niedrigere, monatliche Kosten um. Durch dieses Modell wird, vergleichbar mit Leasing, Kapitalbindung vermieden.
Was sagen bisherige Anwender?
Wir bekommen mehr positives als negatives Feedback im Zusammenhang mit den Subscription-Modellen. Diese kommen bei vielen Kunden sehr gut an. Ja, es gibt ein paar Kritiker, die sich beschweren, dass die Software für sie teurer werde, aber es gibt viel mehr, die sagen: „Wow, bisher habe ich mir die Software nicht leisten können.“ Vor allem im Bereich Medien und Entertainment sind diese monatlichen, quartalsweisen oder jährlichen Subscription-Käufe sehr nachgefragt. Viele Unternehmen in diesen Bereichen hätten davor nie Autodesk Maya nutzen können, also griffen sie auf günstigere Lösungen zurück, die sie aber nicht wirklich wollten.
Wie beeinflusst das Subscription-Modell die Produktentwicklung?
Wenn Anwender einfacheren Zugang zu fortschrittlicher Konstruktionssoftware haben, können sie bei der Produktentwicklung auf ein viel größeres Spektrum an Werkzeugen zurückgreifen – darunter Spezialtools und völlig neue Arten von Software – und so früher und bessere Aussagen über das fertige Produkt treffen. Gleichzeitig lässt sich so auch die Anzahl der realen Prototypen verringern. Früher wurde beispielsweise ein Produkt zwar in 3D modelliert, für weitere Tests zu Stabilität oder Wärmefluss fehlte jedoch eine hochspezialisierte Simulationssoftware, deren Anschaffung für den einen Anwendungsfall nicht rentabel war. Mit der Desktop Subscription können die Unternehmen sich ganz nach ihrem Bedarf entsprechende Software für einen Monat, ein Quartal oder ein Jahr mieten. Mit der Cloud Subscription steht den Kunden die notwendige Rechenleistung in der Cloud zur Verfügung, um die sehr rechenintensiven Simulationsläufe durchführen zu können. So lassen sich gleich mehrere Varianten erproben. Denn wo früher ein Computer für eine Simulation mehrere Stunden brauchte, können heute in einem Bruchteil der Zeit mehrere Berechnungen gleichzeitig durchgeführt werden.
Welche Trends sehen Sie im Zusammenhang mit 3D-Druck?Vor 15 oder 20 Jahren gab es in den konstruierenden Unternehmen Räume voller Plotter, denn diese großformatigen Ausdrucke waren die Ausgabegeräte von CAD-Software. In Zukunft gibt es womöglich in denselben Unternehmen Räume voller 3D-Drucker, denn das werden die neuen Ausgabegeräte von Modellierungssoftware sein. Wir sind davon überzeugt, dass sich die Konstruktionswerkzeuge, die diesen Output liefern, stark von den bisherigen Tools unterscheiden werden. Wir sehen hier fundamentale Veränderungen und mischen ganz an der Spitze mit.
Was bedeutet das konkret?
Wir entwickeln eine neue Generation von Konstruktionssoftware, allen voran Autodesk Fusion 360, und beteiligen uns aktiv in 3D-Druck-Communities – sowohl im Hobby- als auch im professionellen Bereich. Aber wir werden auch selbst aktiv und entwickeln gerade Spark, eine offene Plattform für 3D-Druck, die eine Verbindung zwischen 3D-Software und 3D-Druckern herstellt und diese Schnittstelle optimiert. Außerdem planen wir, Ende des Jahres unseren eigenen 3D-Drucker auf den Markt zu bringen, um zu zeigen, was mit Spark alles möglich ist.
Für uns ist 3D-Druck eine äußerst spannende Sache. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird die Technologie die Struktur und Arbeitsweise von Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau grundlegend verändern und auch darüber entscheiden, welche Unternehmen Erfolg haben und welche nicht. Es geht nicht mehr nur darum, möglichst viele Produkte in möglichst kurzer Zeit zu möglichst geringen Stückpreisen herzustellen. Mit 3D-Druck wird es möglich sein, viele Produkte deutlich günstiger herzustellen als in der billigsten Fabrik in Fernost. Man wird flexibler, weil bereits geringe Losgrößen rentabel sind und Qualität und Individualisierung der Produkte neue Marktchancen eröffnen. Außerdem können komplett andere Formen erzeugt werden als mit herkömmlichen Herstellungsmethoden. Es öffnet sich also eine völlig neue Welt für Ideen und Innovationen.
Wie spielt 3D-Software mit den Themen von Industrie 4.0 zusammen? Welche Entwicklungen erwarten Sie?
Um die Rolle von Software in diesem Kontext zu veranschaulichen, sprechen wir gerne von drei Epochen, die Konstruktionslösungen mitgemacht haben bzw. mitmachen.
In der ersten Ära wurde die Software dazu genutzt, Ideen der Konstrukteure und Produkte in Plänen zu dokumentieren.
Bei der zweiten Epoche sprechen wir vom sogenannten Information Modeling. Softwarehersteller machen ihre Lösungen immer intelligenter, sodass die Konstrukteure darauf Antworten finden, wie die Produkte funktionieren und arbeiten, und bessere Entscheidungen treffen können.
Die dritte Epoche beginnt gerade – wir bezeichnen sie als Kontext-Ära. Es geht nicht nur um das Modell an sich, sondern auch um alle Dinge darin und die Umgebung, mit der es interagiert. Intelligente Fabriken im Rahmen von Industrie 4.0 sind riesige Systeme, es sind Gebäude, gefüllt mit Maschinen, angebunden an Lieferketten und vieles mehr. Wir müssen mit unseren Lösungen jetzt also einen viel größeren Kontext betrachten und Antworten über Systeme und deren Umgebung liefern. Das war mitunter auch ein Grund, warum wir so schnell in die Cloud gingen. Denn um diese zukünftigen Anforderungen zu bedienen, brauchen wir Informationen, die an vielen Orten gleichzeitig zugänglich sind. Mit der Cloud können wir das schneller und leistungsfähiger adressieren. Und wenn man diese Systeme betrachtet und berechnen will, wie sie interagieren, ist der Rechenaufwand enorm. Die Cloud gibt uns die notwendige Leistung dafür. Wir sind nicht nur in der Cloud, weil sie die Softwareumgebung ändert. Wir sind in der Cloud, weil wir Kontext auf Systemebene liefern. Das ist die zukünftige Rolle von Konstruktionssoftware. (mz)
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