Kabel und Leitungen Ertragreich gewachsen baut Lapp Portfolio für Lebensmittelindustrie aus

Nachdem Lapp seine Verbindungstechniken erfolgreicher im Bereich der Erneuerbaren Energien und in der E-Mobilität positionieren konnte, will das Unternehmen nun sein Portfolio für die Food-and-Beverage-Branche erweitern. Damit soll in den nächsten Jahren der Umsatz von heute 25 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro anwachsen.

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Nicht jedes Kabel ist für die anspruchsvollen Bedingungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie geeignet – das kann gefährlich für die Mitarbeiter werden.
Nicht jedes Kabel ist für die anspruchsvollen Bedingungen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie geeignet – das kann gefährlich für die Mitarbeiter werden.
(Bild: Lapp)

Ein wesentlicher Wachstumsfaktor für die Lapp Gruppe sind maßgeschneiderte Lösungen für ausgesuchte wachstumsträchtige Branchen. Lapp nutzt dabei sein Anwendungs-Know-how aus bestehenden Kundenbeziehungen und entwickelt exakt auf die Anforderungen der Branchen zugeschnittene Lösungen. Nun hat Lapp ein Portfolio für die Food-and-Beverage-Branche aufgelegt. Damit will der Stuttgarter Hersteller in den nächsten Jahren den Umsatz von heute 25 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro steigern.

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Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation: „Die wachsende Weltbevölkerung verlangt mehr und bessere Nahrung, auch in den westlichen Ländern ändern sich die Konsumgewohnheiten. Das bedeutet, dass Lebensmittel in höherer Qualität, effizienter und mit höherer Vielfalt produziert werden müssen. Dafür braucht man maßgeschneiderte Verbindungstechnik, die höchste Hygieneansprüche erfüllt.“ Das unterstreicht auch eine Studie von KPMG, wonach die Investitionen in neue Produkte und Prozesse ganz oben auf der Agenda von Topmanagern der Lebensmittelbranche stehen. Potentielle Kunden für Lapp sind neben den Nahrungs- und Getränkeherstellern selbst aber auch Maschinenbauer, die Abfüll- und Verpackungsanlagen, Dosier- und Portioniermaschinen, Cutter, Mischer und vieles mehr für die Nahrungs- und Getränkeindustrie herstellen.

Wie Lapp die Bedürfnisse der Branche identifiziert

Um die Anforderungen der Maschinen- und Anlagenbauer der Branche genau zu definieren, hat Lapp eine klassische Primär- und Sekundärmarktforschung durchgeführt. Genutzt wurde dafür das weltweite Lapp-Netzwerk an Vertriebsmitarbeitern und Produktmanagern. Lapp fragte die relevanten Informationen und Bedürfnisse direkt bei den Kunden der Branche ab. Des Weiteren flossen Erkenntnisse aus Expertengesprächen bei Institutionen wie EHEDG oder mit Anbietern wie ECOLAB ein. Zudem fanden Feldtests bei selektierten Kunden statt. Die Analyse ergab, dass ein ganz wichtiges Kriterium in der Branche die Beständigkeit gegen mechanische und chemische Beanspruchung ist, da diese vor allem bei der Reinigung von Lebensmittelanlagen eine Schwachstelle darstellen.

Bis zu 30 % der Tagesleistung von Anlagen werden aufgrund nötiger Reinigungsarbeiten eingebüßt, hier wird aufgeschäumt, geschrubbt, desinfiziert und heruntergewaschen. Doch nicht nur Maschinen-Stillstände, ob geplant oder ungeplant, sind in der Branche ein Thema, noch wichtiger ist die Sicherheit des Personals an der Maschine, das bei nicht geeigneten elektrischen Verbindungslösungen unter anderem der Gefahr eines elektrischen Schlages ausgesetzt ist. Georg Stawowy: „Der Hersteller will sich in der Regel nicht ausführlich mit der Verkabelung beschäftigen, das ist für den Betreiber einer Produktionsanlage nicht produktiv. Er will die Gewissheit, dass die Anlage einschließlich aller Komponenten zuverlässig und sicher funktioniert und die Anforderungen an Hygiene und Haltbarkeit erfüllt. Lapp kann das für die Verkabelung garantieren.“

