Messtechnik Reinheits- und Verschleißüberwachung mit moderner Partikelmesstechnik

Redakteur: Jan Vollmuth

Der Einsatz von moderner Partikelmesstechnik ermöglicht neue Service- und Instandhaltungskonzepte, mit denen sich Ölwechselintervalle verlängern, Probleme frühzeitig erkennen und Ausfallzeiten reduzieren lassen.

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Getriebe mit eingebautem Verschleißsensor Opcom Ferros und angelagerten Partikeln.
Getriebe mit eingebautem Verschleißsensor Opcom Ferros und angelagerten Partikeln.
(Bild: Argo-Hytos GmbH)

In fluidtechnischen Systemen wird Öl als konstruktives Element betrachtet, das verschiedenste Aufgaben erfüllt: es überträgt Leistung, übernimmt die Schmierung, den Wärmehaushalt und transportiert Schmutz zu den Filtern. Kommt es zu Ausfällen in fluidtechnischen Systemen, rückt neben mechanischer Ermüdung oder Überlast einzelner Komponenten besonders der Zustand des Öls in den Fokus. Hierbei stellen vor allem Partikel die Hauptursache für Verschleiß oder Schädigung der Komponenten dar.

Erhöhter Verschleiß als Folge

Unerwünschte Partikel können von außen in das System gelangen, z.B. durch Belüfter oder Dichtungen, oder sie werden durch Verschleiß im System selbst erzeugt. Folgen der Partikelkontamination sind erhöhter Verschleiß, der Ausfall von Komponenten und reduzierte Systemleistung sowie -lebensdauer. Die Partikelkontaminationen des Öls verursacht hohe Kosten für den Eigentümer, weshalb zur Reinhaltung fluidtechnischer Systeme verschiedene hochwertige Filter eingesetzt werden sollten.

Um die Kosten weiter zu senken, sollte erhöhter Verschleiß frühzeitig erkannt und Schäden oder Stillstand vermieden werden. Hierzu stehen unterschiedliche Sensoren und Geräte zur Partikelmessung zur Verfügung, die eine effektive und kostengünstige Überwachung nahezu aller Anwendungen ermöglichen.

Reinigungs- oder Spülprozesse kontrollieren

Neben der Verschleißüberwachung ist ein wachsendes Anwendungsfeld für die Partikelmessung die Kontrolle von Reinigungs- oder Spülprozessen. Hier wird immer häufiger ein Nachweis verlangt, dass die gespülten Teile oder Systeme der spezifizierten Reinheitsanforderung genügen. Dem tragen die Hersteller und Anwender von Reinigungsanlagen Rechnung, indem sie Partikelmesstechnik in ihre Anlagen integrieren und dadurch jeden einzelnen Reinigungsprozess dokumentieren können.

Hersteller können durch eine regelmäßige Partikelmessung den sachgemäßen Gebrauch und Service von Anlagen überwachen und damit Garantiekosten senken. Aus den gewonnen Informationen lassen sich im Umkehrschluss aber auch Optimierungspotentiale im Anlagendesign identifizieren, um so die eigenen Produkte zu verbessern. Weiterhin hat sich der Einsatz von Partikelmesstechnik auch als Entwicklungswerkzeug für die Verschleißbeurteilung an Pumpen, Getrieben, Lagern usw. bewährt. Hierbei kann sowohl die notwendige Reinheit des Prüfmediums, als auch ein Verschleiß der Komponente selbst gemessen werden.

Bei der Abwägung, welche Methode zur Überwachung am besten geeignet ist, stehen wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund. Hierbei spielen nicht nur die Analysekosten der Einzelprobe eine Rolle, sondern auch das potenzielle Ausfallrisiko und die Kosten für einen Schaden oder Stillstand.

Methoden zur Überwachung

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis weisen automatische Partikelsensoren auf, die in der Lage sind die Größe und Anzahl der Partikel in Echtzeit online zu messen. Alternative manuelle Verfahren wie z.B. Mikroskopie oder Gravimetrie, sind im Vergleich zur Online-Messung aufwendig, fehleranfällig und unwirtschaftlich.

Die Vorteile der Online-Messung zur herkömmlichen Laboranalyse liegen nicht nur in der einfacheren Handhabung und den geringeren totalen Kosten, sondern speziell in der lückenlosen Messung. Die Messdaten spiegeln nicht eine beliebige Momentaufnahme wieder, sondern erfassen die kontinuierliche Veränderung. Dadurch lässt sich eine zustandsabhängige, vorausschauende Instandhaltung realisieren.

Weiterhin wird die Genauigkeit der Ölanalyse selbst maßgeblich durch die Sorgfalt bei der Probenentnahme und Auswertung bestimmt. Insbesondere im Hinblick auf die Partikelkonzentration kann eine unsachgemäße Probenentnahme und Auswertung zu einer erheblichen Verfälschung der Messergebnisse führen. Automatische Partikelmessgeräte garantieren hier eine optimale Wiederholbarkeit und damit erst die Vergleichbarkeit von Messergebnissen.

Optische Partikelmessung

Als Standard bei der Online-Partikelmessung hat sich das optische Verfahren mittels Lichtblockadeprinzip nach ISO 11500 durchgesetzt, da es kostengünstig und sehr zuverlässig ist.

