Rapid Tech 2019 Hochkarätige Kongressmesse zur Additiven Fertigung lockt im Juni nach Erfurt

Redakteur: Dipl.-Ing. Dorothee Quitter

Nahezu 4.500 Besucher, der 180 Aussteller sowie der mehr als 100 Referenten haben sich bei der 16. Rapid Tech + Fab Con 3D in Erfurt vom 25. bis 27. Juni 2019 über neueste Entwicklungen und Anwendungen im Additive Manufacturing informiert.

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2018 kamen knapp 5000 Gäste zur Rapid.Tech + FabCon 3.D nach Erfurt.
2018 kamen knapp 5000 Gäste zur Rapid.Tech + FabCon 3.D nach Erfurt.
(Bild: D.Quitter/konstruktionspraxis)

Nach erfolgreichem 15-jährigen Veranstaltungsjubiläum 2018 ging die Kongressmesse mit einem weiterentwickelten Konzept in die 16. Auflage. Durch neue Ausstellungs- und Kongressthemen sowie optimierte Netzwerkangeboten bieten sich Besuchern und Unternehmen des Additiven Manufacturing noch mehr Raum und Möglichkeiten für ihren Messeerfolg. Die Rapid.Tech + FabCon 3.D fokussiert sich in diesem Jahr auf den Dreiklang Kongress, Messe und Networking.

Drei Keynote-Vorträge bilden den Auftakt für das dreitägige Kongressprogramm, in dem in mehr als 100 Vorträgen die neuesten Entwicklungen, Trends und Ergebnisse zu additiven Technologien und Anwendungen aus Theorie und Praxis vorgestellt werden. 2019 wird das Programm um drei Fachthemen ergänzt und insgesamt 14 fach- bzw. branchenbezogene Foren umfassen. Neu sind die Themen Kunststoff, Software & Prozesse sowie Normung & Arbeitsschutz. Daneben gehören die bewährten Foren Automobil, Medizin-, Zahn- & Orthopädietechnik, Lohnfertigung, 3D-gedruckte Elektronik & Funktionalität, Konstruktion, Werkzeug-, Formen- & Vorrichtungsbau, Metall, Recht, eine Veranstaltung der Fraunhofer- Allianz GENERATIV und das zweitägige Forum AM Science erneut zum Programm.

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Renommierte Keynote-Sprecher beleuchten Anwendungen und Potenziale des Additive Manufacturing in Medizin, Industrie sowie der Raumfahrt

Den Eröffnungsvortrag am ersten Tag (25. Juni 2019) bestreitet PD Dr. Dr. Majeed Rana, Leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Düsseldorf. Er spricht über den Einsatz der computer-assistierten Chirurgie zur mikrovaskulären Rekonstruktion des Gesichtsschädels. Dabei spielen additive Verfahren eine wesentliche Rolle, denn mittels 3D-gedruckter Schablonen können beispielsweise Defekte mit mikrovaskulären Knochen vollständig ersetzt werden. Unfallbedingte Verletzungen oder andere Erkrankungen im Gesichtsbereich lassen sich auf diese Weise mit deutlich besserem Ergebnis für den Patienten behandeln als mit herkömmlichen Methoden. Dr. Rana verfügt als Spezialist für rekonstruktive Gesichtschirurgie über rund zehnjährige Erfahrung bei der Nutzung additiver Verfahren. Mit seinem Wissen untermauert er die Kompetenz der Düsseldorfer Klinik, die mit ihrem Know-how und Equipment für 3D-Druck und computerassistierte Chirurgie zu den international führenden Einrichtungen dieser Art gehört.

Mit einer Keynote aus Industrie-Anwendersicht beginnt der zweite Tag (26. Juni 2019). Ulli Klenk leitet bei Siemens Power Generation Services die Additive Manufacturing Technology- & Hardware-Aktivitäten. Der Fokus liegt auf der Industrialisierung von bestehenden sowie der Entwicklung neuer generativer Fertigungsverfahren. In der Turbinenproduktion werden additive Verfahren bereits für das gesamte Komponenten-Portfolio eingesetzt – vom Kompressor über die Brennkammer bis hin zur Turbine. Der AM-Experte, der in mehreren Organisationen die Etablierung von Industriestandards und Zertifizierungen für additive Verfahren mit vorantreibt, wird darstellen, wie die Vorteile des Additive Manufacturing über die gesamte Wertschöpfungskette der Turbinenfertigung genutzt werden. Das beginnt bei Entwicklung und Konstruktion der Teile, um innovative Topologien zu realisieren, die nur mittels 3D-Druck-Verfahren hergestellt werden können. Auf diesem Weg lässt sich sowohl der Wirkungsgrad der Turbinen als auch deren Fertigungseffizienz erhöhen, was gesamtgesellschaftlich betrachtet die globale CO2-Reduzierung unterstützt.