Hygiene als oberstes Gebot

Die Anforderungen an die eingesetzten Produkte sind aufgrund teilweise hoher Dauertemperaturen, Feuchtigkeit, Beständigkeit gegenüber Chemikalien und Reinigungsmitteln besonders hoch. Das hat Auswirkungen auf das Produktdesign. Im klassischen Maschinenbau muss zum Beispiel die Hutmutter einer Kabelverschraubung möglichst griffig sein, damit man guten Halt findet. An einer Teigrührmaschine soll der Schraubenschlüssel zwar auch gut zupacken, vor allem aber dürfen Lebensmittelreste oder Keime keinen Halt finden. Deshalb hat Lapp die Kabelverschraubung Skintop Hygienic aus Edelstahl entwickelt. Statt eines Sechskants gibt es nur zwei Flächen, an denen ein Schraubenschlüssel greifen kann. Auch weist die Oberfläche aufgrund einer speziellen Bearbeitung eine sehr geringe Rauheit auf. Und statt Standard-Dichtungen kommen spezielle Formteile zum Einsatz, die durchgängig vollkommen ebene Übergänge sicherstellen – ohne Ritzen oder Zwischenräume, in denen sich Verschmutzungen festsetzen könnten.

Produkte erfüllen strenge internationale Anforderungen

Lapp bietet ein komplettes Portfolio für die Bedürfnisse der Lebensmittel- und Getränkeindustrie an. Die Komponenten erfüllen strenge internationale Anforderungen, etwa die Design-Vorgaben nach EHEDG, oder sind für die Verträglichkeit mit ECOLAB-Reinigungsmitteln zertifiziert. Mittlerweile werden diese Produkte in allen Regionen der Welt verkauft, der Anteil am Umsatz wächst kontinuierlich. Laut Lapp hat das Unternehmen im Wettbewerbsvergleich den Vorteil, dass das Portfolio breit aufgestellt ist – beginnend beim Kabel über Verschraubungen, Stecker oder Kabelkennzeichnungssysteme. Damit will Lapp als Lösungsanbieter für Unternehmen der Lebensmittel- und Getränketechnologie auftreten. Und auch die Beratung wird immer wichtiger. 95 % der Betriebe in der Ernährungsindustrie sollen kleine und mittelständische Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern sein. Sie haben in der Regel wenig spezielles Know-how über die Verkabelung ihrer Anlagen. „Die Beratungs- und Lösungskompetenz ist unser Trumpf. Denn jeder Unternehmer weiß, dass Stillstände für Wartung und Instandsetzung minimiert werden müssen, um möglichst effizient zu produzieren“, sagt Stawowy.

Das Geschäftsjahr 2015: mehr Umsatz, mehr Mitarbeiter, mehr Gewinn

Lapp hat das abgelaufene Geschäftsjahr 2014/2015 (1. Oktober bis 30. September) mit einem deutlichen Umsatzwachstum abgeschlossen. Nach zwei Jahren flacher Umsatzentwicklung stieg der Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 8,1 % auf 886 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern erhöhte sich um 11,3 % auf 41,3 Mio. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf rund 3300 Beschäftigte. Andreas Lapp, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Lapp Holding AG: „Wir haben unsere Ziele im Wesentlichen erreicht und unsere Marktposition weiter ausgebaut. Während der VDMA 2015 für den Maschinen- und Anlagenbau – dem wichtigsten Absatzmarkt der Lapp Gruppe – ein Null-Wachstum prognostiziert hatte, konnten wir uns ganz klar vom allgemeinen Trend erfolgreich absetzen. Wir sind besser als der Branchendurchschnitt.“ Damit ist es der Lapp Gruppe gelungen, sich von der durchwachsenen Entwicklung und der eintrübenden Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten abzukoppeln. Dazu sollen vor allem Initiativen im Vertriebsbereich, Aktivitäten im Infrastruktursegment, das Systemgeschäft sowie die konsequente Erschließung von neuen Marktsegmenten beigetragen haben. Die Umsatzsteigerung wurde auch von der Währungsentwicklung außerhalb des Euroraums positiv beeinflusst. Der für das Unternehmen wichtige Kupferpreis ist im Jahresdurchschnitt nur marginal gestiegen (von 525 Euro/100 kg auf 527 Euro/100 kg).

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Positive Entwicklung in allen Regionen

In allen drei Regionen der Lapp Gruppe haben sich die Umsätze positiv entwickelt.

Europa ist mit einem Anteil am Gesamtumsatz von 66,5 % der wichtigste Absatzmarkt für die Lapp Gruppe. Der Umsatz stieg um 2,8 % auf 589,6 Millionen Euro (Vorjahr: 573,7 Mio. Euro). Der bedeutendste Einzelmarkt ist hier Deutschland mit einem Umsatzanteil von über 30 %. Hier lag der Umsatz bei 268,5 Mio. Euro (Vorjahr 264,8 Mio. Euro). Positiv haben sich auch die Umsätze in Benelux, Österreich, Rumänien, Polen und Italien entwickelt.