Hierbei werden die zu zählenden Partikel in einer Kapillare vereinzelt optisch vermessen. Befinden sich keine Partikel in der Messzelle strahlt das Licht ungehindert auf die Fotodiode. Passiert ein Partikel die Messzelle wird der Lichtstrahl von diesem blockiert, wodurch auf der gegenüberliegenden Fotodiode ein Schatten erzeugt wird. Die Größe des Schattens ist proportional zur Größe des Partikels und ermöglicht damit eine Charakterisierung der Partikel.

Anschließend wird die gemessene Partikelanzahl auf das Messvolumen bezogen und als Konzentration angegeben. Diese ermöglicht eine Darstellung nach unterschiedlichen Standards, welche im Messgerät ausgewählt werden können. Neben dem gebräuchlichsten Standard ISO4406:1999 stehen hier bei den Geräten von Argo-Hytos auch noch SAE AS 4059, GOST 17216 und NAS 1638 zur Auswahl.

Partikelzähler

Für extrem genaue Messung der Ölverschmutzung im Labor oder im Feld sind insbesondere Partikelzähler geeignet. Mit dem OP Count bietet Argo-Hytos einen Partikelzähler der neuesten Generation, der für den Einsatz an hydraulischen Maschinen konzipiert ist. Die verbaute volumetrische Partikelmesszelle garantiert, in Verbindung mit erstklassigen Komponenten, dass jeder Partikel der durch den Sensor fließt exakt gemessen wird.

Die interne Pumpe ermöglicht sowohl Online-, Flaschen- als auch Tankmessungen. Das Gerät lässt sich dabei intuitiv über ein Touch-Display und komfortable Messprofile bedienen. Messdaten und zusätzliche Informationen über die Probe, wie z.B. Temperatur, Viskosität oder Öltyp, können intern gespeichert und direkt ausgedruckt werden. Das zur Messung benötigte Zubehör lässt sich platzsparend am Gerät verstauen, was die Handhabung erheblich erleichtert.

Der Partikelzähler OP Count wird häufig für Routineüberwachungen, zur Qualitätskontrolle oder zu Störfalluntersuchungen eingesetzt. Er ermöglicht den Aufbau von Datenbanken, mit deren Hilfe sich die Geschichte des Öls einer Maschine nachvollziehen lässt. Hieraus können wertvolle Informationen zur Reinheit und zum Zustand von Maschinen gewonnen werden.

Optional ist es auch möglich einen Argo-Hytos Zustandssensor aus der LubCos Reihe an den OP Count anzuschließen. Dadurch lassen sich weitere Parameter wie Temperatur, Feuchtigkeit und Ölqualität aufnehmen.

Partikelmonitor

Für Systeme in denen die Partikelmessung nicht nur automatisch sondern auch dauerhaft erfolgen soll, wird ein Gerät benötigt, das fest verbaut werden kann. Hier empfehlen sich kompakte und robuste Partikelmonitore, die sich einfach in ein hydraulisches System integrieren lassen.

Die Anforderungen an eine stationäre oder mobile Messung können hoch sein. Zu beachten sind hierbei unter anderem hohe Drücke und Temperaturen, Schmutz, Feuchtigkeit und Vibrationen. Ein robustes Design der Messtechnik ist für deren dauerhafte Funktion deshalb unerlässlich. Alle Komponenten, wie z.B. Lichtquelle, Detektor oder Gehäuse, müssen deshalb hohen technischen Anforderungen genügen. Mit einer Schutzklasse IP67 sowie entsprechender Schock- und Störsicherheit, eignet sich der Argo-Hytos Partikelmonitor OP Com auch für anspruchsvolle Anwendungen.

Ein bewährtes Einsatzgebiet für die Online- Partikelmessung ist die Überwachung der Ölreinheit in stark beanspruchten Industrieanwendungen wie z.B. Pressen oder Spritzgussmaschinen.

Induktive Partikelmessung

Zur gezielten Erfassung ferromagnetischer Verschleißpartikel werden induktiv messende Metallpartikeldetektoren eingesetzt. Eine speziell für Getriebe entwickelte kostengünstige Alternative zu herkömmlichen Metallpartikeldetektoren ist der Verschleißsensor OP Com Ferro S.

Der Verschleißsensor OP Com Ferro S funktioniert nach dem Prinzip einer magnetischen Verschlussschraube und akkumuliert mit Hilfe eines Permanentmagneten ferromagnetische Partikel. Eine Spule im Sensorkopf erfasst die angelagerten Partikel und erzeugt ein Messsignal proportional zur angelagerten Menge. Für eine kontinuierliche Messung kann der Sensor automatisch gereinigt werden.

Das bewährte Messprinzip ermöglicht die einfache Integration des Sensors direkt im System. Hierbei muss, im Gegensatz zu vergleichbaren Sensoren, kein Durchfluss generiert werden.

Der Einsatz von moderner Partikelmesstechnik ermöglicht neue Service- und Instandhaltungskonzepte, mit denen sich Ölwechselintervalle verlängern, Probleme frühzeitig erkennen und Ausfallzeiten reduzieren lassen. Die heutigen Sensoren erfassen Veränderungen frühzeitig und ermöglichen es, Verschleiß und Schäden rechtzeitig zu erkennen. Die einfache Anwendung und der hohe Mehrwert machen Partikelsensoren deshalb zu einem bewährten Mittel zur Senkung der Betriebskosten von Maschinen und Anlagen. (jv)

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