Welche Rolle die additive Fertigung für zukünftige Raumfahrtantriebe spielt, erläutert Dr. Steffen Beyer von der Ariane Group in der Keynote am 27. Juni 2019. Der promovierte Werkstoff-Spezialist ist verantwortlich für Werkstoffe, Produktionsprozesse und Industrialisierung im Bereich Raketentriebwerke bei der Airbus-Tochter. Er zeigt die An- und Herausforderungen bei der Industrialisierung von Hochleistungsbauteilen für Raumfahrtantriebe auf. Neben dem bereits qualifizierten Pulverbettverfahren (LBM) entwickelt die Ariane Group auch Drahtverfahren (WAAM) und das Kaltgasspritzen (CGS) für den industriellen Einsatz. Dr. Beyer arbeitet seit 2003 auf dem Gebiet des Additive Manufacturing und bringt seine Expertise auch als Vorsitzender der „Aerospace Factory – Additive Manufacturing“ am Ludwig Bölkow Campus München ein.

Zum optimalen Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie zur Kontaktanbahnung bzw. –pflege tragen ebenso die neu strukturierten Präsentationsflächen sowie Netzwerkangebote im Ausstellungsbereich bei.

Forum Software & Prozesse

Dem Thema Software und Prozesse wird in diesem Jahr erstmals ein eigenes Forum gewidmet. „Dieser exklusive Platz unterstreicht die Bedeutung von Daten, Prozessen und Systemen für den Erfolg des Additive Manufacturing, kurz AM. Neben der Aufbereitung von Konstruktionsdaten sowie der optimalen Gestaltung interner sowie unternehmensübergreifender Abläufe rücken mit der wachsenden Anwendung von AM Aspekte wie sicherer Datenaustausch, Urheberrecht und Fälschungssicherheit der Produkte sowie vertrauensvolle und gesicherte Lieferketten noch mehr ins Blickfeld. Dafür stellen Experten aus Industrie und Forschung Best-Practice-Ansätze vor“, erklärt Dr. Martin Holland von der Prostep AG. Er verantwortet die inhaltliche Ausrichtung des neuen Forums Software & Prozesse.

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Vorträge des Forums Software & Prozesse

Die Vorträge schlagen den Bogen von der 3D-Druck-gerechten Gestaltung unternehmensinterner Entwicklungs- und Produktionsprozesse über den Aufbau sicherer Abläufe zwischen mehreren Partnern bis hin zu neuen, disruptiven Geschäftsmodellen, welche erst mittels Additive Manufacturing (AM) möglich werden. Einen (r)-evolutionären Ansatz für additives Design verspricht der Vortrag vom 3D-Softwareentwickler Autodesk. Der Produkt- und Prozessoptimierung für die additive Fertigung widmet sich das Referat von Dassault Systemes. Wie Blockchain-Technologien zum Plagiatsschutz, zur Nachverfolgbarkeit des Produktes und zur unveränderbaren Dokumentation der Fertigungsparameter beitragen, erläutern Referenten von NXP Semiconductors und der Universität Hamburg. Die Lizensierung der Druckvorgänge mit Hilfe der Blockchain-Technologie ist ein weiterer Aspekt dieses Beitrags. Die Rückverfolgbarkeit vom physischen Produkt zum digitalen Zwilling mittels Additive Marking stellt das gleichnamige Unternehmen vor. Zur softwareunterstützten Bauteileidentifikation als wichtigem Element einer AM-Strategie spricht ein Vertreter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Der Aufbau einer virtuellen Lagerhaltung für additiv gefertigte Industrieteile ist die Idee hinter dem Unternehmen 3Dpartzz. Wie mit diesem neuen Geschäftsmodell 3D-Druck für den Mittelstand interessant wird, stellt der Vortrag vor.

