Technik kurz erklärt Die Entwicklung des Spreizdübels
In unserer Serie „Technik kurz erklärt“ stellen wir Meisterwerke der Konstruktion vor. Heute: der Spreizdübel.
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Er gilt als einer der produktivsten Erfinder Deutschlands – insgesamt 2252 Patente und Gebrauchsmuster laufen beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) auf den Namen Artur Fischer. Seine sicher bekannteste Erfindung meldete er am 7. November 1958 an: den Spreizdübel (Patentschrift Nr. 1 097 117).
Werdegang Artur Fischers
1919 in Tumlingen im Nordschwarzwald geboren, soll ein zu Weihnachten geschenkter Märklin-Bausatz seinen Erfinder-Geist schon als Zehnjähriger geweckt haben. Man sagt Artur Fischer nach, ein erfinderischer Geist durch und durch gewesen zu sein. Das Tüftler-Gen hatte er wohl von seiner Mutter mitbekommen, die aus einer Techniker-Familie stammte. Eines seiner Mottos war:
Geht nicht, gibt's nicht!
Vor dem Krieg hatte er zunächst eine Schlosserlehre absolviert, 1948 gründete er sein Unternehmen „Artur Fischer Apparatebau“. In den frühen Nachkriegsjahren bastelte er unter anderem elektrische Feueranzünder, die er gegen Nahrungsmittel oder Werkzeug eintauschte.
Im Jahr 1958 war Artur Fischer schließlich auf der Suche nach einer einfachen Lösung, um Schrauben in Wänden sicher zu fixieren. Bis dato hatte man einen Holzklotz in ein Mauerloch eingegipst und nach der Trocknung eine Holzschraube eingedreht. Dübel gab es zwar bereits, aber sie waren meist aus Metall, hatten einen Hanf-Kern und hielten schlecht. Aus einem Stück Nylon schnitzte Artur Fischer seinen ersten Spreizdübel.
Seine Erfindung ist – wie so häufig – schlicht, aber genial: Beim Eindrehen einer Schraube spreizen sich die beiden Dübelhälften auf. Dabei pressen sich Sperrzungen und Zähne elastisch gegen die Bohrlochwand und verhindern ein Mitdrehen des Dübels. Die sägezahnförmigen Einschnitte, die das verdrängte Material aufnehmen, erhöhen die Festigkeit der Verbindung.
Mit seiner Erfindung sollte sich das Problem lösen, dass die bereits bekannten Spreizdübel zu kleine Einschnitte am Umfang hatten und so nicht weit genug eingedreht werden konnten, um eine sichere Verbindung in sehr hartem Mauerwerk zu ermöglichen.
- Dazu hat der Schlitz des Dübels die Form einer vom vorderen Ende geführten Aufspaltung.
- Parallel zur Schlitzebene bleibt die volle Dübelbreite erhalten.
- Die senkrecht dazu stehenden säbelzahnförmigen Einschnitte entsprechen etwa dem Querschnitt der vorspringenden Zähne.
- Der Querschnitt der Einschnitte und Zähne ist trapezförmig.
- Als Material eignen sich Polyamide.
Was Artur Fischer entwickelt hat
- Viele der unzähligen Erfindungen Artur Fischers befassten sich mit Klebe- und anderen Befestigungsmöglichkeiten, auch für die Medizintechnik (s. Bildergalerie)..
- Seine ersten Patente kamen aber aus einem ganz anderen Bereich: Artur Fischer entwickelte zu Anfang seiner Erfinder-Karriere Blitzgeräte für Fotoapparate. Der bis dahin gängige Magnesiumblitz, der mit Feuer angezündet werden musste, war dem Tüftler wohl nicht ganz geheuer – Schuld daran war wohl eine Fotografin, die seine neugeborene Tochter in der mit viel Holz verzierten Wohnung mit dem nicht ganz ungefährlichen Blitz ablichten wollte.
- Fischer war überzeugt, dass bereits Kinder früh dazu ermuntert werden sollten, neugierig und kreativ zu sein. Dies macht sich auch in seinen Spielzeug-Entwicklungen bemerkbar. So sind die Fischertechnik-Baukästen, ursprünglich als Weihnachtsgeschenk für Kunden gedacht, legendär: Mit diesem Konstruktionsspiel kann technisches Grundwissen erworben und die Phantasie gefördert werden. Die ersten Experimentierkästen kamen 1966 auf den Markt und sind bis heute sehr beliebt. Auch in Sachen Nachhaltigkeit war Fischer aktiv: Das kompostierbare und essbare Bastelspielzeug „Fischer TiP“ entwickelte der Erfinder 1998 mit knapp 80 Jahren.
- Seine letzten Patentanmeldungen machte er 2014 im Alter von 94 Jahren. Dabei handelte es sich um rutschsichere Eierbecher, die das Aufschneiden des Eis erleichtern sollen.
Wer hat den Dübel erfunden?
Ob der Plastik-Dübel wirklich Fischers Erfindung war, ist nicht ganz klar. Mats Thorsman, Sohn des schwedischen Erfinders Oswald Thorsman, hat bereits ein Jahr vor Fischer ein Patent über einen Kunststoff-Spreizdübel eingereicht. Was aber als sicher gilt: Artur Fischer hat als erster die spezielle Form des Plastik-Dübels entwickelt und sich ebendiese Erfindung patentieren lassen.
Wichtige Stationen in Fischers Leben | |
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1919 | Artur Fischer wird in Tumlingen geboren |
1948 | Gründung seines eigenen Unternehmens |
1949 | Erfindung eines Blitzlichtgerätes für Fotoapparate mit synchroner Auslösung |
1958 | Erfindung des S-Dübels |
1963 | Erfindung einer Mehrfachblitzlampe auf einem gemeinsamen drehbaren Sockel |
1964 | Erfindung des Fischertechnik-Baukastens |
1970 | Erfindung mehrerer Dübel zur Fixierung von Knochenbrüchen |
1997 | Umzug in das neu erbaute Forschungs- und Entwicklungszentrum |
1980 | Übergabe der Geschäftsführung an seinen Sohn Klaus Fischer |
1998 | Entwicklung des Spielzeugs Fischer TiP aus pflanzlicher Stärke |
2016 | Artur Fischer stirbt im Kreis seiner Familie |
Quellen:
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