Amerika (USA, Kanada, Mittel- und Südamerika) konnte seinen Umsatz sogar um 26,1 % auf 107,7 Mio. Euro (Vorjahr 85,4 Mio. Euro) steigern. Damit stieg auch der Umsatzanteil von 10,4 % auf 12,2 %. Starken Einfluss auf dieses deutliche Wachstum hatte vor allem der hohe Durchschnittskurs des Dollars und die Erstkonsolidierung von Cabos Lapp Brasil, wo Lapp ein neues Produktionswerk eröffnet hat.

Asien (mit Afrika, Australien und Neuseeland) konnte ebenfalls mit einem Umsatzwachstum um 17,4 % auf 188,9 Mio. Euro (Vorjahr 160,9 Mio. Euro) punkten. Der Umsatzanteil stieg auf 21,3 %. Neben währungsbedingten Effekten konnte insbesondere Lapp Korea seinen Umsatz erheblich steigern.

Solide Ertrags- und Finanzlage

Lapp empfindet seine Ertrags- und Finanzlage als sehr solide. Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 3,1 % auf 3300 Beschäftigte. Die Sachkosten (bestehend aus Personalkosten, Abschreibungen und sonstigen betrieblichen Aufwendungen, abzüglich sonstiger betrieblicher Erträge) stiegen von 285,9 Mio. Euro auf 305,5 Mio. Euro. Gleichzeitig ist es gelungen, das Ergebnis vor Steuern um 11,3 % auf 41,3 Mio. Euro zu steigern. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich leicht auf 57 %. Finanzvorstand Andreas Hermann: „Die Lapp Gruppe hat sich sehr gut behauptet und steht ausgesprochen solide da. Die Weichen für ein langfristig stabiles Wachstum sind gestellt.“

Investitionen für weiteres Wachstum

Im Geschäftsjahr 2014/2015 hat die Lapp Gruppe 20,4 Mio. Euro investiert. Zu den größten Projekten zählte der weitere Roll-out der neuen SAP-Software ECC 6.0 und die Kapazitätserweiterung in wichtigen Werken. So wurde im indischen Bangalore das Produktionswerk durch einen Erweiterungsbau nahezu verdoppelt. Im französischen Werk in Forbach wurde eine neue Drahtziehmaschine in Betrieb genommen, mit der die Produktion von Kupferdrähten verdoppelt werden kann. Laut Lapp ist das Unternehmen damit technologisch führend. In Russland wurde mit dem Bau eines neuen Verwaltungs- und Logistikzentrums begonnen. Im Frühjahr 2015 wurde mit dem Bau der neuen Lapp Europazentrale am Firmenstammsitz in Stuttgart-Vaihingen begonnen. Die Investitionssumme, die durch die Lapp Immobilien GmbH & Co. getragen wird, liegt bei rund 28 Mio. Euro.

Die wichtigste Ressource ist der Mensch

„Erst unsere engagierten Mitarbeiter machen Lapp zu einem erfolgreichen Unternehmen“, sagt Andreas Lapp. Deshalb wurde ein Personalentwicklungskonzept für alle Gesellschaften der Lapp Gruppe entwickelt. In verschiedenen Programmen können sich Mitarbeiter weiterqualifizieren. So soll die Zahl der Führungskräfte aus den eigenen Reihen weiter erhöht werden.

Aktuell erlernen in Deutschland 60 Auszubildende in elf Ausbildungsberufen und Studiengängen der dualen Hochschule bei Lapp einen Beruf. Erstmals ist auch ein Flüchtling aus Eritrea mit dabei. Auf Grund der positiven Erfahrungen wird Lapp innerhalb von drei Jahren neun anerkannten Flüchtlingen die Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer ermöglichen. Vor dem eigentlichen Start der Ausbildung durchlaufen die Flüchtlinge eine 6- bis 12-monatige IHK-Einstiegsqualifikation.

Wegen ihrer familienbewussten Unternehmenskultur wurde die U.I. Lapp GmbH bereits vor drei Jahren mit dem Zertifikat „berufundfamilie“ ausgezeichnet, das unter der Schirmherrschaft des Bundesfamilienministeriums vergeben wird. Gegenwärtig wird dieses Zertifikat erneuert und die U.I. Lapp GmbH ist auch 2016 wieder in der Endrunde der prämierten Unternehmen.

Positiver Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr

Die Lapp Gruppe ist gut gestartet. Auch in diesem Geschäftsjahr geht das Unternehmen von einem moderaten Umsatzwachstum aus. Andreas Lapp: „Wichtige Impulse erwarten wir vor allem in Asien und Amerika sowie aus Zentraleuropa. Allerdings können Volatilitäten bei Wechselkursen und dem Kupferpreis das Wachstum beeinflussen.“ (sh)

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