Forum Normung & Arbeitsschutz

Je mehr eine Technologie aus einem Nischen-Dasein in die breite Anwendung kommt, umso wichtiger werden Regeln für ihre Nutzung. „Die additive Fertigung befindet sich an diesem Punkt, an dem sie den reinen Prototypenstatus verlässt und Einzug in die Industrie hält. Normen und Standards werden damit zu entscheidenden Kriterien für ihre Marktfähigkeit. Aus diesem Grund haben wir im Fachbeirat entschieden, dem Thema eine eigenständige Plattform im Programm der Rapid.Tech + FabCon 3.D zu geben“, sagt Michael Kynast, Geschäftsführer der Messe Erfurt. Das erste Forum Normung & Arbeitsschutz findet am 27. Juni 2019 statt.

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Die Vorträge des Forums Normung & Arbeitsschutz

Zur rechtlichen Bedeutung technischer Normen spricht Klaus Brisch von der DWF Germany Rechtsanwaltsgesellschaft Köln. Über das Thema Arbeitssicherheit beim Laser-Strahlschmelzen referieren Philip Schmidt und Tobias Kolb von der Robert Bosch GmbH aus der Sicht eines Anwenders. Das Zulassungsprozedere für 3D-gedruckte Komponenten, beispielsweise als Ersatzteile in Schienenfahrzeugen, thematisiert Arvid Eirich vom Mobility goes Additive e. V. Berlin. Wie additive Fertigungssysteme zertifiziert werden können und damit sowohl für die Anbieter als auch die Anwender von AM-Maschinen mehr Sicherheit in allen Abläufen erlangen, zeigt Björn Hansen vom TÜV Süd München in seinem Vortrag auf. Dr. Renate Beisser vom Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung Berlin stellt das Thema der Gefahrstoffemissionen aus 3D-Druckern in den Mittelpunkt ihres Referats und berichtet über ein Projekt, in dem mögliche gesundheitliche Gefährdungen von Beschäftigten durch additive Fertigungsverfahren erforscht wurden. Ein praxisorientiertes Vorgehen für einen anwendungssicheren Laser-Strahlschmelzprozess mit Metallpulvern im Rahmen der VDI-Richtlinie 3405 hat der Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth entwickelt. Diese konkrete Handlungsempfehlung stellt Christian Bay, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl, vor.

Forum Konstruktion

Additive Manufacturing (AM) ermöglicht Entwicklern und Konstrukteuren, Designprozesse neu zu denken. Für die optimale Nutzung der neuen gestalterischen Freiheiten ist jedoch ein verändertes Herangehen an die Konstruktionsprozesse notwendig. Neueste Ansätze aus Wissenschaft und Forschung auf diesem Gebiet vermittelt das Forum Konstruktion am 25. Juni 2019. „Im Mittelpunkt stehen geeignete Methoden, Systematiken und Fachkenntnisse, um sich die Potenziale der AM-gerechten Konstruktion zu erschließen. Das zeigen wir auch anhand praktischer Beispiele aus der Automobilindustrie und der Raumfahrt auf. Betrachtet wird darüber hinaus außerdem, wie additive und konventionelle Vorgehensweisen sinnvoll kombiniert werden können“, erläutert Dr. Guido Adam, Entwicklungsleiter des SLM-Spezialisten DMG Mori Realizer GmbH und verantwortlich für die inhaltliche Ausrichtung des Forums.

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Vorträge des Forums Konstruktion

Ein wichtiger Faktor für die Anwendung von AM ist die Wirtschaftlichkeit. Bisher lassen sich Aussagen zu Kosten meist erst mit der fertigen Konstruktion ableiten. Wissenschaftler der TU Dresden haben jetzt eine Methode entwickelt, die bereits in einer sehr frühen Phase der Produktentwicklung Potenzial- und Kostenabschätzungen für additiv gefertigte Bauteile ermöglicht. Diese quantitative Methode stellt Michael Süß im Forum vor. Lösungsprinzipien für die additive Fertigung zur Unterstützung der Bauteilkonzeption in der industriellen Praxis zeigt Sebastian Kuschmitz von der TU Braunschweig auf.

Rahmenbedingungen und Strategien für die additive Herstellung von Leichtbauzahnrädern für die Automobilindustrie beleuchtet Matthias Schmitt von der Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV Augsburg in seinem Vortrag. Über Möglichkeiten der Topologieoptimierung für additiv gefertigte Raumfahrtkomponenten spricht Robin Willner vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS Dresden.

