Technik kurz erklärt Die Entwicklung des Steh-Sitz-Tisches
In unserer Serie „Technik kurz erklärt“ stellen wir regelmäßig Meisterwerke der Konstruktion und besondere Entwicklungen vor. Heute: der höhenverstellbare Steh-Sitz-Tisch.
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Der 15. März ist jedes Jahr der Rückengesundheit gewidmet. Wir nehmen das zum Anlass, in unserer Rubrik „Technik kurz erklärt“ die Entwicklung des höhenverstellbaren Schreibtischs, häufig als Steh-Sitz-Tisch bezeichnet, in den Fokus zu rücken.
In den letzten Jahren ist die Ergonomie am Arbeitsplatz immer stärker in den Fokus gerückt und damit auch der höhenverstellbare Schreibtisch. Die Vorteile dieser sogenannten Steh-Sitz-Tische: Sie ermöglichen einen unkomplizierten Wechsel der Arbeitshaltung vom Sitzen in den Stand und wieder zurück. Da der Mensch nicht für stundenlanges Sitzen gemacht ist, kann mit dieser ergonomischen Stellschraube Rückenkrankheiten vorgebeugt werden. Zudem steigen Leistung, Konzentrationsfähigkeit und Motivation, Ausfallzeiten minimiert.
Diese Vorteile hat Arbeiten im Stehen:
- Langes Sitzen führt zu einer zunehmenden Muskelerschlaffung, die zu Schmerzen im Rücken führen können. Wer beim Arbeiten regelmäßig eine aufrechte Körperhaltung einnimmt, kann seinen Rücken und Nacken gezielt entlasten.
- Sitzen ist nachteilig für die Durchblutung – die Beine fühlen sich schwer an. Im Stehen kann das Blut besser zirkulieren.
- Weil der Oberkörper im Stehen mehr gestreckt wird, fällt das Atmen leichter.
- Regelmäßiges Stehen verhindert einen Muskelschwund in den Beinen und kräftigt sie gleichzeitig.
Wer hat den Steh-Sitz-Tisch erfunden?
1910 entwickelte und produzierte der Büromöbelhersteller Reiss (Bad Liebenwerda) den ersten Sitz-Steh-Tisch „Reform“. Sein Ziel: Jeder sollte nach seinem Gefühl zwischen Sitzen und Stehen wählen können. Der für die damalige Zeit revolutionäre Sitz-Steh-Arbeitstisch setzte neue Maßstäbe und gilt heute als Urahn aller modernen Sitz-Steh-Arbeitsplätze. Die Vorteile, die Reiss im damaligen Katalog anpries, sind bis heute gültig und eine Empfehlung von Arbeitswissenschaftlern und Medizinern:
Man ist mithin bei meinem Reform-Schreibtisch in der Lage, ebensogut sitzend, als auch im nächsten Augenblick stehend arbeiten zu können, je nachdem das körperliche Wohlbefinden gerade dazu neigt. Gesundheit, Arbeitsfreudigkeit und Arbeitsleistung werden (...) gehoben, denn der Körper braucht sich bei der Ausführung stundenlanger Schreib-Arbeiten nicht den geringsten Zwang anzutun (...).
Standfestigkeit bei jeder Höheneinstellung, die sekundenschnelle Anpassung der Arbeitshöhe an die Größe des Benutzers sowie die Hochwertigkeit der Materialien und Verarbeitung waren weitere Qualitäten, die für den „Reform“ ins Feld geführt wurden.
Wer hat den elektrisch verstellbaren Schreibtisch erfunden?
Ende 1998 hat Linak, Spezialist für elektrische Linearantriebstechnik, das erste elektrisch höhenverstellbare System für Schreibtische auf den Markt gebracht. Das Unternehmen hatte bereits Erfahrung mit der Höhenverstellung: Beispielsweise hatten die Experten bei Linak parallel laufende Linearantriebe für Krankenhausbetten und verschiedenen Arten von Gleitsteinen für medizinische Anwendungen entwickelt.
Damals kamen andere Unternehmen auf Linak zu, die nach Wegen suchten, um die Ergonomie und den Komfort beim Arbeiten in Nischenbereichen wie den Arbeitsplätzen von Architekten, Ingenieuren, Fotografen sowie bei Küchen- und Badanwendungen für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Gemeinsam mit dem Unternehmen Grüttner, das sich damals als Metallbauer mit Linearführungen für medizinische Produkte beschäftigte, machte sich Linak an die Entwicklung: Aus dem elektrischen Antrieb LA28 von Linak und Metallführungen von Grüttner ist das Hubsystem DL1 entstanden, die Geburt des elektrisch höhenverstellbaren Tisches.
Das System bestand aus:
- einem Bedienelement zur einfachen Verstellung der Tischhöhe,
- einer Steuereinheit für sanfte Bewegungen des Tisches und
- einem „elektrischen Tischbein“ namens Desklift 1 (DL1).
Auf der Website von Linak heißt es dazu:
Alles, was wir heute bei einem höhenverstellbaren Schreibtisch für selbstverständlich halten, war 1998 vollkommen bahnbrechend: Verstellsysteme aus Motoren und Spindeln zusammenzubauen, um eine Hubsäule zu erhalten, die für eine gleichmäßige, ruhige vertikale Verstellung sorgt – und all das in einem schlichten, effizienten Gesamtpaket unterzubringen, waren wirklich innovative Durchbrüche.
Vorreiterrolle Skandinaviens
Als elektrisch höhenverstellbare Tischsysteme sich auch außerhalb von Industriearbeitsplätzen in Bürotischen zu verbreiten begannen, nahm die Nachfrage rasch zu. Mit der Einführung des Linak DL1 haben eine Reihe von zunächst europäischen Möbelhersteller begonnen, höhenverstellbare Schreibtische mit dem DL1-System auf den Markt zu bringen. In der Folge wurde das elektrische Hubsystem von Möbelherstellern auf der ganzen Welt eingesetzt und die Nachfrage stieg rapide an – zumindest in den skandinavischen Ländern. Hier lag der Anteil an elektrisch höhenverstellbaren Arbeitsplätzen im Jahr 2005 Linak zufolge bereits bei über 90 Prozent.
Tipps für die richtige Einstellung eines höhenverstellbaren Schreibtisches
- Die Schultern sollten entspannt sein (weder angespannt, noch hochgezogen).
- Die Unterarme liegen ganz oder zumindest teilweise auf der Tischfläche auf.
- Beide Füße stehen fest auf dem Boden und werden gleichmäßig belastet.
- Nicht mit dem Bauch an der Schreibtischkante anlehnen. Dabei handelt es sich um eine Schonhaltung, die nicht nur unangenehm für den Bauch, sondern auch für den Rücken ist.
- Der Winkel zwischen Oberarm und Unterarm beträgt ungefähr 90°.
- Die Schultern sollten entspannt sein (weder angespannt, noch hochgezogen).
- Besonders gut für den Rücken ist eine häufige Änderung der Position. Weder nur sitzen, noch nur stehen ist gesund.
Die Tipps stammen von der Website www.blitzrechner.de, wo Sie noch weitere Ratschläge und Rechner rund um das Thema Ergonomie am Arbeitsplatz finden.
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