VDMA Polen ist für deutsche Maschinenbauer wichtiger Handelspartner

Redakteur: Katharina Juschkat

In Hannover ist Polen das diesjährige Partnerland der Industriemesse. Im Vorfeld stellt der VDMA klar, dass Polen für Deutschland längst mehr ist als eine verlängerte Werkband.

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Polen ist das Partnerland der Hannover Messe 2017.
Polen ist das Partnerland der Hannover Messe 2017.
(Bild: gemeinfrei)

Polen ist für die Maschinenbauer aus Deutschland in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Handelspartner geworden. Seine Rolle als verlängerte Werkbank des Westens hat das diesjährige Gastland der Hannover Messe laut dem VDMA längst erweitert, die Qualität der polnischen Betriebe hat sich verbessert.

Deutschland seit Jahren wichtigster Maschinenlieferant Polens

„Bei der Standortanalyse für eine geplante Investition ist Polen schon seit vielen Jahren eine interessante Wahl für den deutschen Maschinenbau“, erklärt Yvonne Heidler, Osteuropa-Expertin der VDMA Außenwirtschaft. „Solide Wachstumsraten, attraktive Arbeitskosten, räumliche Nähe zu Deutschland, die Qualität der Zulieferer sowie gut ausgebildete Arbeitskräfte überzeugen“, sagt sie.

Das soll sich auch in der Länderstatistik des deutschen Maschinenbaus zeigen: In der Exportrangliste stand Polen im vergangenen Jahr auf Platz 8. Insgesamt wurden 2016 Maschinen und Anlagen aus Deutschland im Wert von 5,7 Milliarden Euro in das Nachbarland geliefert. „Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ausfuhren damit um 0,9 %“, sagt Heidler. Die Maschinen stammten vor allem aus den Fachzweigen Allgemeine Lufttechnik, Antriebstechnik, Werkzeugmaschinen und Fördertechnik. Laut dem VDMA ist Deutschland seit Jahren der wichtigste Maschinenlieferant Polens. Im Jahr 2015 kamen 34,5 % der importierten Maschinen aus der Bundesrepublik, dahinter lagen mit weitem Abstand Italien, China und die USA.

Verunsicherung sorgt für langsameres Wachstum

Das Tempo der Maschinenexporte nach Polen hat sich 2016 gegenüber dem Vorjahr verlangsamt, als die Ausfuhren noch um 14 % gestiegen waren. Der VDMA sieht darin aber keinen anhaltenden Trend. Ursachen sind laut dem Verband die schleppende EU-Mittelverteilung sowie die Verunsicherung der Unternehmer nach der Wahl der rechtskonservativen Regierung.

„Für 2017 stehen die Zeichen wieder auf Wachstum“, sagte Heidler. Grund hierfür ist vorrangig der EU-Fördertopf, aus dem für Polen 82 Milliarden Euro bis 2020 vorgesehen sind. Gefördert werden vor allem der Infrastrukturausbau des Landes sowie Innovationen. Das soll Geschäftschancen in vielen Absatzbranchen des Maschinenbaus fördern. Die auf Fortschritt abzielende Regierungsstrategie dürfte die Nachfrage nach Automatisierungs- und Digitalisierungslösungen zusätzlich ankurbeln.

Interesse an Automatisierung ist groß, Umsetzung schwierig

In den kommenden Jahren gilt es für die polnische Wirtschaft vor allem, technologisch aufzuholen. Die Roboterdichte – darunter versteht man die Anzahl von Robotern je 10.000 Beschäftigten in der Industrie – liegt in Deutschland dreizehnmal höher als in Polen. Insgesamt verläuft die Weichenstellung für Entwicklungen in Polen noch langsam. Auch wenn das Interesse an Automatisierung groß ist, scheitern viele kleine und mittelständische lokale Unternehmen derzeit an der Finanzierung. „Mittel- bis langfristig wird der Markt den Automatisierungsprozess jedoch vorantreiben, da die polnischen Arbeitskostenvorteile – vor allem in den Ballungsgebieten – schwinden“, prognostiziert Heidler. „Die steigende Beschäftigungsquote sowie die ungünstige demographische Entwicklung verschärfen den Fachkräftemangel und führen somit zu steigenden Gehältern. Damit wird Automatisierung finanziell attraktiver.“

Die Rolle Polens als eigener Absatzmarkt wächst, da auch polnische Unternehmen als Kunden des Maschinenbaus immer anspruchsvoller werden. Zugleich ist das Land für viele Maschinenbauer aus Deutschland weiterhin wichtig als Beschaffungsmarkt für Teile und Komponenten. Dies belegt auch die deutsche Maschineneinfuhr aus Polen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro im Jahr 2016: knapp 70 % entfielen auf Teile und Komponenten und nur rund 30 % auf Komplettmaschinen. Besonders geschätzt wird von deutscher Seite die große Einsatzbereitschaft und Flexibilität polnischer Zulieferer. (kj)

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