Den Einsatz von Oberflächen im Kontext des Selektiven Laserschmelzens (SLM) betrachtet Enno Garrelts von der Universität Stuttgart. Aufgezeigt wird, wie Konstrukteure die Oberflächentopographien von SLM-Bauteilen vorbereiten können und welche Einsatzmöglichkeiten ohne nachfolgende Prozessschritte möglich sind. Konzepte zur wirtschaftlichen Verbindung additiv aufgetragener Kunststoff-Geometrien mit Spritzguss-Grundkörpern im FLM-Verfahren stellt David Kessing von der Bergischen Universität Wuppertal vor. Über die Prozessentwicklung zur Herstellung feiner Gitterstrukturen per Schmelzschichtung referiert Hanna Siebert von der Technischen Universität Darmstadt.

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Forum Recht

Daten sind die verbindenden Elemente in der additiven Fertigungskette. Sie entstehen bei den Materialherstellern, Konstrukteuren, Softwareentwicklern, Anlagenbauern und Anwendern, werden je nach Prozessschritt übertragen und konvertiert sowie unternehmensübergreifend genutzt. „Die Digitalisierung beeinflusst hierbei nicht nur die technischen Abläufe. Je mehr der 3D-Druck industrialisiert wird, umso mehr wirft er auch Fragen zu Verantwortlichkeiten, IP-Rechten und IT-Sicherheit in jeder Phase des Prozesses auf. Die rechtskonforme Gestaltung des Additive Manufacturing gewinnt deshalb weiter an Bedeutung. Der Zuspruch zum erstmals im Vorjahr veranstalteten Forum Recht auf der Rapid.Tech + FabCon 3.D. hat gezeigt, wie groß der Informationsbedarf auf diesem Gebiet ist. Deshalb bekommt es auch in diesem Jahr eine eigene Session im Kongressprogramm“, erklärt Marco Müller-ter Jung. Der Partner und Fachanwalt für IT-Recht in der internationalen Wirtschaftskanzlei DWF verantwortet dabei erneut die inhaltliche Ausrichtung des Forums Recht, das am 25. Juni 2019 stattfindet.

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Vorträge des Forums Recht

Wer haftet wofür in der additiven Kette, welche Verantwortlichkeiten haben Konstrukteure, Lieferanten, Anlagenhersteller und Dienstleister - diesen Fragen wendet sich ein Referat der DWF Germany Rechtsanwaltsgesellschaft zu. Ein weiterer Vortrag von DWF behandelt die Anforderungen an eine gerichtsverwertbare technische Dokumentation von AM-Prozessen, die auch Jahre nach dem Produktionsvorgang Abläufe lückenlos belegen kann. Wie eine solche Dokumentation, u. a. zur eindeutigen Rückverfolgbarkeit vom physischen Produkt bis zum digitalen Zwilling, bei einem Fertigungsdienstleister und Anbieter von IT-Lösungen aufgebaut werden kann, darüber berichten Vertreter von Krause DiMaTec und Additive Marking.

Den Regelungsbedarf für IP-Rechte, dem geistigen Eigentum von Unternehmen, in der additiven Wertschöpfungskette betrachtet ein Vortrag der TU Berlin. Hier stehen vor allem Fragen im Raum, in welchem Prozessschritt neue Rechte entstehen oder wann in bestehende Rechte eingegriffen wird.

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Anmeldung: www.b2bseminare.de/konstruktion/3d-druck-in-der-direkten-digitalen-fertigung

Das Potenzial additiver Technologien demonstrierten nicht zuletzt die Finalisten des internationalen Designwettbewerbes 3D Pioneers Challenge und des Start-Up-Awards. Innovationen wie das erste 3D-gedruckte Mini-Herz mit menschlichen Zellen, ein neues Verfahren zur Herstellung hochreinen Quarzglases für optische Anwendungen oder ein neues 3D-druckbares Steinmaterial, mit dem beispielsweise die beim Brand der Pariser Kathedrale Notre Dame zerstörten Wasserspeier wieder hergestellt werden, wurden im erstmals angebotenen Messe-TV-Studio innovativ präsentiert und kommuniziert.

Anm. d. Red.: Um Sie auf dem aktuellen Stand zur Rapid.Tech + FabCon 3.D zu halten, werden wir diese Meldung regelmäßig aktualisieren.

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