Blitz-Messdienst Schweinfurt ist Deutschlands Blitz-Hauptstadt

Redakteur: Katharina Juschkat

Der Blitz-Informationsdienst von Siemens registrierte 2015 rund 550.000 Blitzeinschläge in Deutschland. Die unterfränkische Stadt Schweinfurt verzeichnete dabei die meisten Blitzeinschläge. Die wenigsten Blitze hat der Blitzdienst in Kiel und im Landkreis Plön gemessen.

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Das Jahr 2015 mag eines der wärmsten Jahre gewesen sein, verzeichnete jedoch auch deutlich weniger Blitze als die vergangenen Jahre, sagen die Messergebnisse des Siemens Blitz-Atlas.
Das Jahr 2015 mag eines der wärmsten Jahre gewesen sein, verzeichnete jedoch auch deutlich weniger Blitze als die vergangenen Jahre, sagen die Messergebnisse des Siemens Blitz-Atlas.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Die bayerische Stadt Schweinfurt ist Deutschlands Blitz-Hauptstadt 2015. Der Blitz-Informationsdienst von Siemens, kurz BLIDS, registrierte dort im vergangenen Jahr 4,5 Blitzeinschläge pro Quadratkilometer. Dahinter folgen der Erzgebirgskreis mit 4,3 und der Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit 4,1. Die geringste Blitzdichte verzeichneten die Stadt Kiel mit 0,18 und der Landkreis Plön in Schleswig-Holstein mit 0,23. Insgesamt registrierte BLIDS 2015 bundesweit 549.784 Blitze, etwa acht Prozent weniger als im Vorjahr. 2014 lag Cottbus mit 8,42 Blitzen pro Quadratkilometer an der Spitze.

Landkreis Garmisch-Partenkirchen liegt im Langzeitvergleich vorn

(Bild: Siemens)

„Im Jahr 2015 gab es in Deutschland auffallend wenige Gewitter“, erklärte Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes. „Mit rund 550.000 Blitzeinschlägen haben wir nur halb so viele Blitzeinschläge registriert wie etwa im unwetterstarken Jahr 2007, in dem es rund 1,1 Millionen waren. Die diesjährige Blitz-Hauptstadt Schweinfurt ist dabei eine Überraschung. Denn die Stadt gehört eigentlich nicht zu den besonders blitzreichen Regionen.“ Sebastian Remelé, Oberbürgermeister der Stadt Schweinfurt, sagt dazu: „Wir sind froh, dass wir trotz der anscheinend vielen Blitze über Schweinfurt von den großen Unwettern meist verschont bleiben.“

Im Langzeitvergleich von 1999 bis 2015 liegen der Landkreis Garmisch-Partenkirchen mit durchschnittlich 4,5 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer und der Landkreis Berchtesgadener Land mit 4 an der Spitze. Tendenziell gibt es in den südlichen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg besonders viele Blitzeinschläge, während in Schleswig-Holstein eher wenige zu verzeichnen sind. Das hängt von den jeweiligen Temperaturen und der Großwetterlage ab.

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Blitzeinschläge können auf bis zu 200 m genau geortet werden

Genau vorhersagen lassen sich Blitze dabei nicht. „Man kann nur sehen, dass sich ein Gewitter beziehungsweise eine Gewitterfront aktuell mit einer bestimmten Geschwindigkeit in eine bestimmte Richtung bewegt. Aber eine Garantie, dass das Gewitter auch auf diesem Kurs bleibt, gibt es nicht“, erklärt Stephan Thern. „Wir wollen daher zukünftig den Verlauf von Gewittern noch präziser vorhersagen können. Dazu arbeiten wir mit Wetterdiensten zusammen an Lösungen, mit denen wir durch Beobachtung der Blitzaktivität und anderer Wetterparameter die Zugrichtung der Gewitterzelle berechnen können.“

Der Blitz-Informationsdienst von Siemens nutzt rund 160 verbundene Messstationen in Europa und betreut das Messnetz in Deutschland, der Schweiz, Großbritannien, Polen, Benelux, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. „Aus den Daten der Messstationen können wir bis auf 200 m genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat. Zum Schutz von Menschen, Technik und Infrastruktur analysiert Siemens seit 1991 die registrierten Blitze und sendet umgehend Warnhinweise an unsere Gewitteralarm-Kunden“, sagte Stephan Thern.

BLIDS-Spion informiert kostenlos über Blitzeinschläge

Genutzt wird der Dienst unter anderem von Wetterdiensten, Versicherungen, Industrieunternehmen sowie Betreibern von Stromnetzen. Die Informationen sind zum Beispiel für Betreiber von Überlandleitungen relevant. So können diese, wenn eine Leitung ausfällt, schnell klären, ob ein Blitz oder ein umgestürzter Baum für den Stromausfall verantwortlich ist. „Falls wir den Blitzeinschlag bestätigen, kann die Leitung schnell wieder ans Netz genommen werden. Bei einem Baum dauert es natürlich länger“, so Thern.

Blitze sind der Grund für viele Schäden an elektrischen Geräten. Ob Fernseher, Satellitenempfänger oder Waschmaschine – die meist hochempfindliche Elektronik kann selbst dann beschädigt werden, wenn der Blitz in größerer Entfernung einschlägt. Im Internet können sich Privatpersonen und Kunden mit dem kostenlosen BLIDS-Spion über Blitzeinschläge informieren.

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